Wer Friseur lernt, könnte auch außerhalb der Landesgrenzen Neues lernen - in der Realität passiert das nur selten Foto: Peter-Michael Petsch

Nur wenige Azubis gehen für ein Praktikum ins Ausland. In Baden-Württemberg ist es nur jeder Hundertste. Dabei gibt es viele Programme, bei denen EU, Länder, Handwerks- wie Industrie- und Handelskammern Unternehmen helfen, Auslandsaufenthalte zu organisieren und zu finanzieren.

Stuttgart - Nur wenige Auszubildendegehen für ein Praktikum ins Ausland. Zwar hat sich der Anteil in Deutschland seit 2009 auf vier Prozent verdoppelt. Das entspricht rund 30 000 Teilnehmern. In Baden-Württemberg hat sich die Zahl seit 2009 sogarverdreifacht – allerdings auf nur knapp ein Prozent. Politik und Wirtschaft halten das Interesse für zu gering. Sie peilen bis zu zehn Prozent an.

Viele Programme, an denen sich EU, Länder, Handwerks- wie Industrie- und Handelskammern beteiligen, helfen Unternehmen deshalb, Auslandsaufenthalte zu organisieren und zu finanzieren. Das Landes-Projekt „Go for Europe“ wurde bis Ende 2014 verlängert.

Firmen wissen oft nicht, dass sie Azubis ins Ausland schicken können. Außerdem wollen gerade kleine Betriebe nicht Wochen auf den Lehrling verzichten. Franziska Panter, Projektleiterin bei „Go for Europe“, stellt aber bei Firmen in der Sanitärbranche, bei Schreinern oder Friseuren starkes Interesse fest. „Für solche Branchen ist der Mehrwert sichtbarer. Sie können Trends mitnehmen.“

Berthold Hübers von der Nationalen Agentur Bildung für Europa kritisiert ein Missverhältnis zwischen Anspruch und Realität. „Firmen stellen hohe Ansprüche an die Lehrlinge, sind aber nicht bereit, sie ins Ausland zu schicken.“

Im Ausland verbessern Auszubildende nicht nur die Sprache und das Verständnis für andere Kulturen. Auslandsaufenthalte leisten aus Sicht von Andreas Schneider, Ausbildungsleiter beim Ditzinger Maschinenbauer Trumpf, auch das, was früher einmal Zivil- oder Wehrdienst bewirkten: Sie tragen zur Persönlichkeitsentwicklung bei. „Die jungen Leute kehren viel selbstständiger aus dem Ausland zurück. Sie müssen dort selbst putzen, einkaufen, kochen und Wäsche waschen. Mama erledigt nichts.“ Trumpf schickt im Jahr bis zu 15 Prozent der 350 Azubis ins Ausland.