Studentin Katrin Michelbach begutachtet an ihrem Arbeitsplatz bei Bosch eine Platine.
Beruf: Duales Studium der Elektrotechnik
Schulabschluss:   Abitur
Inhalt: Entwicklung von Fahrsicherheitskonzepten, Konzeptionen von alternativen Energiequellen, Haustechnik
Dauer der Ausbildung:  3 Jahre
Gehalt: 1. Jahr 1000 Euro, 2. Jahr 1150 Euro, 3. Jahr 1450 Euro Foto: Michele Danze

Nach dem Schulabschluss gibt es viele Möglichkeiten: Freiwilliges Soziales Jahr, ein Studium und die Ausbildung. In der Serie „Lehrjahre“ stellen wir verschiedene Ausbildungsberufe vor. Heute: Duales Studium der Elektrotechnik.

Stuttgart - Nach dem Schulabschluss gibt es viele Möglichkeiten: Freiwilliges Soziales Jahr, ein Studium und die Ausbildung. In der Ausbildungs-Serie „Lehrjahre“ unserer Azubi-Initiative zett stellen wir verschiedene Ausbildungsberufe vor. Heute: Duales Studium der Elektrotechnik.

Pendeln zwischen zwei Orten kam für die 18-jährige Katrin Michelbach nicht infrage. Daher ist die junge Frau letztes Jahr nach dem Abitur von Bad Mergentheim nahe Würzburg nach Stuttgart gezogen, um ein duales Studium der Elektrotechnik, Fachrichtung Elektronik, bei Bosch zu absolvieren. „Das duale Studium bietet mir die Möglichkeit, Praxis und Theorie zu verknüpfen. Genau das wollte ich machen“, sagt Michelbach.

Der fehlende Praxisbezug war auch der Grund,warum sich die junge Frau gegen ein Studium an einer Universität entschieden hat. „Wenn es mit dem dualen Studium nicht geklappt hätte, wäre eine Berufsausbildung eine Option gewesen, um das nötige Praxiswissen zu bekommen“, sagt sie. Auf das duale Studium ist sie durch ihre Mutter aufmerksam geworden.

Vorlesungen und Zeit im Betrieb im Wechsel

Damit die junge Frau auch weiß, wie ein Schaltkreis funktioniert, sind Theoriephasen an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg Teil ihres dreijährigen Bachelor-Studiums. Immer abwechselnd hat sie drei Monate Vorlesungen und Seminare, um dann wieder für drei bis vier Monate ins Unternehmen zurückzukehren. Am Ende der Theoriephase stehen Klausuren an. „Zuletzt habe ich sechs Klausuren in vier Wochen geschrieben“, sagt Michelbach.

Die Vorlesungen unterscheiden sich nicht von denen an den anderen Universitäten. Mathematik, Physik und Informatik gehören ebenso dazu wie die Grundlagen der Elektrotechnik. Einen großen Unterschied gibt es aber dennoch: „Wir sind nur 40 Studenten in den Vorlesungen. Da fühle ich mich nicht wie irgendeine Nummer“, sagt die 18-Jährige. Dieser feste Personenkreis hat es ihr auch leichter gemacht, ihren Heimatort und ihre Familie zu verlassen.

„Viele Leute, mit denen ich jetzt befreundet bin, habe ich schon in den Vorkursen im Sommer kennengelernt“ , sagt sie. Außerdem sei sie ja noch recht jung, und da sei der Zusammenhalt in der kleinen Gruppe sehr gut, so Michelbach. Neben den kleinen Lerngruppen bietet das duale Studium einen weiteren Vorteil. Die Studenten werden vom Unternehmen, für das sie auch in der Praxisphase arbeiten, bezahlt.

Wenn die Studentin bei Bosch, einem Teilnehmer der zett-Initiative, arbeitet, testet sie im Ausbildungsgebäude, wie ein elektrisches Bauteil in einem Schaltkreis reagiert. „Dabei haben wir schon oft festgestellt, dass nicht alles, was man sich theoretisch überlegt, in der Praxis funktioniert“, sagt Michelbach. Betreut werden Michelbach und ihre Studienkollegen im Unternehmen durch Ausbilder und externe Dozenten.

Begeisterung für Technik

Ab Herbst hat die junge Frau die Möglichkeit, sich verschiedene Abteilungen bei Bosch anzusehen und dort eigenständig Projekte zu bearbeiten. „Interesse habe ich an den Bereichen Fahrkomfortsysteme, Hausgeräte, Energie- und Gebäudetechnik, wie etwa Lösungen um das intelligente Haus“, sagt Michelbach.

Für Technik hat sich die junge Frau schon immer interessiert. „Zwar mag ich auch Sprachen, aber die will ich anwenden und nicht deren Grammatik studieren“, sagt sie. Bereits im Physikunterricht konnte sie viel tüfteln und entdecken, was die einzelnen Bauteile so können. Ein Praktikum mit anschließendem Ferienjob in einem Ingenieurbüro habe ihre Begeisterung für Elektrotechnik nur noch verstärkt. „Ich habe dort gelernt, wie man Schaltpläne liest“, sagt sie. Auch ihre Tierliebe und ein Praktikum beim Tierarzt konnten sie nicht von ihrem Wunsch, im Bereich Elektrotechnik zu arbeiten, abbringen.

Neben dieser Begeisterung für Technik sind aber noch andere Fähigkeiten für das duale Studium wichtig. „Man braucht ein technisches Grundverständnis, Neugier und Durchhaltevermögen, um an kniffeligen Aufgaben dranzubleiben“, sagt Michelbach.

Obwohl sie ihr Abitur noch nicht in der Tasche hatte, hat Michelbach begonnen, Bewerbungen zu schreiben. Acht Stück hat sie verschickt, alle an Unternehmen, die das duale Studium ermöglichen. Einige Bekannte waren über ihren Berufswunsch in der weiterhin als Männerdomäne geltenden Technikbranche überrascht. „Zugetraut haben es mir aber alle“, sagt Michelbach. Wie es nach dem Bachelor-Studium weitergehen soll, weiß die junge Frau noch nicht. Ein Master-Studium möchte sie aber nicht ausschließen. „Nun will ich aber erst mal meinen Bachelor machen“, sagt sie.