Ein Altenheim mit schöner Aussicht, aber ohne Zukunftsperspektive: das Landhaus Sonnenhalde Foto: Gottfried Stoppel

Das kleine Weinstädter Seniorenheim ist von einem ganzen Mix aus Gründen in die Knie gezwungen worden. Einer ist die Heimbauverordnung des Landes, die für jeden Bewohner eines Heimes ein Einzelzimmer fordert.

Weinstadt - Der Geschäftsleitung des Landhauses Sonnenhalde in Weinstadt-Schnait fällt es schwer, die Nachricht zu übermitteln. „Es ist eine unglaublich schwere Entscheidung für uns“, so Andreas Fischer, der Heimleiter, und Ulrike Fischer, die Geschäftsführerin des Landhaus Sonnenhalde. „Wir bedauern sehr, dass es so weit kommen musste und hoffen, dass es uns gelingt die Schließung gemeinsam und ohne Reibungen zu Ende zu bringen.“ Am Dienstag informierten sie die Belegschaft des Altenheims mit Pflegeabteilung, die 42 Bewohner und deren Angehörige über die Schließung des Hauses zum 31. Mai.

Neue Pflegekräfte zu finden war finanziell nicht möglich

Es sei ein Mix aus mehreren Gründen, die zu der Maßnahme geführt hätten. Einer liege in der Reform der Heimbauverordnung des Landes von 2009, die unter anderem für jeden Bewohner eines Seniorenheimes ein Einzelzimmer mit Sanitärbereich fordert. Das 1973 eröffnete Landhaus Sonnenhalde hat aber auch Doppelzimmer.

„Wir wussten, dass ein Umbau entsprechend der Landesheimbauverordnung nicht finanzierbar und baulich nicht umsetzbar sein wird. Daher haben wir bei der Heimaufsicht bereits vor über einem Jahr die Verlängerung der Übergangsfrist um einige weitere Jahre beantragt. Trotz mehrfacher Verhandlungen und vieler Schriftwechsel wurde uns erst am vergangenen Mittwoch der weitgehend unveränderte Weiterbetrieb bis Ende 2024 bestätigt“, so Andreas Fischer. Wegen der Ungewissheit kündigten einige Mitarbeiter.

Ersatz für diese zu finden, sei aufgrund der Arbeitsmarktsituation finanziell unmöglich. „Die Pflegefachkräfte werden teilweise mit hohen Prämien und der Aussicht auf weiter steigende Entlohnung abgeworben.“ Bei der rasanten Lohnentwicklung konnte der kleine Familienbetrieb nicht mehr mithalten. „Wir haben auf allen Kanälen Stellenanzeigen geschaltet und versucht, Fachkräfte aus dem Ausland anzuwerben.“ Andreas Fischer hofft nun auf Hilfe aus dem Netzwerk in Weinstadt und von anderen Heimen, mit denen seit mehr als 40 Jahren gute Kontakte bestünden, um für die Bewohner neue, passende Wohnplätze zu finden. „Und ich hoffe, dass unser Fall eine neue Diskussion über die Heimbauverordnung anstößt“, so Andreas Fischer.

Stadt und Landkreis sagen Unterstützung zu

Beim Landratsamt in Waiblingen, das als Heimaufsicht für Häuser wie das Landhaus Sonnenhalde zuständig ist, sind keine anderen Heime im Kreis bekannt, die vor einer Schließung stehen. „Unser Pflegestützpunkt ist bereits eingeschaltet, um bei der Suche nach Heimplätzen zu helfen“, erklärte eine Sprecherin der Behörde am Dienstag. Der Pflegestützpunkt berät Menschen bei Fragen zu Themen rund um die Pflege. „Der Pflegestützpunkt ist zurzeit allerdings stark mit dem Thema Corona beschäftigt.“

Für die Stadt Weinstadt ist das Ende des Landhauses Sonnenhalde ein herber Schlag. „Die Schließung bringt die pflegebedürftigen Menschen, ebenso wie die Angehörigen und Mitarbeiter in eine schwierige Lage“, so der Oberbürgermeister Michael Scharmann. Die Heimleitung habe das Landhaus Sonnenhalde über viele Jahre hinweg mit viel Herzblut geführt. Die Stadt stehe in engem Kontakt mit der Heimleitung. „Konkret wird das Amt für Familie, Bildung und Soziales die Heimleitung bei der Suche nach Betreuungsplätzen unterstützen, damit kurzfristig eine Lösung für die pflegebedürftigen Menschen gefunden werden kann.“