Friedrich Merz sorgt mit seinen Aussagen für Gesprächsstoff. Foto: dpa/Bernd von Jutrczenka

Weil CDU-Chef Friedrich Merz in einer Diskussion rund um die Silvester-Krawalle Kinder mit Migrationshintergrund als Paschas bezeichnete, steht er in der Kritik. Doch vom Lehrerverband gibt es eine weniger entrüstete Reaktion.

CDU-Chef Friedrich Merz hat mit einer Aussage über Migrantenkinder und deren Gehorsam gegenüber Lehrerinnen und Lehrern für Aufregung gesorgt. Im Kontext der Krawalle in der Silvesternacht hatte Merz am Dienstagabend in der ZDF-Sendung „Markus Lanz“ über den Umgang mit Lehrerinnen und Lehrern gesagt: „Und dann wollen sie diese Kinder zur Ordnung rufen und die Folge ist, dass die Väter in den Schulen erscheinen und sich das verbitten. Insbesondere, wenn es sich um Lehrerinnen handelt, dass sie ihre Söhne, die kleinen Paschas, da mal etwas zurechtweisen.“

Mit dem Begriff „Pascha“ werden umgangssprachlich besonders Männer bezeichnet, die sich wie selbstverständlich von einer Frau bedienen lassen.

Lehrerverband sieht wahren Kern

Heinz-Peter Meidinger, Präsident des Lehrerverbands, gab Merz am Mittwoch recht, „auch wenn man natürlich einschränken muss, dass das jetzt nicht ein Generalverdacht oder Pauschalvorwurf an alle Familien mit einem entsprechenden Migrationshintergrund sein kann“. Grundsätzlich gebe es aber ein Problem, dass insbesondere weibliche Lehrkräfte nicht ernstgenommen würden und deren Autorität nicht anerkannt würde.

Edgar Bohn, Vorsitzender des Grundschulverbands, konnte Merz’ Behauptung nicht bejahen. „Die zitierte Aussage und die Pauschalierung kann ich nicht bestätigen und halte sie für sehr überzeichnet und nicht zutreffend“, sagte Bohn.

Fratzscher ärgert sich über sich selbst

„Das sind eben überwiegend Jugendliche aus dem arabischen Raum, die sich nicht bereit sind, hier in Deutschland an die Regeln zu halten, die Spaß daran haben, diesen Staat herauszufordern“, hatte Merz weiter in der Sendung gesagt. Er wolle auch keine Entschuldigungen akzeptieren, etwa wenn man sage, diese Kinder hätten eine schwere Kindheit oder es in Deutschland schwer und würden nicht genug betreut und nicht genug umsorgt. „In diesem Land hat jeder eine Chance. Die sind selten so gut gewesen wie gegenwärtig. Und wer sich nicht daran hält, man muss es deutlich sagen, hat in diesem Land nichts zu suchen.“

Für seinen Auftritt erntete Merz viel Kritik. Ökonom Marcel Fratzscher, der ebenfalls in der Sendung gesessen hatte, äußerte sich am Mittwoch zu den Aussagen des CDU-Vorsitzenden via Twitter: „Es ist Populismus, weil Herr Merz von einer kleinen Minderheit implizit und explizit auf alle Menschen mit arabischen Wurzeln verallgemeinert.“ Er ärgere sich sehr, zu den Aussagen in der Sendung geschwiegen zu haben, so Fratzscher.

Das sagen die Kritiker

Auch Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) widersprach Merz. Es sei eine typische Denke, es gehe um irgendwelche Menschen, die hierhergekommen seien und sich nicht an die Regeln hielten. „Das ist aber nicht der Fall“, sagte Giffey am Mittwoch nach dem „Gipfel gegen Jugendgewalt“ im Berliner Roten Rathaus. „Die jungen Leute, über die wir hier mehrheitlich reden, das sind Berliner Kinder.“ Noch deutlicher wurde die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Reem Alabali-Radovan: „Diese Bemerkung schürt rassistische Ressentiments.“

Der Auftritt Merz’ sei „so gruselig und von menschenverachtendem Ton geprägt, dass einem die Worte fehlen“, schrieb Maurice Conrad, Klimaschutzaktivist bei Fridays for Future, auf Twitter. „Wenn die CDU so weitermacht, ist sie der NPD rhetorisch näher als der demokratischen Mitte.“