Michael Ballack ist bei der EM 2021 als TV-Experte im Einsatz. Foto: imago images/Jan Huebner

Deutschland ist bei der EM 2021 im Achtelfinale an England gescheitert. Das Urteil mancher Experten fällt mitunter vernichtend aus.

Herzogenaurach - Nach dem Achtelfinal-Aus bei der EM gegen England haben die Experten den scheidenden Bundestrainer Joachim Löw mehrheitlich kritisiert. „Jogi Löw war drei Jahre zu lang am Werk. Er hat es verpasst, zum richtigen Zeitpunkt abzutreten, so wie es der Kaiser 1990 nach der gewonnenen WM getan hat“, schrieb etwa Olaf Thon in seiner Kolumne bei web.de. Thon wurde 1990 Weltmeister. „Löw muss sich deshalb gefallen lassen, jetzt mehr mit dem Ausscheiden in der Vorrunde und dem Ausscheiden im Achtelfinale in Verbindung gebracht zu werden als mit dem WM-Titel.“

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Deutschland war am Dienstag durch ein 0:2 gegen England aus dem Turnier ausgeschieden. Löw hatte schon vor Monaten seinen Rücktritt für nach dem Turnier angekündigt und beendete seine Laufbahn nach 198 Länderspielen.

Michael Ballack und Fredi Bobic kritisierten bei MagentaTV die Reaktion Löws auf den Rückstand. „Wenn du 1:0 zurück liegst - was hast du denn noch zu verlieren? Dann muss natürlich von draußen das Signal kommen und ein schnellerer Wechsel kommen“, sagte Bobic, der 1996 beim bislang letzten EM-Titel für Deutschland dabei war.

Michael Ballack wird deutlich

„Wir wechseln (Emre) Can für (Matthias) Ginter. Wir wechseln positionsbedingt und so kannst du keine Emotionen entfachen“, monierte Ballack. „Teilweise waren wir ohnmächtig. Uns haben die Lösungen gefehlt. Wir haben uns unnötig zurückgezogen und den Engländern das Spiel überlassen. So kannst du natürlich nicht weiterkommen.“

Mehmet Scholl, wie Bobic 1996 Europameister, kritisierte bei bild.de die fehlende Widerstandsfähigkeit der deutschen Nationalspieler. Man habe viele gut ausgebildete Profis im Team. „Wenn es aber eng wird, dann sind sie einfach nicht gut genug, dann schreien sie nach Mama“, sagte Scholl und begründete seine Einschätzung damit, dass es zu wenig Trainer gebe, die wüssten, was Erfolg bedeute. „Es trainieren so viele Trainer auf diesem Markt, die als Spieler nie irgendwas gerissen haben.“

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Thomas Hitzlesperger sagte in der ARD mit Blick auf Löws lange Amtszeit von 15 Jahren: „Die letzten zwei Turniere kann man abhaken, das war nicht gut genug. Das war einfach schwach. Aber es war ein so langer Zeitraum, er hat ein paar Rekorde gebrochen.“ Das 7:1 im Halbfinale gegen Gastgeber Brasilien bei der WM 2014 werde immer bleiben, sagte der Vorstandsvorsitzende des VfB Stuttgart. „Da waren echt Schmankerl dabei. Das muss man heute auch sagen: Er hat tolle 15 Jahre hingelegt und nicht nur das Spiel heute verloren.“