Stecker statt Zapfhahn – Elektroladesäulen sind in vielen Städten und Regionen knapp. Foto: dpa

Der Ausbau der Ladeinfrastruktur ist nur ein Puzzleteil für das Mammut-Projekt Energiewende. Für einen konsequenten Umstieg auf Elektroautos sind weitaus größere Anstrengungen nötig, kommentiert Wirtschaftsredakteur Alexander Del Regno.

Stuttgart - Eine Milliarde Euro für 100 000 zusätzliche E-Ladepunkte. Die Zahlen sind eingängig, das Vorhaben klingt imposant. Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer und seinem PR-Stab war das bewusst, als er jüngst mehr Geld für Ausbau der Infrastruktur gefordert hat. Doch die Praxis zeigt, dass Forderungen und einprägsame Summen das eine sind – die Umsetzung jedoch das andere.

Fehlende Standorte, zu komplizierte Förderbedingungen und eine unklare Gesetzeslage im Miet- und Wohneigentumsrecht – das sind nur einige der Hindernisse, die die Städte kritisieren und die den zügigen Ausbau des Ladenetzes, vor allem von Schnellladestationen, verzögern. Angesichts der ohnehin überschaubaren Zahl von Elektroautos in Deutschland scheint das Problem nicht dringlich – immerhin bescheinigen Experten, dass momentan genug Ladesäulen für die derzeitige E-Auto-Flotte vorhanden sind. Rechnerisch mag das für einige Städte stimmen, nicht so auf dem Land. Und auch in Stuttgart klagen E-Auto-Besitzer schon jetzt über zu wenige Ladepunkte. Es ist somit eine der großen Herausforderungen für die Energiewende im Verkehr, dass der Ausbau der Ladeinfrastruktur mit der Entwicklung von E-Fahrzeugen Schritt hält, denn – das zeigen Umfragen – die Angst, mit leerer Batterie irgendwo liegen zu bleiben, hält noch viele Menschen vom Kauf eines Elektroautos ab.

Die eigentliche Herausforderung folgt erst noch

Doch eigentlich geht es um viel mehr: Die Elektromobilität leistet ihren Beitrag zum Klimaschutz nur dann, wenn der Strom aus den Ladesäulen erneuerbar ist. Ein E-Auto, das mit Kohlestrom betrieben wird, ist kein Mittel gegen die Erderwärmung.

Auch das Versprechen einiger Anbieter, dass aus ihren Stationen nur grüner Strom fließt, ist oft nur bilanziell: Wenn etwa 100 Prozent Strom aus Wasserkraft an der Ladesäule angeboten wird, fehlt dieser an anderer Stelle, weil er ja nicht zusätzlich für die Stromtankstelle erzeugt wird. Dieser Strom muss ersetzt werden – schlechtestenfalls mit fossiler Energie. Klimafreundliche E-Mobilität wird also erst mit einem konsequenten Ausbau der Erzeugung von Wind- und Solarstrom möglich. Dies erfordert wiederum zusätzliche Leitungen, die die Energie zum Verbraucher – und damit auch zu den Ladepunkten – transportieren.

Forderungen aus dem Verkehrsministerium lenken nur ab

Die Aufstellung einzelner Ladesäulen ist somit nur der Anfang und ein Puzzleteil im Mammut-Projekt Energiewende – für das noch immer der alles umfassende Masterplan fehlt. Lautstark verkündete Forderungen aus dem Verkehrsministerium lenken davon nur ab.