Harald Kümmel quält sich für den guten Zweck: Zuletzt hat der 68-Jährige Mallorca als Stehpaddler umrundet. Die Tour wurde viel abenteuerlicher als geplant. Nun berichtet er davon in Waiblingen und Winnenden.
Von seinem jüngsten Abenteuer sind Harald Kümmel etliche Narben als Erinnerung geblieben: Eine unliebsame Begegnung mit scharfkantigen Felsen, bei der einiges an Blut geflossen ist. Nur eine von vielen Widrigkeiten, mit denen der 68-Jährige im August bei seinem Aufenthalt auf Mallorca zu kämpfen hatte. Denn Harald Kümmel war nicht als Strandurlauber dort, sondern um die beliebte Ferieninsel ganz alleine als Stehpaddler mit einem Stand-up-Paddling-Board auf dem Wasser zu umrunden. Was Einheimische dazu sagten? „Increible – unglaublich“.
Auf die gut 500 Kilometer lange Tour um die Insel hat sich der 68-Jährige, der in Renningen wohnt, gut vorbereitet: Er trainierte an Geräten und legte weite Strecken auf dem Neckar zurück. Mit seinem Cousin, der auf Mallorca lebte und sich gut auskannte, habe er die optimale Route und Zeit ausgetüftelt, erzählt Harald Kümmel. Miterleben konnte der Ratgeber das Abenteuer nicht mehr: „Er ist leider kurz vorher an Lungenkrebs gestorben.“ Spätestens da war für Harald Kümmel klar, für wen er bei seiner Tour Spenden sammeln würde: für den Förderverein krebskranke Kinder in Stuttgart.
Stand-up-Paddler trotzt Wellen auf Mallorca
Auch sonst lief vieles anders als geplant. Normalerweise sei die See im August an der Ostseite der Insel relativ ruhig und gut zu befahren, sagt Harald Kümmel. Nicht aber im August 2024: „Das Wasser hatte bis zu 31 Grad Celsius. Das hat Verwirbelungen, unberechenbare Winde und meterhohe Wellen ausgelöst, die von allen Seiten kamen.“ Von 100 Stunden, die er auf dem Board gestanden habe, sei nur ungefähr während zehn Stunden entspanntes Paddeln möglich gewesen. Die übrige Zeit musste Harald Kümmel voll konzentriert sein, um auf seinem Board zu bleiben und nicht an die Felsen geschmettert zu werden.
Immer wieder saß er in einsamen Buchten fest, weil das Stehpaddeln lebensgefährlich gewesen wäre. Ein Risiko, das Harald Kümmel nicht eingehen wollte, auch wenn er gerne seine Grenzen austestet, nach dem Motto: „Nur die Verrückten verändern die Welt.“ So hat er beispielsweise den höchsten Vulkan der Welt, den Ojos del Salado in Chile, bestiegen und in 20 Tagen allein auf sich gestellt 20 Himalaya-Gipfel erobert. Bei einem Trip nach Nepal war er bestürzt über die Armut und beschloss, die Welt künftig ein bisschen zum Besseren zu verändern: „Damals habe ich mir vorgenommen, dass ich meine Projekte nun immer für einen guten Zweck machen werde.“
Zelt, Isomatte, Kocher für den Mallorca-Trip
Bei seinem Mallorca-Trip hat Harald Kümmel das Board vorne und hinten mit einem Zelt, Isomatte, einem Kocher, Expeditionsnahrung und Wasser beladen. Er schlief in Buchten und Höhlen, ab und zu in den Ruinen verlassener Villen. Während einer viertägigen Zwangspause nistete er sich auf dem Gelände eines Wellness-Ressorts ein – „als blinder Passagier oder Hotelnomade“. Sein Board versteckte er am Rand der Bucht, gönnte sich eine Pause in den Liegen am Swimmingpool und nutzte die sanitären Anlagen. Aufgefallen sei das niemand, sagt Kümmel und lacht: „Irgendwann hat das Personal mich sogar begrüßt, die dachten, ich wäre ein Gast.“
Dass die Umrundung von Cap Formentor im Nordosten der Insel anspruchsvoll werden würde, war dem Abenteurer schon vor seinem Trip klar. Angesichts der schwierigen Wetterlage entschied er sich, diesen Abschnitt auszulassen. „Die Einheimischen haben gesagt, das wäre Selbstmord“, erzählt Harald Kümmel, der von sich sagt: „Ich bin kein Kamikaze.“ Aber er wolle etwas bewegen und andere dazu motivieren, das auch zu tun. Ganze 14 000 Euro hat seine Aktion an Spenden eingebracht. „Man muss keine extremen Sachen machen, aber man sollte unbedingt in Bewegung bleiben“, findet der Personal Trainer, der auch Hochbetagte, manche sind mehr als 100 Jahre alt, coacht.
Ans Aufgeben hat Harald Kümmel bei seinem Abenteuer nie gedacht. „Ich bin lösungsorientiert und habe daher die Tour etwas abgekürzt.“ Letzten Endes bewältigte er 350 Kilometer Strecke: „Das hat alleine auch noch keiner geschafft.“
Harald Kümmel im Kreis
Winnenden
Am 21. März hält Harald Kümmel beim Seniorentreff im Haus im Schelmenholz, Forststraße 45, einen Vortrag. Los geht es um 14.30 Uhr.
Waiblingen
Abends ist er ab 19 Uhr beim VfL Waiblingen, Oberer Ring 1, zu Gast. Anmeldung auf der Homepage www.vfl-waiblingen.de.