Die Arbeiten im Abschnitt zwischen dem Murrtalviadukt und Backnang-West haben begonnen – und bringen über die nächsten Jahre erhebliche Einschränkungen mit sich. Betroffen sind auch die Bahn und der Weg nach Schöntal.
Der vierstreifige Ausbau der Bundesstraße 14 in Backnang nimmt weiter an Fahrt auf. Schritt für Schritt wird das seit Jahrzehnten geplante Infrastrukturprojekt in die Tat umgesetzt – gearbeitet wird an mehreren Abschnitten gleichzeitig. Der nächste Bereich, an dem die Bagger zubeißen werden, ist die Strecke zwischen dem Murrtalviadukt und dem Ausbauende auf Höhe des Wasserturms, etwa 500 Meter hinter der Anschlussstelle Backnang-West.
Verkehrseinschränkungen unvermeidlich
Matthias Bauer und Elke Müller vom Baureferat des Regierungspräsidiums (RP) Stuttgart stellten in der jüngsten Sitzung des Backnanger Gemeinderats die Planungen für diesen Abschnitt vor und erläuterten, mit welchen Verkehrseinschränkungen in den kommenden Monaten zu rechnen ist.
Backnangs Oberbürgermeister Maximilian Friedrich brachte eingangs der Sitzung seine Freude über den Fortschritt des Ausbaus zum Ausdruck und sprach wohl der Mehrheit, wenn auch nicht allen Stadträten aus dem Herzen: „Ich freue mich, dass der Ausbau gerade an vielen Stellen gleichzeitig vorangeht und sich das seit Jahrzehnten geplante Projekt nun zunehmend verwirklicht.“ Zur Realität des Ausbaus gehöre aber auch, dass die Backnanger in den kommenden Monaten und Jahren „mit massiven Einschränkungen zu kämpfen haben werden“. „Es wird Sperrungen, Umleitungen und Provisorien geben, die uns allen viel abverlangen“, ergänzte der Oberbürgermeister.
Krähenbachbrücke bereits abgerissen
Begonnen haben die jüngsten Arbeiten an der Krähenbachbrücke. Das Bauwerk ist abgerissen, ein Ersatzneubau soll in etwa einem Jahr stehen. Das dortige Regenrückhaltebecken soll ebenfalls im März 2025 fertig sein. Nur ein Monat Bauzeit ist für einen provisorischen Weg zum Schützenhaus sowie der dortigen Gaststätte vorgesehen; er verläuft parallel zur B14. Auf Kritik im Backnanger Gremium stieß die Tatsache, dass dieser Ersatzweg zum Teil nur drei Meter breit sein wird, sodass zwei Autos nicht aneinander vorbeikommen und Ampeln nötig sein werden, um den Verkehr zu regeln.
Mehrere Brücken werden neu gebaut
Die Brücke zum Schützenhaus über die B14 wird ebenfalls abgerissen und neu gebaut. Diese Arbeiten sollen im Juni beginnen und rund 15 Monate lang dauern. Während des Abbruchs des alten Bauwerks am Wasserturm und den Arbeiten an der neuen Brücke seien Sperrungen der Bundesstraße an den Wochenenden vorgesehen.
Weitere Sperrungen der Bundesstraße an Wochenenden seien außerdem unvermeidlich, um ein aufwendiges, mehrspuriges Brückenbauwerk über die Aspacher Straße zu erstellen. Für den nötigen Überbau, die Rampen und Widerlager sowie die neue Verkehrsführung an der Aspacher Straße und am Dresdener Ring rechnen die Fachleute mit einer Bauzeit von Juni dieses Jahres bis Oktober 2025.
Acht Vollsperrungen an Wochenenden
Neben Regenrückhaltebecken und Brücken müssen zwischen Viadukt und Wasserturm freilich auch die Fahrbahnen neu gebaut werden. Diese werden „unter Verkehr“ hergestellt, wie die Fachleute vom RP erläuterten. Auch dort seien Wochenendvollsperrungen der B14 unvermeidlich. „Wir gehen insgesamt von sieben bis acht dieser Wochenendvollsperrungen aus“, erklärte Elke Müller. Sperrungen an Werktagen sollten dadurch vermieden werden. Der Lastwagenverkehr werde dann weiträumig umgeleitet, die Ersatzstrecken für Pkw führten allerdings auch durch die Stadt, erklärte die Baureferentin. Die Umleitungen würden in Absprache mit der Backnanger Stadtverwaltung umgesetzt.
Umwege für die Schöntaler
Erhebliche Einschränkungen auf lange Sicht müssen hingegen die Verkehrsteilnehmer auf sich nehmen, die zwischen Backnang und Schöntal unterwegs sind. Von Mai an bis voraussichtlich November 2026 wird an einer neuen Brücke über die Schöntaler Straße samt Behelfsstraßen gebaut. Während der Individualverkehr über die Erbstetter Straße umgeleitet wird, dürfen nur Busse die Schöntaler Straße nutzen. Sie ist für Autos mit Schranken gesperrt, die nur die Busse per Funk öffnen können.
2027: Bahn sperrt für zwölf Wochen die Linie
Auch mit dem Bau des zweiten Murrtalviaduktes geht es stetig weiter: Bereits im kommenden Jahr soll der Verkehr über die neue Brücke rollen. Was die übrigen Bauabschnitte angeht, sehen die Fachleute vom RP aktuell folgenden Zeitplan vor: Der Bauabschnitt Bahnbrücken (BA 2.3) befinde sich aktuell im europaweiten Ausschreibungsverfahren. Baubeginn soll Ende dieses Jahres sein. Sperrzeiten für die Dauer von zwölf Wochen für beide Linien seien bereits mit der Bahn für das Jahr 2027 vereinbart. Sie geben bei den Planungen den Takt mit vor. Bis 2028/29 sollen die Bauwerke ersetzt sein.
Einsprüche verzögern B14-Ausbau bei Waldrems
Für den Bauabschnitt von der Anschlussstelle Backnang-Süd (Spritnase) bis zu den Bahnbrücken läuft laut Elke Müller momentan die Ausführungsplanung. Müller rechnet für diesen Abschnitt mit einer dreijährigen Bauzeit und geht davon aus, dass die Arbeiten von 2025 bis 2028 realisiert werden können.
Parallel dazu soll möglichst auch der Streckenabschnitt von Waldrems über Maubach umgesetzt werden. Für diesen Bereich werden unter anderem ein neuer Tunnel in Waldrems, ein Trog in Maubach sowie ein Tunnel in Maubach nötig sein. Aktuell werde derzeit das Planänderungsverfahren vorbereitet, die Ausführungsplanung laufe. Hintergrund sind Einwendungen von Anwohnern, die sich gegen das dortige Vorhaben wehren.
„Historische Tagesordnung“
Die Backnanger Politiker begleiteten den Vortrag der Referenten vom RP kritisch, befürworteten aber mehrheitlich, dass es mit dem Ausbau vorangeht. Gerhard Ketterer (CDU) sprach gar von einer „historischen Tagesordnung“. Willy Härtner (Grüne) wollte nicht zustimmen: „Wir hätten die Millionen lieber in ÖPNV und Bahnprojekte investiert gesehen – jetzt schlucken wir die Kröte.“