Abschied von einer Stuttgarter Institution: Das Einklang macht dicht. Foto: Lichtgut//Achim Zweygarth

Stuttgart muss Abschied von einer Institution nehmen. Nach einem Vierteljahrhundert schließt der Plattenladen Einklang Ende Mai seine Pforten. Die Gründe für das Aus des Kultgeschäfts.

Dieser Kultladen war weit über Stuttgart hinaus eine Institution: Nach mehr als 25 Jahren schließt das CD- und Schallplattengeschäft Einklang. Nur noch bis Ende Mai diesen Jahres können Musikfreunde Tonträger zu Sonderpreisen ergattern – dann schließt der Laden an der Charlottenstraße für immer die Pforten. Im Oktober vergangenen Jahres war der legendäre Inhaber Willi Wagner im Alter von 77 Jahren verstorben – bald müssen Stuttgarter auch von seinem Lebenswerk Abschied nehmen. Die Gründe für das Aus: Änderungen im Konsumverhalten, Konkurrenz durchs Internet, allgemeine Tonträgerkrise.

Kultladen verliert Kampf gegen Spotify und Co.

Dass die Kundschaft fehlt, sei schon seit Jahren zu beobachten gewesen, teilte das Plattengeschäft über Ostern mit. Streamingdiensten wie Spotify, Deezer und Co. konnte der drittgrößte, nicht zu einer Kette gehörende CD-Laden Deutschlands, nicht standhalten. Die Jugend habe den Weg in den Laden nicht mehr gefunden, es gab schlicht und einfach keinen Kundennachwuchs mehr.

Dabei hatte Musikenthusiast Wagner lange der Abwärtsspirale getrotzt. Um das Geschäft am Leben zu halten, griff er immer mehr in den eigenen Geldbeutel. Seine Lebensleistung bleibt indes unvergessen: Besonders die Klassik, aber auch Jazz und die Weltmusik lagen ihm am Herzen. Am 14. Dezember 1995 vermeldete die Stuttgarter Zeitung: „Neuer CD-Laden mit eigenem Profil“ – zur Eröffnung spielte das Melos-Quartett.

Glanzvolle Zeiten des Plattenladens in Stuttgart

Über Jahrzehnte baute Wagner eines der größten Tonträgersortimente in Europa auf: „So erlebten wir glanzvolle Zeiten, in denen der Ruf des Ladens bis ins umliegende Ausland drang“, schildern seine Mitstreiter heute. Das Einklang wurde zur Institution, die auch im Mai 2000 einen verheerenden Brand überlebte. Wagner war dabei immer mehr als ein Einzelhändler. Er war ein Kulturmensch, der viele Musikerinnen und Musiker unterstützt hat. Namen wie Iveta Apkalna, Jasmin Kolberg, Marie Louise, Julia Rinderle und Peter Schindler sind mit dem Einklang verbunden, internationale Promis wie Uri Caine, Teodor Currentzis, Giora Feidman und Hélène Grimaud waren zu Gast bei ihm.