Erinnerung auch an Status Quo Foto: Steinert

Schallplattensortieren bringt alte Erinnerungen zurück, hat Thomas Schwarz beim Corona-Stubenarrest festgestellt. Und es freut auch die Nachbarn.

Hobby - Wahnsinn, der handgeschriebene Preisbebber klebt noch auf dem Schallplattencover. 19,90 steht da, keine Euro, D-Mark waren das 1977. Für einen 15-Jährigen ein ganzer Batzen Geld, den er in seine erste Rock-Schallplatte investierte. Aber für das Doppelalbum hätte der Junge noch mehr bezahlt. „Status Quo live“, bis heute sind ein paar der Aufnahmen „tonight live from the Apollo, Glasgow“ durchaus hörbar – auch wenn der Rest doch ziemliche Schrammelmusik ist: „Big fat Mama“, „Junior’s Wailing“, oder „Caroline“.

Und natürlich das berühmte Intro: „Is there anybody else here who wants to rock!? – Is there anybody else here who wants to roll?! – And is there anybody else her who wants to boogie?!“ Jede Frage beantwortet von dem frenetischen Jubel des Publikums der „most magnificent Rock’n’Roll-Band in the laaand“, gekrönt von der final herausgebrüllten Ansage: „Status Quooooooooo!!!!!!“ Die jungen Nachbarn kennen es spätestens jetzt auch.

Ein Nachmittag reicht nicht aus

Das markante Cover ist mir sofort ins Auge gestochen, als ich mit dem Sortieren meiner Schallplatten begonnen habe – eine schöne Beschäftigung im Corona-Stubenarrest. Mit einem Nachmittag war das allerdings nicht getan. Über die Jahre sind einige Exemplare dazu gekommen.

An den Kauf der ersten kann ich mich noch gut erinnern. Meine ältere Schwester fuhr mich mit ihrem ersten Auto, einem roten Renault R 4, nach Waldshut, dem nächsten Ort mit größerem Schallplattenangebot. In ihrem Auto gab es einen selbst eingebauten Kassettenrekorder, in dem ich ein Jahr später die nächste Live-Sensation hörte und die mich wieder knapp 20 Mark kostete: „Jethro Tull – Bursting out“. Aufgenommen wurde das Konzert in der Festhalle Bern – „guete Noobig Feschthalle Bäärn“ – angesagt von Claude Nobs, dem legendären Manager des Festivals von Montreux.

Womit wir beim dritten legendären Live-Album der 70er wären, „Made in Japan“ von Deep Purple. Darauf ist meine Lieblings-Live-Fassung von „Smoke on the Water“ zu hören, nicht die Studioaufnahme, die ständig im Radio läuft. „Funky Claude was running in and out picking up Kids from the Ground“ – eben jener Claude Nobs aus Montreux, wie ich erst viele Jahre später erfahren habe. Die Platte habe ich zwei Mal gekauft und beide Male ging das gute Stück verloren: ausgeliehen, nicht mehr zurückbekommen. Auf CD ist sie hier, aber leider nicht auf Vinyl.

Tina live in der Münchner Olympia-Halle

Überhaupt sind erstaunlich viele Live-Platten in meiner Sammlung, fällt mir auf. Auf einer bin ich quasi zu hören: „Tina live in Europe“, in den 80-ern unter anderem in der Münchener Olympia-Halle aufgenommen, wo der einst 15-jährige Schwarzwaldbub mittlerweile studierte und sich mit Tausenden anderen vor Begeisterung für Tina Turner heiser jubelte.

Nahezu jede Platte habe ich bisher aufgelegt und wenn es nur ein paar Titel waren. Wenn es in dem Tempo weitergeht, bin ich in Rente, bis ich fertig bin. Aber die Erinnerungen, die dabei zurückkommen, sind einfach zu schön. Und sogar ein Exemplar meiner Vor-Musik-Hörgewohnheiten ist auch noch da: „Der Sängerkrieg der Heidehasen“ von James Krüss, ein Geschenk zu Ostern vor einem halben Jahrhundert. Mit großartigen Sprechern: Charles Regnier als Minister für Hasengesang oder Franz Muxeneder als Hase Lodengrün. Wahnsinn, gleich Mal reinhören. Bei der Sortiererei kommt man einfach vom Hundertsten ins Tausendste!