Wenn Erntedankfest gefeiert wird, werden die Altäre mit Gaben geschmückt. Für viele Menschen sind diese Produkte der Natur allerdings viel mehr als Schmuck.
Mais, Kürbis, Kohlrabi, Trauben, Kartoffeln und auch Brot schmücken den Altar. Dazwischen Ähren und Blumen. Bunt, reichhaltig und vielfältig – so geschmückt sind die Kirchen am Erntedankfest.
In der katholischen Kirche wurde das Erntedankfest erstmals im dritten Jahrhundert erwähnt. Seit 1972 feiern die Katholiken das Erntedankfest am ersten Oktobersonntag. Nach evangelischem Brauch wird am ersten Sonntag nach dem Michaelitag, dem 29. September, gefeiert – die Festtage variieren inzwischen aber in beiden Kirchen. So haben die Katholiken in Gerlingen und auch die Gläubigen in der Leonberger Ramtelkirche bereits Erntedank gefeiert – in diesem Jahr sollte das Fest dort unter dem Motto „Kräutergarten“ stehen. Protestanten und Katholiken in Hemmingen hingegen feiern an diesem Sonntag, 12. Oktober, um 10.30 Uhr in der evangelischen Laurentiuskirche einen ökumenischen Erntedankgottesdienst – mitgestaltet unter anderem von Kindern und Erzieherinnen der Kita Blohngärten.
„Dank für die Gaben der Erde und Verantwortung für die Natur“
„Das Erntedankfest ist für die christlichen Kirchen ein Ausdruck des Dankes gegenüber Gott für die Gaben der Erde, also in erster Linie für die Ernte aller Früchte und für alles, was wächst. Letztendlich geht es um den Dank für das tägliche Brot und alles, was wir zum Leben brauchen“, sagt Rainer Scheufele vom Diakonischen Werk der evangelischen Kirche Württemberg. „Mit dem Erntedankfest erinnern die Christen an die Verantwortung des Menschen für einen nachhaltigen Umgang mit Ressourcen und den Schutz der Natur, die von Gott geschaffen und dem Menschen zur Bewahrung anvertraut ist.“
Pfarrer Joachim Wassermann von der evangelischen Verbundkirchengemeinde Münchingen-Kallenberg geht darauf ein, Gott dankbar zu sein „für vieles, was wir haben, auch wenn die Zeiten unruhiger werden“; dass es nicht selbstverständlich sei, dass die Menschen hierzulande in Frieden und Freiheit und in Wohlstand lebten. An Erntedank werde all dies sichtbar. Es werde sichtbar, wie gut es den meisten gehe. Abgeben und Teilen sei wichtig, aber es müsse freiwillig sein und von Herzen kommen. Ihm ist dabei wichtig, die Kinder einzubinden – „dass man die Haltung der Dankbarkeit lernt von Klein auf“. Die Erntedankgaben der Gemeinde werden nach dem Gottesdienst an das Seehaus in Leonberg und an die Tafel in Ditzingen, den Strohgäuladen, verteilt.
„Erntedankgaben: Ein Beitrag gegen Lebensmittelverschwendung“
Die Versorgung der Tafeln über die Supermärkte ist vor Ort sehr unterschiedlich. Während manche Tafeln weniger Probleme haben, genügend Lebensmittel gespendet zu bekommen, kommt es in anderen Tafeln zu Engpässen. Der Ditzinger Strohgäuladen wird nach Erntedank unter anderem auch von der Hemminger Christusgemeinde bedacht. Deren Gemeinschaftspastor Lukas Stelter hebt dabei hervor, dass man sich an dem Tag bewusst mache, für was man dankbar sei. Der Dank an Gott sei das Eine. Aber „Dankbarkeit verändert unser Herz“, sagt der Pastor auch. Denn Dankbarkeit verändere auch den Umgang mit den Mitmenschen – er wird respektvoll.
Viele Tafelläden stehen, wie der Strohgäuladen in Ditzingen, in kirchlich-diakonischer Trägerschaft und Tradition. „Da viele Gemeinden ihre gesammelten Lebensmittel den regionalen Tafeln spenden, ist die Menge nicht zu unterschätzen“, sagt Rainer Scheufele vom Diakonischen Werk über das Erntedankfest. Vor allem spielten dabei auch die länger haltbaren Lebensmittel und Nonfood-Produkte eine Rolle. Denn von den Supermärkten und Lebensmittelgeschäften würden vor allem frische und verderbliche Waren gespendet.
Inzwischen planten die Konzerne aber besser, es werde daher nicht mehr so viel Überschuss produziert wie früher. Dies sei auch ein Erfolg für die Tafeln, die grundsätzlich die Lebensmittelverschwendung bekämpfen wollen, sagt Scheufele daher. Realistisch betrachtet fehlten diese Produkte dann.