Die Bildungsmaschine schneidet in Windeseile aus dem Blech, was vorher im Computer programmiert wurde.Felix Winkler (links) und Tobias Veigel haben an der Maschine mitgearbeitet. Foto: factum/Simon Granville

Azubis entwerfen und bauen eine Bildungsmaschine. Diese stößt auf Kundeninteresse – ungeplant.

Ein paar Momente nur, dann hat der Laser hinter der grünen Sicherheitsglas sein Werk verrichtet, ist das Blech geschnitten, kleine und große kreisrunde Löcher, die Ränder akkurat. Was hätte wohl Berthold Leibinger dazu gesagt, hätte er, der Seniorchef von Trumpf, die vermutlich kleinste Lasermaschine der Welt gesehen? Der Trumpf-Seniorchef starb im Oktober 2018, aber den Beginn der Bildungsmaschine hat er noch miterlebt.

Keinen Zweifel haben die Ausbilder Kathrin Anandasivam und Gerrit Velten, ob Leibinger Gefallen allein an der Idee der Bildungsmaschine fand: „Aber ja“, sagen sie nahezu unisono mit einem Lachen im Gesicht.

Das Projekt ist Inbegriff dessen, was Leibinger stets von seinen Mitarbeitern forderte. Sie sollten über den Tellerrand ihres Fachbereichs hinausschauen. „Einen kleinen sechsstelligen Betrag“ habe das Unternehmen in das Projekt investiert, sagt Anandasivam.

Maschine im Kleinformat

Die Bildungsmaschine ist eine Lasermaschine im Kleinformat. Sie hat die Größe einer Industriemaschine, sie ist also etwas höher als ein Mensch groß ist, sie ist gut drei Meter lang und knapp zweieinhalb Meter breit. Von der Planung über die Entstehung bis hin zum Vertrieb sind die Auszubildenden und Studierenden verantwortlich.

Mit der Maschine und dem Projekt dahinter will das Ditzinger Hochtechnologieunternehmen seine Antwort geben auf die Frage, wie Unternehmen attraktiv sein können, um auf den Bewerbermangel zu reagieren. „Es fehlt an jungen Menschen, die später einmal den Fachkräftemangel auf dem Arbeitsmarkt lindern könnten, teilt das Unternehmen mit.

60 Auszubildende und Studenten haben in den vergangenen zweieinhalb Jahren die kleine, funktionsfähige 2 D-Lasermaschine gebaut und vernetzt – ganz nach dem Vorbild einer originalen Maschine aus der Produktion des Ditzinger Konzerns. Die Originalteile einer großen Maschine wurden dafür kleiner skaliert und die Software angepasst.

Die Idee dazu hatte Kathrin Anandasivam. Sie hatte in einem anderen Unternehmen eine Maschine zu Demonstrationszwecken gesehen. „Aber wir wollten eine funktionsfähige Maschine, keinen Demonstrator“, begründet Anandasivam, warum das Unternehmen die Idee nicht einfach übernehmen wollte.

Die Bildungsmaschine ist das Produkt der fachübergreifenden Ausbildung. „Das Projekt ermöglicht den Auszubildenden interdisziplinäres und selbstständiges Arbeiten“, sagt Anandasivam. Für jeden Bereich gibt es einen Paten im entsprechenden Fachbereich des Unternehmens.

Die Ausbildung beginnt im Herbst, für die Bewerbungszeit hat nun die heiße Phase begonnen. „Wir haben von 60 Stellen noch 20 zu besetzen.“ Dabei hat Trumpf schon lange das Prinzip aufgegeben, sich bei der Bewerberauswahl ausschließlich an den Noten zu orientieren.

Nicht nur Noten allein zählen

Weil Kompetenzen wie Kreativität und Innovationskraft in der Schule zu kurz kämen, später im Beruf aber entscheidend seien, wählt Trumpf seine Azubis nicht allein anhand ihrer Zeugnisse aus. Stattdessen absolvieren mehrere Tausend Bewerber auf 60 Lehrstellen auch einen Test, mit dem persönliche Eigenschaften wie Teamgeist und Durchsetzungskraft abfragt werden. Das Prinzip habe sich bewährt, sagt Anandasivam. Man habe die Erfahrung gemacht, „dass nicht nur diejenigen mit dem Einser-Zeugnis die besten für Trumpf sind“. Zumal man dem Zeugnis auch nie ansehe, wie es zustande kam. „einer hat ne drei in Mathe, hat aber eine Freundin und schraubt gerade an seinem Auto rum“, sagt der Ausbilder Gerrit Velten. Oder vielleicht hat einer eine Vier in Mathe, ist dabei aber trotz immensen Lerneifers ganz knapp an einer Drei vorbeigeschrammt. Dass die Maschine irgendwann funktionieren würde, war für alle Beteiligten klar. Dass sie jetzt aber auch auf Kundeninteresse stößt, damit hatte keiner gerechnet. Erste Anfragen gebe es bereits, heißt es bei Trumpf. Interesse haben Bildungseinrichtungen, technische Schulen etwa: Die kleine Maschine kann schließlich alles, was eine große auch kann. Sie braucht aber nicht so viel Platz.