Der Stein des Anstoßes sind die neuen Aufzüge in der Modulklinik, die für den Transport von Intensivpatienten zu eng sind Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Als „großes Ärgernis“ bezeichnen die Freien Wähler die Fehlplanung bei den neuen Aufzügen in der Modulklinik des städtischen Klinikums. Diese werden nun bei laufendem Betrieb verbessert.

Stuttgart - Die Freude über das neuste Gebäude des städtischen Klinikums währt nur kurz: Die zwei Aufzüge dort sind für den Transport von Intensivpatienten ungeeignet. Erst vor einem Monat haben Beschäftigte und Patienten des städtischen Klinikums am Standort des Katharinenhospitals den Modulbau – genannt Gebäude Z – bezogen, der bis zum Jahr 2019 genutzt werden soll.

Für normale Krankenbetten sind die neuen Aufzüge zwar breit genug. Wenn Patienten der Intensivstation in kritischem Zustand transportiert werden und beispielsweise eine Beatmung brauchen, wird es in den Kabinen jedoch sehr eng.

Die beiden Aufzüge hatten 331 000 Euro gekostet

„Eine der Aufzugkabinen muss ausgetauscht werden, um den Patienten bestmögliche Transportbedingungen zu bieten“, sagt Ulrike Fischer, Sprecherin des Klinikums. Die beiden Aufzüge hatten 331 000 Euro gekostet, die Nachbesserung wird sich nun auf 170 000 Euro belaufen. Wer diese Kosten übernimmt, wird sich laut Fischer noch zeigen. Während der Aufzug umgebaut wird, muss die Intensivstation mit acht Betten für vier Wochen ins Olgahospital ziehen.

Klar ist, dass es sich nicht um einen Umsetzungs-, sondern um einen Planungsfehler handelt. Als „ein großes Ärgernis“ empfinden deswegen die Freien Wähler diese Fehlplanung und wollen bei der nächsten Sitzung des Krankenhausauschusses nach der Sommerpause informiert werden, wie es dazu kommen konnte. „Dieser Mangel und die damit entstandenen Kosten sowie der Zeitverlust hätten vermieden werden können“, sagt Konrad Zaiß, der für die Freien Wähler im Krankenhausausschuss des Gemeinderats sitzt. Seiner Meinung nach wurde hier am falschen Ende gespart, denn schließlich „muss auch ein Interimsbau funktional sein“. Für ihn ist es unverständlich, dass die Anforderungen einer Intensivstation bei der Planung nicht berücksichtigt wurden.

Keine Konsequenzen für den nächsten Bauabschnitt

In dem viergeschossigen Gebäude Z sind unter anderem die Intensivstation, die Strahlentherapie und die Neurologie aus dem Bürgerhospital untergebracht. Im Jahr 2019 sollen diese Stationen dann in einen Neubau umziehen. Konsequenzen hat der Planungsfehler für den nächsten Bauabschnitt laut Fischer nicht: „An den Neubau gibt es ganz andere Nutzungsanforderungen, das ist kaum vergleichbar.“

Die Mitglieder des Krankenhausausschusses wollen jedoch sicher gehen, dass solche teuren Fehler in Zukunft vermieden werden: „Das zeigt einmal mehr, wie wichtig es ist, Entscheidungen nicht nur am Schreibtisch zu treffen, sondern Pläne mit den Betroffenen eng abzustimmen“, sagt Benjamin Lauber (Grüne). Er hofft darauf, dass aus diesem Fall für die weitere Bauzeit eine Lehre gezogen wird. Auch Martin Körner, Fraktionsvorsitzender der SPD, kritisiert, dass bei den Planungen offenbar nur auf „billig, billig“ geachtet wurde, ohne auf das Fachwissen der Beschäftigten im Klinikum zurückzugreifen. In Zukunft solle man keine „Milchmädchenrechnung mehr aufstellen“, sondern auf Lösungen setzen, die nicht nur auf den ersten Blick günstig erscheinen.

Dauerbaustelle des Klinikums gleicht „OP am offenen Herzen“

Klaus Nopper (CDU) vergleicht die Dauerbaustelle des Klinikums mit „einer Operation am offenen Herzen“, die das Krankenhaus bisher sehr gut meistere. „Bei aller Kritik an den Kosten darf man nicht vergessen, dass das Klinikum eine hervorragende Qualität bietet und der Umbau eine logistische Herausforderung darstellt“, so Nopper. Dennoch sei auch seine Fraktion an einer Aufklärung des Planungsfehlers interessiert.

Seit einigen Jahren wird am Klinikum Stuttgart schon gebaut. Ziel ist es, die zuvor auf vier Standorte verteilte Klinik auf zwei Standorte – Katharinenhospital und Krankenhaus Bad Cannstatt – zu konzentrieren. Zunächst wurde hinter dem Katharinenhospital der Neubau für Frauenklinik und Olgahospital hochgezogen. Zwei weitere Neubauten sollen in der Nähe auch noch entstehen. Nach jüngsten Berechnungen belaufen sich die Gesamtkosten für die Neuordnung auf mehr als eine Milliarde Euro.