Der Streit um den Auftritt des umstrittenen Historikers Daniele Ganser in Leinfelden ist längst nicht ausgestanden. Jetzt hat ein breites Bündnis eine Aufklärungsveranstaltung initiiert. Sie findet am 15. März statt.
Ralf Berti, Mitglied des Bündnisses „Solidarität statt Hetze“, lässt keinen Raum für Spekulationen. „Wir geben keine Ruhe“, betont er. Was er meint? Den Auftritt des umstrittenen Historikers und Publizisten Daniele Ganser in der Filderhalle in Leinfelden. Der Vortrag des Schweizers ist für den 12. Mai terminiert, die Karten für seinen Auftritt zum Thema „Warum ist der Ukraine-Krieg ausgebrochen?“ sind längst ausverkauft. Was allerdings viele auf den Fildern irritiert: Daniele Ganser ist in der Vergangenheit mehrfach im Zusammenhang mit Verschwörungsmythen aufgefallen, auch wird ihm Holocaust-Verharmlosung vorgeworfen.
Seit dem Bekanntwerden sorgt das für Zoff in der Stadt. Die Verwaltung will den Auftritt in der kommunalen Halle dennoch stattfinden lassen. Der Ältestenrat habe empfohlen, die Veranstaltung mit Daniele Ganser in der Filderhalle nicht abzusagen, hat der Sprecher Thomas Krämer bereits Ende Januar mitgeteilt. Das Gremium sei damit der Auffassung der Stadtverwaltung gefolgt, die – wie andere Städte auch – nach gründlicher Prüfung zu dem Ergebnis gekommen sei, „dass Herr Ganser zwar Verschwörungstheorien zugewandt ist, das jedoch unter die Meinungsfreiheit fällt“.
Lagen alle Informationen auf dem Tisch?
Das Bündnis „Solidarität statt Hetze“ – ein großer Zusammenschluss aus Parteien, Gewerkschaften, Organisationen wie Fridays for Future, Schutzgemeinschaft Filder, Naturfreunden, der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württembergs, der Initiative Antifaschistische Filder oder Aufstehen gegen Rassismus – ist jedoch der Meinung, „dass nicht alle Informationen auf dem Tisch lagen“, wie der Filderstädter Ralf Berti sich ausdrückt. „Wir sind überhaupt nicht einverstanden mit der Begründung der Stadt“, sagt er. Er befürchtet vielmehr, dass sich Menschen bei dem Vortrag radikalisieren könnten. Daher wurde nun eine Informationsveranstaltung initiiert. Dort sollen Michael Blume, der Landesbeauftragte gegen Antisemitismus, Klaus Gestwa, Professor für osteuropäische Geschichte und Direktor des entsprechenden Instituts an der Universität Tübingen, sowie Barbara Traub sprechen, die Vorstandsvorsitzende der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württembergs und Mitglied im Präsidium des Zentralrats der Juden.
Der Termin steht. Die Veranstaltung soll laut Ralf Berti am 15. März ab 19 Uhr im Pavillon in Oberaichen stattfinden. Das Ganze ist öffentlich und soll Raum für Diskussionen bieten, erklärt er, „wir denken, das Thema ist so wichtig für Leinfelden-Echterdingen und auch für die Fildern“. Nach seinen Informationen möchten auch Stadträte kommen. Was Ralf Berti indes nicht verhehlen will: „Das Bündnis erwartet, dass man den Fehler korrigiert.“ Sprich: dass der Auftritt Gansers noch abgesagt wird. In Dortmund und Nürnberg ist eben dieses jüngst geschehen. Parallel wird an Plan B gearbeitet. Das Bündnis hat für den 12. Mai eine Kundgebung nahe der Filderhalle angemeldet. Andere Akteure würden dazustoßen. „Wir haben auch Anfragen aus der Schweiz“, sagt Ralf Berti. Er stellt klar: „Wir werden nicht aufhören. Das sind wir der Partnerstadt Poltawa schuldig.“