Die Furcht vor unabsehbaren Folgen eines Brexit ohne Vertrag hält den Leitindex Dax in Schach. Foto: AFP

Die Unsicherheit über die Auswirkungen des Brexits wächst. Die Chancen auf eine baldige Erholung des Deutschen Aktienindex (Dax) stehen deshalb schlecht, sagt Wirtschaftsredakteurin Barbara Schäder.

Frankfurt - Keep calm and carry on“ – mit dieser Durchhalteparole versuchte die britische Regierung im Zweiten Weltkrieg die Moral der von Bombenangriffen zermürbten Bevölkerung aufrechtzuerhalten. Damals erwarben sich die Briten den Ruf eines bewundernswerten Stoizismus.

Aktuell kann davon allerdings keine Rede sein – der bevorstehende Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union (Brexit) lässt auf der Insel die Emotionen hochkochen. Die von Premierministerin Theresa May mit den Chefunterhändlern der Europäischen Union (EU) ausgehandelten Trennungsmodalitäten kamen in London so schlecht an, dass May nach dem Rücktritt mehrerer Minister sogar ein Misstrauensvotum droht.

Die Krise der britischen Regierung ist für Unternehmen und Anleger in ganz Europa ein Problem, denn die Gefahr, dass die vorläufige Einigung zwischen Brüssel und London platzt, ist groß. Firmen und Marktteilnehmer brauchen aber dringend eine verlässliche Planungsgrundlage für die Vorbereitung des Brexits, der schließlich schon im März vollzogen werden soll.

Keine Jahresendrallye zu erwarten

Die Chancen auf eine baldige Erholung des Deutschen Aktienindex (Dax) stehen deshalb schlecht. Mit einer Jahresendrallye rechnet derzeit kaum noch jemand. Aber noch gehen die meisten Banken trotz aller Turbulenzen davon aus, dass sich ein ungeordneter Brexit mit schwerwiegenden Folgen für die exportorientierte deutsche Volkswirtschaft am Ende vermeiden lässt. Die Landesbank Baden-Württemberg etwa erwartet für 2018 ein Wirtschaftswachstum von 1,8 Prozent und zumindest im ersten Halbjahr auch eine Erholung an den Aktienmärkten: „Für die Jahresmitte sehen wir ein Dax-Niveau von 13 000 Punkten“, schreibt LBBW-Chefvolkswirt Uwe Burkert. „Das zweite Halbjahr 2019 wird indes für deutliches Störfeuer durch steigende Inflationsraten und Anleiherenditen sorgen sowie mit einer sich abschwächenden US-Konjunktur. Ich rate dazu, besonders konjunkturreagible Aktien im zweiten Halbjahr in defensivere Papiere zu tauschen.“

Ob sich die Lage im ersten Halbjahr allerdings tatsächlich bessert, hängt maßgeblich vom Fortgang der Brexit-Verhandlungen ab. Anleger müssen wachsam bleiben.