Näher im Slum Dharavi in Mumbai Foto: dpa-Zentralbild

Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) hat ein Bündnis gegründet, bei dem sich Textilfirmen zu besseren Arbeitsbedingungen und Umweltschutz bekennen sollen. Es macht aber kaum einer mit.

Stuttgart - Die Textilbranche im Land will sich dem Textilbündnis von Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) nicht anschließen. „Wir halten den Ansatz für richtig, dass sich die Arbeitsbedingungen in den Produktionsländern verbessern müssen“, sagte Markus Ostrop, Hauptgeschäftsführer des baden-württembergischen Branchenverbands Südwesttextil. „Dies liegt aber nicht im Einflussbereich der Firmen.“ Stattdessen sei es die Aufgabe der Entwicklungspolitik, Druck auf die Regierungen in den Produktionsländern auszuüben, damit diese die Standards erhöhten.

Das Bündnis sieht vor, dass sich die Unternehmen freiwillig auf die Einhaltung eines Aktionsplans verpflichten. Dieser beinhaltet Transparenz bei der Lieferkette, eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen und mehr Umweltschutz. Dazu gehört auch der Verzicht auf bestimmte Chemikalien.

Ostrop hält den Plan für „etwas weltfremd“. Es sei nicht möglich, in den Produktionsländern deutsche Standards einzuführen. „Zudem können wir nicht auf unersetzbare chemische Stoffe verzichten.“

Müllers Bündnis krankt daran, dass kaum einer mitmachen will. Neben dem Gesamtverband Textil und Mode haben unter anderem auch der Handelsverband und der Verband Germanfashion abgesagt. Auch die großen Hersteller sind nicht an Bord. Der Metzinger Modehersteller Hugo Boss wünscht sich eine „europäische Lösung“. Eine Sprecherin der Textilkette H&M sagte, dem Unternehmen sei die angeforderte englische Version der Papiere nicht zugeschickt worden.

Insgesamt haben nur 30 Firmen und Verbände die Beitrittserklärung unterschrieben, darunter zwei Hersteller aus dem Land: Trigema und Vaude. Notfalls müsse die Politik die Firmen per Gesetz zur Einhaltung des Plans bringen, sagte Gisela Burckhardt, Expertin für faire Produktionsbedingungen.