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Verband wünscht sich strengere Zulassungsvoraussetzungen, jetzt geht das Land voran.

Stuttgart - Die Fahrlehrersausbildung wird auf den Prüfstand gestellt und soll grundlegend reformiert werden. "Höchste Zeit", findet Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne).

Um die Fahranfänger ist es nicht zum Besten bestellt. Das zeigen nicht nur die hohen Unfallzahlen bei den 18- bis 25-Jährigen, sondern auch die vielen Durchfaller in der Fahrprüfung. Laut einer Untersuchung des Auto Clubs Europa (ACE) scheiterte im Jahr 2009 mehr als jeder vierte Fahrschüler im Land an der praktischen Prüfung. Im übrigen Bundesgebiet sah es teilweise noch schlechter aus: Im Osten der Republik lag die Durchfallquote in manchen Regionen bei über 40 Prozent.

Einen Grund für die vielen vergeblichen Anläufe sieht der ACE in der veralteten Fahrlehrerausbildung, die sich in einem schlechten Unterricht niederschlägt. Viel zu oft würden im Theorieunterricht Filmchen gezeigt statt Werte wie Rücksicht und Toleranz vermittelt. Ruck, zuck gehe es dann - oftmals auf Drängen der Schüler - in die Prüfung. Das Scheitern ist programmiert.

Verband: In der Branche liegt einiges im Argen

Der Fahrlehrerverband räumt ein, dass in der Branche einiges im Argen liegt. Der Verband geht von einer Schwarzen-Schaf-Quote unter den Fahrschulen von knapp zehn Prozent aus. Sie würden mit Billigangeboten locken und damit in Kauf nehmen, dass viele Schüler ins Verderben steuern.

"Die Ausbildung ist auf dem Stand der letzten Reform von 1999 stehen geblieben", kritisiert der Landesvorsitzende des Fahrlehrerverbands, Peter Tschöpe. Als Zulassungsvoraussetzung reicht noch immer der Hauptschulabschluss, was laut Tschöpe zur Folge hat, dass sich viele bewerben, die "nicht unbedingt höchstqualifiziert" sind. "Für die meisten Ausbildungsberufe braucht man inzwischen die mittlere Reife. Nur bei uns reicht die Hauptschule." Da die Ausbildung auch nur ein Jahr daure und vergleichsweise günstig sei, würden erst recht ungeeignete Anwärter die Lehre anvisieren.

"Es ist unverantwortlich, dass einige von ihnen nach drei Monaten wieder aufgeben müssen, weil sie nicht mal richtig Auto fahren können", sagt Tschöpe, selbst Inhaber einer Fahrschule im badischen Willstätt. Er fordert daher eine Tauglichkeitsprüfung vor Beginn der Ausbildung. Noch wichtiger aber sei der Umstieg auf das duale System, bei dem die Ausbildung in Schule und Betrieb parallel stattfindet, meint der Verbandsvorsitzende. Nicht zuletzt die kurze Dauer der Ausbildung stößt dem Fahrlehrer sauer auf: "Recht, pädagogisches Wissen, Psychologie, Technik, Physik, Gefahrenlehre - wie soll all das innerhalb nur eines Jahres vermittelt werden?" Die Folge ist oft nur oberflächliches Wissen, das sich dann auch in der Schulung der angehenden Autofahrer niederschlägt.

Frauen soll Einstieg erleichtert werden

Seit Jahren warten die Fahrschulen sehnlichst auf neue Impulse für die Fahrlehrerausbildung. Jetzt hat Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) die Initiative ergriffen. Sein Haus hat die Federführung für die Ausarbeitung einer bundesweiten Reform übernommen. Die Punkte sollen Ende November mit den anderen Verkehrsministern diskutiert werden; Anfang 2012 werden erste Ergebnisse erwartet.

"Es wird höchste Zeit, die Ausbildung an die technischen und gesellschaftlichen Entwicklungen anzupassen", sagt Hermann. Die Zugangsvoraussetzungen zum Beruf des Fahrlehrers sind ein Punkt. Dem Grünen-Minister geht es aber auch darum, eigene Schwerpunkte in die Reform einfließen zu lassen - Klimaschutz und Elektromobilität etwa. Nicht zuletzt stehen Bürokratieabbau und der leichtere Einstieg von Frauen in den Beruf auf der Agenda. Denn noch ist die Branche sehr männerdominiert.

Ein Fahrlehrer in Baden-Württemberg verdient nach Angaben des Verbands zwischen 2000 und 2400 Euro brutto im Monat. 3000 Euro gelten als Spitzenverdienst.