Der Grüne Heiner, hier aus Richtung Ditzingen fotografiert, ist bislang das einzige Windrad im Strohgäu, steht aber auf Weilimdorfer Gemarkung. Vielleicht bekommt er bald Nachbarn in Hemmingen. Foto: Simon Granville

Die Strohgäu-Kommune eignet sich, um Windenergie zu erzeugen. Die Gemeinderäte haben jetzt Position bezogen.

In der Gemeinde bläst der Wind stark genug, dass sich aus ihm Energie erzeugen lässt. Konkret betrifft das den nördlichen Teil der Gemarkung, das Gebiet Richtung Hochdorf und Schwieberdingen. Dort könnte sich also einmal ein Windrad drehen. Teile der Gemarkung, sagt der Bürgermeister Thomas Schäfer (CDU), würden die Voraussetzungen der „mittleren gekappten Windleistungsdichte“ von mindestens 215 Watt je Quadratmeter erfüllen.

Vor diesem Hintergrund hatten die Gemeinderäte über das Thema Windenergie in Hemmingen zu diskutieren. Denn der Verband Region Stuttgart (VRS) geht jetzt die Teilfortschreibung des Regionalplans bei den Vorranggebieten für regionalbedeutsame Windkraftanlagen an – und hat dabei eben auch die Strohgäu-Kommune im Visier. „Wir wollen dem Verband mitteilen, dass wir der Windkraft offen gegenüberstehen“, sagte der Rathauschef Schäfer.

Bürgermeister: Windkraft weiterer Baustein

Für ihn steht es außer Frage, dass die Gemeinde der Aufnahme von potenziellen Windkraftflächen auf ihrer Gemarkung zustimmt – zumal dort mittlerweile Projektentwickler unterwegs seien. „Hemmingen hat Energie“ heiße das Motto der Gemeinde, erinnerte der Bürgermeister, womit vor allen Dingen erneuerbare Energien gemeint sind. Die Gemeinde habe sich mit deren Ausbau bereits in den vergangenen Jahren intensiv beschäftigt und die Erweiterung des Fernwärmenetzes aktiv unterstützt, um dem Ziel einer Energieautarkie näherzukommen. Fernwärme, Photovoltaik, Biogas – da sei der Wind ein weiterer, nicht unerheblicher Baustein, findet Thomas Schäfer.

Außerdem, so der Bürgermeister weiter, gestalte sich der Ausbau der Übertragungs-trassen von Windenergieanlagen aus dem Norden bekanntermaßen schwierig. Gerade in den vergangenen Wochen sei mehrfach darauf hingewiesen worden, dass Strom gespart werden müsse, da zu viel Windenergie im Norden produziert werde. Andernfalls komme es zu Schwierigkeiten im Lastausgleich, und es müsse ausländischer Strom zugekauft werden, um die Netzstabilität zu gewährleisten. Wo möglich, sagte Thomas Schäfer, solle deshalb sinnvollerweise auch Windenergie lokal erzeugt werden.

Kaum Chancen, ein Windrad zu verhindern

Ähnlich sieht es Ute Freitag (CDU). „Wir sind aufgeschlossen“, sagte sie und verwies unter anderem darauf, dass die Gemeinde aus baurechtlicher Sicht ohnehin keine Chance habe, ein Windrad zu verhindern. Auch angesichts der aktuellen Gesetzeslage stehe er „diesen Anlagen“ positiv gegenüber, sagte Freitags Fraktionskollege Wilfried Gentner – wenngleich er „kein Freund dieser Technik“ sei. Für die Freien Wähler sagte Jörg Haspel, man möge bitte in Richtung Windkraft denken. „Wir stehen dazu.“

Dagegen störte sich Elke Kogler (SPD) daran, dass die Räte aufgefordert seien, eine „positive Rückmeldung“ zu geben. Man wolle nur eine Kenntnisnahme und wisse noch nicht, ob Windkraft positiv für alle Menschen in Hemmingen sei. Insgesamt würden noch Informationen fehlen. Der Rathauschef entgegnete, die Formulierung des Textes sei nicht auf seinem Mist gewachsen. Und er betonte, im eigentlichen Verfahren werde Hemmingen als Träger öffentlicher Belange freilich beteiligt. Letztlich segneten die Gemeinderäte die geplante Teilfortschreibung einmütig ab.

Ausbau der Windkraft beschleunigen

Anno 2021 wurde das Klimaschutzgesetz des Landes novelliert. Demnach sollen mindestens zwei Prozent der jeweiligen Regionsfläche für Windenergie und Photovoltaik festgelegt werden, um das Klimaschutzziel für das Jahr 2040 zu erreichen. Künftig soll es außerdem in Deutschland nicht mehr im Schnitt fünf bis sieben Jahre dauern, bis ein Windrad steht. Neue Gesetze sollen Tempo in den Ausbau der Windkraft bringen.