Rechts von der Fahrzeughalle ist auf dem Feuerwehrgelände an der Weilimdorfer Straße noch Platz für einen Anbau. Foto: factum/Granville

Die Freiwillige Wehr hat das erste halbe Jahr mit einer neuen Führungsstruktur hinter sich. Jetzt mahnt der neue ehrenamtliche Kommandant Andreas Kasper Investitionen an. In der Stadtverwaltung gibt es mehr Manpower für die Einsatzkräfte.

Gerlingen - Die Gerlinger Feuerwehr braucht dringend Verbesserungen in ihrem eigenen Haus, zum Beispiel ein zusätzliches Lager. Dies hat der seit Juni 2015 amtierende Kommandant Andreas Kasper bei der ersten von ihm geleiteten Jahresversammlung dargestellt – nicht fordernd, aber ebenso unmissverständlich wie diplomatisch. Die Mängel sind seit Jahren bekannt – spätestens seit Mai 2013, als der Feuerwehrbedarfsplan dem Gemeinderat vorgestellt wurde. Dazu gehören auch fehlende Duschen für Frauen und ein Bereich für die Jugendfeuerwehr. Kasper stellte auch die Leistungen der Truppe dar. Ihre Führung ist jetzt ehrenamtlich; im Herbst 2015 ging der langjährige Kommandant Hans-Jörg Schopf in Rente. Er war Vollzeitbeschäftigter der Stadt. Die Erste Beigeordnete Martina Koch-Haßdenteufel betonte bei der Versammlung, „die Stadt hat bei der Feuerwehr nicht gespart“.

Im Feuerwehrhaus müssen die Lagermöglichkeiten für Material und Geräte dringend verbessert werden, es braucht eigene Sanitärräume für Frauen und einen Bereich für die Jugendfeuerwehr, und dann sind in den nächsten beiden Jahren noch mindestens zwei Fahrzeuge zu ersetzen. All das steht im Feuerwehrbedarfsplan, der von 2013 bis 2018 gilt. Über die Verhältnisse soll sich der Technische Ausschuss des Gemeinderats demnächst informieren, laut Kasper aber ohne Öffentlichkeit. Um die Planungen zu finanzieren, sind 10 000 Euro für 2016 vorgesehen. Ein neuer Kommandowagen für 70 000 Euro steht zudem für 2016 auf der Beschaffungsliste; 2015 wurde eine neue Drehleiter gekauft.

Arbeitskraft in der Verwaltung

Für die baulichen Erweiterungen werde man in den nächsten Wochen und Monaten den Bedarf definieren müssen, sagt der Stadtkämmerer Alexander Kern, in der Verwaltung „reden wir nicht von Verzug“. In seiner Abteilung wurde eine neue Verwaltungsstelle für die Feuerwehr geschaffen und ein Mitarbeiter dafür eingesetzt. Insgesamt, so Kern, stünden in der Stadtverwaltung vom 1. April an 65 Prozent Stellenanteil für die Feuerwehr bereit – statt wie bisher 25 Prozent. „Wir müssen der neuen Führungsriege der Feuerwehr einen Unterbau bieten.“ Hans-Jörg Schopf habe viele Verwaltungstätigkeiten mit erledigt.

„Die Stadt wäre bereit gewesen, das Modell Schopf mit einer anderen Person weiterzuführen“, sagt Kern. Dass die Hauptamtlichkeit des Kommandanten aufgegeben wurde, habe „nichts mit Kostengründen zu tun“. Vielmehr hätten beide früheren Stellvertreter, von denen dann Kasper als Kommandant gewählt wurde, ihren Beruf nicht aufgeben wollen. Der Gemeinderat hat 2015 die Entschädigungen für Feuerwehrleute erhöht. Jeder bekommt jetzt neun Euro pro Einsatzstunde – einen Euro mehr. Der Kommandant erhält eine Entschädigung von 1800 Euro, die Stellvertreter je 1200 Euro pauschal pro Jahr.

Planungsrate als erster Schritt

Wie berichtet, sind Andreas Kasper und seine beiden Stellvertreter Steffen Schilling und Dennis Blos seit Sommer 2015 die ehrenamtliche Führung der Gerlinger Feuerwehr. Das Thema bauliche Erweiterung „haben wir angestoßen“, sagte Schilling unserer Zeitung, die Planungsrate sei „ein erster Schritt“. Es gehe auch darum, dass man Hygienevorschriften einhalten müsse, ergänzt Kasper. So dürfe zum Beispiel verschmutzte Einsatzkleidung nicht mehr in die Umkleideräume gelangen.

Eine Kombination aus Ehren- und Hauptamt an der Spitze der Feuerwehr gibt es auch in Gerlingens Nachbarstadt Ditzingen. Dort ist der Gesamtkommandant Peter Gsandner für zwei Tage pro Woche von der Stadt angestellt. Dazu gibt es vier rein ehrenamtliche Abteilungskommandanten.

Kommentar: Der Worte sind genug gewechselt

Die Rathausspitze nimmt an der Feuerwehrversammlung teil. Richtig große Wertschätzung aber sieht anders aus. Taten müssen folgen.

Freiwillige hat die Gerlinger Feuerwehr zurzeit genug, die Zeit der drückenden Personalsorgen scheint überwunden. Dabei ist es ein Glücksfall, dass jüngst sechs ausscheidende Männer in derselben Jahresversammlung durch sechs Neuzugänge ersetzt werden konnten; und besonders positiv ist es, dass darunter drei junge engagierte Frauen sind.

Schön ist es auch, wenn viele Gemeinderäte und die Rathausspitze durch ihre Teilnahme an der Versammlung die Wertschätzung „ihrer“ Feuerwehr zeigen. Es wäre aber viel besser, wenn die Rettungs- und Löschtruppe stärker praktisch unterstützt würde. Ersatz zu leisten für jahrzehntealte Autos wie die Drehleiter oder einen Kommandowagen ist nämlich keine Besonderheit oder Grund zum Schulterklopfen, sondern schlichte Pflicht.

Die Mängel im Feuerwehrhaus sind spätestens seit 2013 bekannt. Es tut den Feuerwehrleuten weh, wenn im Rathaus immer anderes wichtiger ist als die Ausstattung für ihr zeitraubendes Ehrenamt zu Gunsten anderer, wenn ihre Bereitschaft zum Improvisieren ausgenutzt wird nach dem Motto: „der Laden läuft ja“.

Jetzt müssen den lobenden Worten dringend Taten folgen. Mit einer Besichtigung durch Stadträte und ein bisschen Planung ist es nicht getan. Wie es geht, Dampf zu machen, das beweist die Verwaltung schließlich beim Bauen für die Flüchtlinge.