Das polnische Parlament hat das weitgehende Aus für Sonntagsverkäufe beschlossen. Foto: PAP

Die Polen lieben es, am Sonntag durch die Shopping-Malls zu schlendern und einkaufen zu gehen. Doch das soll nun ein Ende haben.

Warschau - Polen ist ein konservatives Land. Traditionen werden gepflegt, die Familie ist wichtig und der Einfluss der Kirche ist groß. Doch ausgerechnet am heiligen Sonntag frönen Millionen Polen gerne dem Kapitalismus: sie gehen einkaufen. Vor allem die prächtigen Shopping-Malls sind sieben Tage die Woche geöffnet und an Sonntagen für Familien ein beliebtes Ausflugsziel. Was in Deutschland seit Jahrzehnten für aufgeregte Diskussionen sorgt, ist bei unseren Nachbarn eine Selbstverständlichkeit.

Parlament beschließt das Aus der Sonntagsöffnung

Doch damit soll nun Schluss sein. Das polnische Parlament mit seiner national-konservativen Mehrheit hat das weitgehende Aus für Sonntagsverkäufe beschlossen. Ab kommenden März sollen die Geschäfte nur noch am ersten und letzten Sonntag eines Monats öffnen dürfen, heißt es in einem mit großer Mehrheit verabschiedeten Gesetz. Ab 2019 fällt auch der erste Sonntag im Monat als Einkaufstag weg. Ab 2020 gilt ein generelles Verbot – allerdings mit Ausnahmen, etwa vor Weihnachten und Ostern. Die liberale Oppositionspartei Moderne plädierte dafür, dass Angestellten im Einzelhandel zwei arbeitsfreie Sonntage pro Monat gesetzlich garantiert werden, ohne die Sonntagsöffnung von Läden zu verbieten. Kritiker warnten vor der Abstimmung, dass die Umsätze sinken und Tausende Arbeitsplätze verloren gehen werden – alles vergebens.

Treibende Kraft ist die Kirche

Treibende Kraft hinter dem Verbot war eine Koalition aus Solidarnosc und der katholischen Kirche. Die Gewerkschaft hatte als Druckmittel mehr als eine halbe Million Unterschriften gesammelt und die polnische Bischofskonferenz hatte das Parlament aufgerufen, für ein Ende der Sonntagsöffnung zu stimmen. Das würde jenen 1,3 Millionen Menschen, vor allem Frauen, helfen, die bislang sonntags in Geschäften arbeiten müssten. Noch kann das Gesetz aber nicht in Kraft treten, denn es muss noch vom Senat gebilligt und von Präsident Andrzej Duda unterschrieben werden. Beides gilt als sicher. Gefahr für das neue Gesetz kommt von einer ganz anderen Seite: den Konsumenten. In Ungarn hatte Ministerpräsident Viktor Orban 2015 den Geschäften ebenfalls die Sonntagsöffnung verboten. Das war bei den Wählern aber so unbeliebt, dass er das Gesetz gut ein Jahr später wieder aufhob.