Die Besucher der Messe konnten auch selbst Hand anlegen. Foto: Max Kovalenko

Bei der Messe „Hands up“ des Stuttgarter Handwerks präsentieren 34 Aussteller ihre Berufe. Vor allem auf Benehmen und Eigeninitiative komme es an, sagen die Vertreter der Innungen.

Stuttgart - Fritz Kuhn kämpft sich durch das dichte Gedränge im dritten Obergeschoss des Stuttgarter Rathauses. Schon am Vormittag ist der Andrang auf die Stände der zweitägigen Ausbildungsmesse riesig. Den Oberbürgermeister stört das nicht – im Gegenteil: „So eine Veranstaltung gehört mitten in die Stadt und nicht irgendwo nach draußen, wo vielleicht mehr Platz ist.“ Insgesamt sind 34 Aussteller gekommen, um die verschiedenen Handwerksberufe zu präsentieren. Unter ihnen sind vor allem Vertreter verschiedener Handwerksberufe, die Innungen. Diese spielten eine immer wichtigere Rolle bei der Vertretung des Handwerks nach außen, sagt Alexander Kotz, Vizepräsident der Handwerkskammer. Er ergänzt:„Wir spüren die Tendenz zur Akademisierung schon sehr stark. Immer mehr Leute wollen studieren und entscheiden sich dann gegen eine Ausbildung.“

Diese Entwicklung macht Luis Schneller, Mitglied der Bau-Innung Ludwigsburg Stuttgart, keine großen Sorgen. Er sagt: „Parallel zur Ausbildung kann man auch seine Fachhochschulreife machen.“ Danach stünden einem alle Türen offen. „Studium, Meisterbrief, sonstige Weiterbildung: Alles ist möglich“, sagt Schneller. Auch Hans-Peter Hofmann betont, wie vielfältig Handwerksberufe sein können. Am Stand der Friseur-innung Stuttgart/Ludwigsburg stehen Friseurinnen im ersten Lehrjahr, die dort ihr Können unter Beweis stellen. Wer will, kann sich von ihnen frisieren lassen. „In diesem Beruf fegt man nicht nur Haare zusammen. Da ist von Anfang an mehr dabei“, sagt Hofmann. Was ihm wichtig ist: gutes Benehmen, ein ordentliches Erscheinungsbild und eine positive Ausstrahlung. Schulnoten hätten nicht die oberste Priorität. „Wenn da mal jemand einen Dreier in Mathe hat, ist das noch lange kein Grund, ihn nicht zu nehmen.“ Eine gute Bildungsgrundlage sei dennoch unabdingbar. „Aus diesem Grund sind wir heute auch zusammen mit der gewerblichen Schule Im Hoppenlau hier“, sagt Hofmann.

Ausbildung zur Make-up-Artistin

Für Peter Böhmler, Vorstandsmitglied der Metall-Innung Stuttgart, ist aber noch etwas ganz anderes von Bedeutung: Eigenständigkeit. „Wenn sich jemand bei mir vorstellt, dann muss er es selbst tun – und nicht seine Mami.“ Häufig habe er schon erlebt, wie die Mutter bei einem Bewerber das Gespräch geführt habe. „Erfolgserlebnisse sind eine Grundvoraussetzung dafür, dass man seinen Beruf gerne macht. Doch wie soll man die haben, wenn einem alles abgenommen wird?“, sagt Böhmler.

Erfolgserlebnisse hat Dana Völker schon gehabt, dennoch kommt sie gerne zur Messe. Die 21-Jährige, die zurzeit eine Ausbildung zur Make-up-Artistin macht, steht am Stand der Staatstheater Stuttgart. „Für mich ist das interessant, weil bei den Maskenbildnern auch mit Perücken gearbeitet wird. Ich habe das bisher noch nicht gemacht, finde das aber total spannend.“

Die Messe hat noch am Samstag, 11. Februar, von 9 bis 15 Uhr geöffnet. Neben den Ständen macht auch ein professioneller Fotograf kostenlose Bewerbungsfotos. Im vierten Obergeschoss des Rathauses können Interessierte ihre Bewerbungsmappe von Ausbildern durchsehen lassen und sich hilfreiche Ratschläge abholen. Dazu gibt es zahlreiche Gewinnspiele und Stände, an denen Besucher selbst Hand anlegen können.