Der Auszubildende Fatih Belen erledigt unterschiedlichste Aufgaben
BERUF: Industriekaufleute
SCHULABSCHLUSS: Realschulabschluss oder Abitur
INHALT: Betreuung der Warenannahme und -lagerung, Kalkulation von Preisen, Planung vom Personaleinsatz im Unternehmen
DAUER DER AUSBILDUNG: 3 Jahre
GEHALT: 1. Jahr 747 bis 817 Euro, 2. Jahr 800 bis 869 Euro, 3. Jahr 859 bis 938 Euro Foto: Max Kovalenko

Nach dem Schulabschluss gibt es viele Möglichkeiten: Freiwilliges Soziales Jahr, ein Studium und die Ausbildung. In der Serie „Lehrjahre“ stellen wir verschiedene Ausbildungsberufe vor. Heute: Industriekaufleute.

Stuttgart - Nach dem Schulabschluss gibt es viele Möglichkeiten: Freiwilliges Soziales Jahr, ein Studium und die Ausbildung. In der Ausbildungs-Serie „Lehrjahre“ unserer Azubi-Initiative zett stellen wir verschiedene Ausbildungsberufe vor. Heute: Industriekaufleute.

Fatih Belen wollte nicht aus Büchern und in Vorlesungen lernen, wie ein Unternehmen funktioniert. „Ich wollte von Anfang an Praxiserfahrung sammeln“, sagt der 22-jährige Auszubildende aus Ostfildern. Daher entschied er sich nach dem Abitur für eine Ausbildung als Industriekaufmann bei der Dekra, einem Teilnehmer der zett-Initiative. Sein Interesse an Wirtschaftsthemen wurde bereits in der Schule geweckt. „Neben Sport war Wirtschaft mein Lieblingsfach“, sagt Belen. Naturwissenschaften wie Biologie und Physik haben ihn nie so interessiert, daher hat er diesen Bereich bei der Berufswahl auch nicht in Betracht gezogen.

Seit September 2012 ist Belen, der in seiner Freizeit viel Sport macht, bei der Dekra tätig und schätzt besonders die Vielseitigkeit seiner Lehre. „Ich durchlaufe alle Abteilungen und lerne so, wie ein Unternehmen funktioniert“, sagt der 22-Jährige. Sein Arbeitstag beginnt in der Regel zwischen 7 und 7.30 Uhr. „Durch Gleitzeit bin da sehr flexibel“, sagt er.

Zu den ersten Tätigkeiten am Morgen gehört das Lesen der E-Mails, um herauszufinden, welche Aufgaben den Tag über anstehen. In der Abteilung Einkauf gehörte es zu Belens Aufgaben, Auftragsbestätigungen zu prüfen. „ Ich habe kontrolliert, ob die Liefermenge und der Betrag richtig sind“, sagt er. Des Weiteren war er dafür zuständig, Artikel wie Taschenlampen für die Prüfingenieure zu bestellen. All diese Aufgaben erledigte der Lehrling selbstständig.

Bei diesen verschiedenen Tätigkeiten sei eine Eigenschaft ganz besonders wichtig: Organisationstalent. „Man muss viele Aufgaben parallel bearbeiten und termingerecht abgeben. Da hilft eine gute Planung“, sagt Belen. Am Anfang sei das etwas viel gewesen, aber sehr schnell stelle sich auch dort Routine ein. Sechs bis sieben Wochen arbeitet der Auszubildende in den verschiedenen Abteilungen wie Personal, Einkauf und Controlling.

Industriekaufleute übernehmen in Unternehmen viele Aufgaben. Sie verhandeln mit Lieferanten über Angebote und überwachen in den Betrieben die Herstellung von verschiedenen Waren. Bei ihrer Arbeit haben es Industriekaufleute nicht nur mit Zahlen und Waren zu tun. Auch der Einsatz von Mitarbeitern in den unterschiedlichen Abteilungen wird von ihnen organisiert. Das kaufmännische Wissen, welches auch Belen in seiner Lehre erwirbt, kann er später bei der Kalkulation von Kosten und der Erstellung von Preislisten nutzen.

Regelmäßig besucht der junge Mann die Berufsschule. „Wir haben sechs Wochen Blockunterricht“, sagt er. Auf dem Unterrichtsplan stehen dann Fächer wie BWL, Wirtschaft und Steuerung und Kontrolle. Im Unterricht kommt er gut zurecht. „Für die Berufsschule lerne ich mehr als noch auf dem Gymnasium, da ich jetzt genau weiß, wofür“, sagt Belen.

Schon während der Schulzeit hat sich der junge Mann über verschiedene Berufsfelder und Ausbildungen informiert. Fest stand für ihn nur, dass er einen kaufmännischen Beruf erlernen will. Schlau gemacht hat er sich im Internet und bei einem Berufsinformationstag an seiner Schule. Ein Praktikum hat er aber nicht absolviert. „Meine Erwartungen an die Arbeit als Industriekaufmann waren auch ohne Praktikum klar“, sagt Belen.

Zehn Bewerbungen hat er knapp ein Jahr vor Beginn des Ausbildungsjahres an große Unternehmen in der Region verschickt. „Ich hatte keinen Wunscharbeitgeber, wollte aber zu einem großen Unternehmen“, sagt er. Dort sehe er bessere Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten und eine größere Chance, nach der Lehre übernommen zu werden.

Nachdem sich Belen für die Ausbildung entschieden hatte, wurde er aus seinem Bekannten- und Freundeskreis mit der Frage konfrontiert, warum er als Abiturient nicht studieren gehe? „Mir war wichtig, erst mal Arbeitserfahrung zu sammeln“, sagt er. Außerdem könne er auch mit seiner Ausbildung bei den verschiedenen Industrieunternehmen Karriere machen. Für den jungen Mann ist eine betriebliche Ausbildung im Vergleich zum Studium nichts Schlechteres. „Beides hat den gleichen Stellenwert, und jeder muss für sich entscheiden, was er möchte“, sagt er.

Das Thema Studium hat er aber noch nicht abgehakt. „Ich kann mir gut vorstellen, nach meiner zweieinhalbjährigen Ausbildung noch zu studieren“, sagt Belen. Jetzt sei er aber erst mal gespannt,was ihn noch erwartet.