In vielen Betrieben müssen Lehrstellen offen bleiben – insgesamt rund 6000 dieses Jahr. Foto: Fotolia

Durch den demografischen Wandel und den Trend zum Studium dürften in Baden-Württemberg 6000 Lehrstellen unbesetzt bleiben. Die am stärksten betroffenen Betriebe sind die, in denen die Arbeit „laut und schmutzig“ ist und deren Arbeitszeiten „wenig ­Disko-kompatibel“ sind.

Durch den demografischen Wandel und den Trend zum Studium dürften in Baden-Württemberg 6000 Lehrstellen unbesetzt bleiben. Die am stärksten betroffenen Betriebe sind die, in denen die Arbeit „laut und schmutzig“ ist und deren Arbeitszeiten „wenig Disko-kompatibel“ sind.

Stuttgart - Die Zahl der Ausbildungsverträge in Baden-Württemberg geht das dritte Jahr in Folge zurück. Das hat die Industrie- und Handelskammer (IHK) am Montag mitgeteilt. Haben 2013 landesweit noch 40 560 junge Menschen eine Ausbildung in einem IHK-Betrieb begonnen, waren es zum Stichtag am 1. September 2014 nur 39 824. Das entspricht einem Rückgang von rund zwei Prozent.

Ähnlich gestaltet sich die Lage auch in Stuttgart und der Region, wo die IHK 9 400 begonnene Ausbildungen in 2014 registriert hat – ebenfalls zwei Prozent weniger als in 2013. In Baden-Württemberg könnten laut IHK dieses Jahr 6000 Lehrstellen offen bleiben. Die Schere zwischen angebotenen Lehrstellen und tatsächlich eingestellten Azubis klafft damit weiter auseinander. Dazu sagt IHK-Geschäftsführer Andreas Richter: „Fehlende Auszubildende von heute sind fehlende Fachkräfte von morgen.“

Die am stärksten betroffenen Betriebe seien die, in denen die Arbeit „laut und schmutzig“ sei und deren Arbeitszeiten „wenig Disko-kompatibel“ seien, sagt Richter mit Blick auf die Vorlieben der Jugendlichen. Doch auch die Hotellerie – nicht unbedingt in die Kategorie „laut und schmutzig“ fallend – klagt über den anhaltenden Mangel an Azubis und Fachkräften. Außerdem suchen Betriebe in der Metallverarbeitung, im Handel und der Informationstechnik händeringend nach neuen Auszubildenden.

Als Gründe für den dritten Rückgang der Azubi-Verträge in Folge identifiziert Richter den sich durchschlagenden demografischen Wandel sowie den Trend zum Studium. Um die Schere zwischen angebotenen Lehrstellen und abgeschlossenen Ausbildungsverträgen zu schließen, empfiehlt die IHK, neuen Zielgruppen die Ausbildung schmackhaft zu machen. Er hat dabei nicht zuletzt die Studienabbrecher im Blick: Rund ein Fünftel aller Studenten verlasse die Hochschule ohne Abschluss – sie könnten auch quer in eine Berufsausbildung einsteigen, sagt Richter. Von der Politik fordert er, Lehrerstellen an den Berufsschulen aufzubauen. Außerdem würden es die Kammern im Land begrüßen, wenn die duale Ausbildung in den Schulen stärker als Alternative zum Studium gesehen würde.