Alice Weidel spricht in Schwerin. Foto: AFP/JOHN MACDOUGALL

Der Flüchtlingszustrom vor gut fünf Jahren hat der AfD Wählerstimmen eingebracht. Das Thema spielt im nun beginnenden Wahlkampf wieder eine Rolle. Doch nutzen die Rechtspopulisten auch andere Themen, um die Regierungsarbeit auf’s Korn zu nehmen.

Schwerin - Mit heftiger Kritik an der Asyl-, Corona- und Klimapolitik der Bundesregierung hat die AfD am Dienstagabend in Schwerin ihren Bundestagswahlkampf gestartet. Die Öffnung der Grenzen 2015 habe die Gesellschaft gespalten, die Energiewende sorge für steigende Preise und die Bekämpfung der Corona-Pandemie gehe mit einschneidenden Eingriffen in Grundrechte einher, sagte der AfD-Vorsitzende Tino Chrupalla. „Frau Merkel, ihre Corona-Politik führt schleichend zur Gewöhnung an die Unfreiheit“, so Chrupalla vor rund 350 Zuhörern auf dem Alten Garten am Schloss in Schwerin. Gemeinsam mit Fraktionschefin Alice Weidel führt er die AfD in den Bundestagswahlkampf.

Co-Spitzenkandidatin Weidel sprach sich für mehr Stolz auf Deutschland und seine Leistungen aus. Als Beispiele nannte sie das Wirtschaftswunder und die Wiedervereinigung. In Zukunft könne Deutschland nur dann erfolgreich sein, wenn es sich auf seine Stärken besinne und wenn die Menschen stolz darauf seien. Die AfD stehe für ein Deutschland, das vorankommen wolle. „Ein Deutschland, in dem wir einander nicht die Taten längst verstorbener Generationen vorwerfen, um daraus politischen Profit zu schlagen, sondern Gräben zuschütten“, sagte Weidel.

„Wir schauen nach vorne“

Chrupalla sprach von einer Schicksalswahl am 26. September. Die AfD sei in vier Jahren Opposition im Bundestag stärker und professioneller geworden, auch wenn man einige Mitstreiter verloren habe. „Wir schauen nach vorne“, sagte er. Nur kurz ging Chrupalla auf den fortwährenden Richtungsstreit in der Partei ein: „Wir sind stark, wenn wir uns einig sind, wenn wir zusammenhalten und uns gegenseitig unterstützen, anstatt uns in den Medien in die Pfanne zu hauen, um als Saubermann dazustehen“, sagte Chrupalla.

Die AfD zieht mit dem Slogan „Deutschland. Aber normal.“ in den Wahlkampf und will nach eigenen Angaben unter anderem die Themen Freiheit und innere Sicherheit in den Mittelpunkt stellen. Wie Holm riefen auch Weidel und Chrupalla ihre Anhänger zu einem engagierten Wahlkampf auf. Ziel sei, gestärkt in den Schweriner Landtag und in den Bundestag einzuziehen. In jüngsten Wählerbefragungen kam die AfD bundesweit auf zehn bis elf Prozent. In Mecklenburg-Vorpommern lag die Partei Mitte Juli bei 16 Prozent.