Die erste Etappe des Bäderradwegs verläuft auf dem Bodensee-Radweg, vorbei an der Klosterkirche Birnau zwischen Überlingen und Unteruhldingen. Foto: Jo Herrmann

Wie an einer Perlenkette reihen sich neun Kurorte entlang des neuen Bäderradwegs von Überlingen nach Bad Wörishofen auf. Wir haben einige Tipps zusammengestellt.

Bad Wörishofen - Das E-Bike surrt über den Asphalt, mit jeder Umdrehung verflattert der Alltag. In der Ferne ragen schneebedeckte Alpen über die wiesengrüne Landschaft, Obstbäume stehen in voller Blüte. Rund 50 Kilometer sind es von Aulendorf bis Bad Wurzach. Und dank E-Bike sind die knapp 570 Höhenmeter fast ein Kinderspiel. Damit bleibt genügend Zeit für Erkundungen. Denn es wäre viel zu schade, an den Kleinoden dieser Landschaft vorbeizuradeln.

Eingebettet in die hügelige Moränenlandschaft des Alpenvorlandes liegt das Wurzacher Ried, eine der größten Moorlandschaften in Süddeutschland. Das Moor ist dort bis zu fünf Meter dick. Das Ried kann auf Holzsteigen, federnden Torfwegen und Pfaden erkundet werden. Über 2500 Pflanzen, Tiere und Pilze sind hier nachgewiesen. Viel darüber erfährt man in der Ausstellung „Moor Extrem“ im Naturschutzzentrum Wurzacher Ried. Wer sich noch mehr mit der Materie beschäftigen möchte, steigt in ein Moorbad.

Seit 1936 wird das schwarze Gold zu therapeutischen Zwecken verwendet. Die Oberin des Klosters witterte damals neue Einnahmequellen und zeigte sich von der Möglichkeit, Moorbäder zu verabreichen, begeistert. Angeblich reisten eine Ordens- und eine Krankenschwester inkognito ins bayerische Bad Aibling, um sich mit dem Moorbaden vertraut zu machen. Doch die wissbegierigen Schwestern flogen auf und mussten unverzüglich die Koffer packen. Das konnte den Klosterorden nicht daran hindern, eigene Moorbäder für Kurgäste zu verabreichen. So entstand das erste Moorheilbad Baden-Württembergs.

Ein Moorbad wirkt positiv bei chronischen Schmerzen

Dem Moorbad wird eine entschlackende und entspannende Eigenschaft zugesagt. Das bis zu 40 Grad heiße Moorwasser, bestehend aus zwei Teilen Badetorf und einem Teil Wasser, setzt eine Reihe von Selbstheilungsprozessen in Gang, die sich positiv bei chronischen Schmerzen auswirken sollen.

Im Kurhotel am Reischberg wird das Moorbad im Holzzuber eingelassen. Die dunkle Brühe riecht brackig und sieht aus wie Klärschlamm. Zugegeben, es bedarf Überwindung, in das zähflüssige Moorwasser zu steigen. Allerlei organische Stoffe wie Extraktbitumen, Huminsäuren, Lignin und Humine enthält die Brühe, die den Körper in ein künstliches Fieber versetzt. In der Wanne entsteht ein eigenartiges Schwebegefühl. Hebt man den Körper ein wenig an, sinkt man nicht auf den Zuberboden. Ein Moorbad darf nur unter Aufsicht und mit vorheriger ärztlicher Untersuchung verabreicht werden. Der Arzt setzt auch die Dauer und Temperatur des Bades fest.

Bis in die 50er Jahre wurde hier Torf abgebaut und per Eisenbahn nach Stuttgart verfrachtet. Daran erinnert der kleine Stuttgarter See, der während dieser Zeit entstanden ist. Seit 1996 ist der Abbau des Torfes für Moorbäder im Wurzacher Ried nicht mehr gestattet. Der Torf für medizinische Zwecke stammt seitdem aus dem Reicher Moos.

Am Federsee finden 70 Tagfalterarten reichlich Nahrung

Ein weiterer Höhepunkt auf dem Bäderradweg ist Bad Buchau mit dem urigen Federsee. Ein hölzerner Steg führt zunächst durch Feuchtwiesen, dann durch meterhohes Schilf, das den See wie einen Gürtel umgibt. Im Schilf leben über 270 Vogelarten, blühen zehn Orchideenarten, über 70 Tagfalterarten finden hier reichlich Nahrung. Vom Aussichtsturm hat man einen Überblick über die tundraartige Landschaft des Federseebeckens. Wer die mystische Stimmung des Sees aufnehmen möchte, sollte zum Sonnenuntergang kommen oder ein Boot mieten. Danach bleibt reichlich Zeit für ein ausgiebiges Bad in den Adelindis-Thermen. Bis 22 Uhr geöffnet, können Gäste in den beiden großen Außenbecken unter freiem Sternenhimmel im blubbernden Wasser entspannen.

Auch kulturhistorisch Interessierte kommen nicht zu kurz. In Steinbach bei Bad Schussenried lohnt ein Stopp bei der Wallfahrtskirche, die als „schönste Dorfkirche der Welt“ bezeichnet wird und unbedingt von innen besichtigt werden sollte. Der Innenraum der Barockkirche weist bedeutsame Deckenfresken auf und gilt als eine der großen Meisterwerke des frühen Rokoko.

Welche Route auf dem Schwäbischen Bäderradweg gefahren wird, bleibt dem Radler überlassen. Die Aufteilung der Strecken kann individuell nach Zeit und Kondition vorgenommen werden. Der Bäderradweg ist durchgängig in beide Richtungen beschildert, so dass man sich gut zurechtfindet. Außerdem kreuzen weitere Radfernwege die Partnerstädte der Schwäbischen Bäderstraße. Mit dem Donau-Bodensee-Weg, dem Oberschwaben-Allgäu-Weg, der Radrunde Allgäu und dem Bodenseeradweg stehen Radfahrern fast unbegrenzte Möglichkeiten zur Tourenplanung zur Verfügung.