Derzeit drehen sich Foto: dpa

Das Land geht bei der dritten Vergaberunde der Bundesnetzagentur erneut leer aus. Die Klimaschutzziele Baden-Württembergs sind damit kaum noch zu erreichen.

Stuttgart - Zum dritten Mal nacheinander ist Baden-Württemberg bei den Ausschreibungsrunden der Bundesnetzagentur für Windkraftanlagen mit keinem Projekt zum Zuge gekommen – das bedeutet, dass im Südwesten zunächst einmal keine neuen Windräder mehr gebaut werden. Der Ausbau der Windkraft im Land könnte über längere Zeit ganz zum Erliegen kommen. Das liegt an neuen Regeln der Bundesnetzagentur: Wer ein Windrad bauen und eine EEG-Förderung haben will (und nur dann ist eine Anlage wirtschaftlich), muss ein Gebot abgeben; diejenigen Gebote, die die geringste Förderung beanspruchen, bekommen den Zuschlag. Auf diesem Weg soll die EEG-Umlage begrenzt werden, die die Stromkunden bezahlen.

Der Umweltminister Franz Untersteller (Grüne) bezeichnete das Ergebnis, das die Bundesnetzagentur am Mittwoch veröffentlichte, als „Enttäuschung mit Ansage“. Ein Windrad im Südwesten zu bauen sei technisch anspruchsvoller und deshalb teurer als etwa im flachen Schleswig-Holstein: „Diese regionalen Gegebenheiten werden in den Ausschreibungsbedingungen nicht berücksichtigt, was mit einer neuen Bundesregierung korrigiert werden muss.“ Am Mittwoch erhielten 61 Projekte den Zuschlag, die meisten liegen im Norden; die südlicheren Länder Thüringen, Rheinland-Pfalz, Hessen und Bayern kamen zusammen auf zehn Zuschläge.

1100 Windräder waren bis zum Jahr 2020 geplant gewesen

Die grün-rote und jetzt die grün-schwarze Landesregierung haben den Ausbau der Windkraft mit Elan vorangetrieben – 2011 waren 364 Windräder in Betrieb, bis zum 30. September 2017 drehten sich bereits 642 Räder. Jetzt wird ein Einbruch kommen, die Klimaschutzziele des Landes sind kaum noch zu erreichen. Bis 2020 war ein Ausbau auf 1100 Windräder geplant gewesen. Aus Sicht der Stromkunden sind die neuen Regeln aber ein Erfolg. Wer als Projektierer jetzt ein Windrad baut, erhält nur noch 3,82 Cent pro Kilowattstunde. Das sind zehn Prozent weniger als bei der letzten Ausschreibungsrunde im August.

Die Kosten für die Windkraft an Land machen jedoch nicht den größten Anteil an der EEG-Umlage aus, die in diesem Jahr bei 6,88 Cent pro Kilowattstunde liegt. Damit macht sie ein Viertel des Strompreises aus. Zu diesen 6,88 Cent trägt die Windkraft an Land ungefähr 1,5 Cent und die Windkraft auf See etwa einen Cent bei; für die Fotovoltaik zahlen die Bürger rund 2,5 Cent, für Biomasse knapp zwei Cent. Der Anstieg der EEG-Umlage 2017 um 0,5 Cent beruhte nur zu knapp zehn Prozent auf der Windkraft an Land. Seit 2011 hat sich die Umlage verdoppelt; 2018 wird sie aber minimal sinken.