Thomy verbannt das bisherige Senfglas (links) und verpasst ihm ein neues Design mit Schraubverschluss. Foto: Thomy/Montage A. Wawra

Der zum Nestlé-Konzern gehörende Senf-Abfüller Thomy setzt auf neue Senfgläser. Warum die nicht mehr als Trinkglas taugen und ein Klassiker verschwindet.

Wer kennt das nicht? Wenn der Senf leer war, hat man das Glas zum Trinken benutzt.

In vielen Haushalten haben die leeren Senfgläser als Trinkgläser Kultstatus – teils sogar mit lustigen Motiven wie Biene Maja, den Schlümpfen, Donald Duck oder Shaun das Schaf, was vor allem beim Nachwuchs ankommt. Das gilt auch für die bauchigen Varianten mit festem Stand, die nicht so leicht umkippen, wenn mal der Ellbogen dranstößt.

Doch jetzt macht Senf-Abfüller Thomy mit seinen Senf-Trinkgläsern Schluss. Das zum Lebensmittelkonzern Nestlé gehörende Unternehmen setzt auf neue Gläser mit Schraubverschluss. „Wir haben den Markenauftritt von Thomy aktualisiert“, begründet eine Nestlé-Sprecherin die Neuerung.

Auch auf Wunsch der Verbraucher

Die Gläser hätten nun ein zeitgemäßeres Erscheinungsbild. Zudem habe man damit auf den Wunsch von Verbraucherinnen und Verbrauchern „nach einer Glasverpackung mit einer einfacheren Handhabung beim Öffnen und Wiederverschließen“ reagiert.

Die neuen Senfgläser sollen nach und nach im Handel eingeführt werden, die ersten wurden bereits im Oktober ausgeliefert. Für etliche Verbraucher endet damit die Ära eines Klassikers, der in Deutschland in zahlreichen Küchenschränken zu finden ist.

Die neuen Gläser könnten ebenfalls wiederverwendet werden, sagt die Sprecherin, etwa als Einmachglas für selbst gemachte Marmelade. Als Trinkglas allerdings taugen sie wegen des Schraubverschlusses nicht.

Fünf Millionen Senfgläser pro Jahr

Bereits im 19. Jahrhundert wurden in Deutschland Senfgläser auf den Markt gebracht, die als Trinkgläser verwendet werden konnten – erstmals von dem Berliner Carl Kühne. Das war damals ein Glas mit Henkel.

Senfhersteller Thomy, der in Neuss am Niederrhein produziert, verkauft jährlich rund fünf Millionen Gläser Senf und etwa 30 Millionen Tuben Senf und hat eine mehr als hundertjährige Tradition. Seit 1971 gehört das Unternehmen zum Nestlé-Konzern.