An Gemeinschaftsschulen wie hier in Tübingen unterrichten Lehrer Foto: dpa

Neu ausgebildete Lehrer an Haupt- und Werkrealschulen sollen voraussichtlich ab 2016 mehr Geld erhalten. Die Lehrerverbände fordern auch mehr Gehalt für die Grundschulpädagogen.

Stuttgart - Seit dem Wintersemester2011/12 studieren angehende Lehrer für Haupt-/Werkrealschulen, Realschulen und Gemeinschaftsschulen in Baden-Württemberg gemeinsam an den Pädagogischen Hochschulen. Wenn die ersten Absolventen des neuen Sekundarstufenlehramts im Februar 2016 in den Vorbereitungsdienst treten, sollen sie auch gleich bezahlt worden. Das hat nun auch die Grünen-Fraktion im Landtag beschlossen. Die SPD hatte sich bereits im September auf eine entsprechende Regelung geeinigt.

„Wenn zwei Lehrer im gleichen Klassenzimmer unterrichten könnten, sollten sie nicht unterschiedlich bezahlt werden“, begründete Edith Sitzmann, Fraktionschefin der Grünen die Entscheidung. Es komme allerdings nicht mehr darauf an, „ an welcher Schulart sie unterrichten, sondern welche Qualifikation sie mitbringen“.

Die Besoldungsanpassung kommt nicht überraschend. Denn die frühere CDU-FDP-Landesregierung hatte 2010 beschlossen, die Lehrerausbildung 2011 grundlegend zu verändern. Sie trennte das bis dahin zusammengehörende Grund- und Hauptschullehramt und schuf ein sogenanntes Sekundarstufenlehramt für Haupt- und Realschullehrer. Zudem wurden die Studienzeiten auf acht Semester verlängert. Bis zur Umstellung zum Wintersemester 2011/12 betrug die Regelstudienzeit für Grund- und Hauptschullehrer sechs Semester (plus ein Prüfungssemester), für Realschullehrer sieben Semester. CDU und FDP hatten aber nicht geklärt, wie die neu ausgebildeten Lehrer dann besoldet werden sollten. Derzeit erhalten Lehrer an Realschulen A 13, an Haupt- und Werkrealschulen hingegen A 12.

Kultusminister Andreas Stoch (SPD) hält eine Harmonisierung der Besoldung für vergleichbar ausgebildete Lehrer aus Gerechtigkeitsgründen für notwendig. Das Ministerium werde ein entsprechendes Konzept ausarbeiten, sagte ein Sprecher des Ministeriums. Allerdings werde es aufgrund der unterschiedlichen Laufbahnen mit unterschiedlichen Bildungsvoraussetzungen, Ausbildungszeiten und Aufgabenprofilen auch in Zukunft Unterschiede in der Besoldung geben, selbst wenn die jeweiligen Lehrer im gleichen Klassenzimmer unterrichten. Das betrifft vor allem die Gemeinschaftsschulen, an denen Lehrer aller Schularten arbeiten. Auch an den Realschulen werden künftig Hauptschullehrer eingesetzt werden. Zudem wird die Lehrerausbildung noch einmal verändert. Alle bis auf die Grundschullehrer sollen dann zehn Semester studieren.

Die Lehrerverbände begrüßen, dass die künftigen Haupt- und Realschullehrer gleich bezahlt werden. Sie fordern aber auch Nachbesserungen für diejenigen, die bereits im Schuldienst sind. 2008 hatte die damalige Landesregierung Aufstiegsmöglichkeiten für Hauptschullehrer geschaffen, allerdings nur für 20 Prozent.

Die SPD-Fraktion will die Aufstiegsmöglichkeiten für erfahrene Hauptschullehrer erweitern. „Wir überlegen, wie wir Hauptschullehrkräfte, die zukünftig an einer Gemeinschaftsschule oder Realschule eingesetzt werden, einen Aufstieg ermöglichen“, sagte Fraktionschef Claus Schmiedel. Die Grünen wollen bei ihrer Fraktionsklausur im Januar über das Thema beraten.

„Wir erwarten von der Landesregierung auch ein Konzept, wie die Bezahlung der Grundschullehrkräfte verbessert wird“, erklärte Doro Moritz, Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft. Denn auch deren Studienzeit sei auf acht Semester angehoben worden.

Michael Gomolzig, Sprecher des Verbandes Bildung und Erziehung, forderte, auch die Besoldung von Schulleitern zu verbessern. „Es wäre schwer zu vermitteln, wenn künftig junge Kollegen mehr verdienen als ihre Schulleiter“, sagte er. An kleinen Schulen werden die Rektoren derzeit nach A12 bezahlt, dazu kommt eine Amtszulage von rund 160 Euro brutto.