Alexander Doll soll die Frachtsparte auf Trab bringen. Foto: DB AG

Der Investment-Banker Alexander Doll soll die Frachtsparte wieder auf Kurs bringen. Das Führungsteam des Staatskonzerns ist nach acht Monaten Hängepartie wieder komplett.

Berlin - Der Konflikt um wichtige Führungsposten bei der Deutschen Bahn AG ist beigelegt. Im dritten Anlauf hat der größte deutsche Staatskonzern nun drei Ämter neu besetzt. Der 20-köpfige Aufsichtsrat bestellte am Freitag in einer außerordentlichen Sitzung den 47-jährigen Bankmanager Alexander Doll zum Vorstand „Güterverkehr und Logistik“. Die Professorin Sabina Jeschke (49) wird Vorstand für Digitalisierung und Technik. Zum Vorstand Personal und Recht wurde der 53jährige Martin Seiler berufen, der von der Deutschen Telekom kommt. Die Verträge laufen jeweils drei Jahre.

Aufsichtsratschef Utz-Hellmuth Felcht sieht in den Zugängen „wichtige Weichenstellung für die erfolgreiche Zukunft des Unternehmens, um die großen Herausforderungen bei den Themen Digitalisierung, Personal, Güterverkehr und Logistik zu meistern“. Konzernchef Richard Lutz erklärte, er freue sich „sehr, dass unser neues Vorstandsteam jetzt vollständig ist“. Gemeinsam werde man sich dafür einsetzen, noch mehr Menschen und Güter auf die Schiene zu bekommen und die DB mit ihren nationalen und internationalen Aktivitäten in eine erfolgreiche Zukunft zu führen“.

Doll kommt von Barclays Deutschland in Frankfurt, wo er seit 2013 Vorstandschef ist

Mehrfach hatten Lutz und Felcht zuvor bei der Machtprobe mit der einflussreichen Bahngewerkschaft EVG den Kürzeren gezogen und ihren Kandidaten Jürgen Wilder nicht durchgebracht. Der bisherige Chef von DB Cargo, der größten Güterbahn Europas, sollte zum Konzernvorstand aufsteigen und die gesamte Logistiksparte inklusive der Spedition Schenker leiten. Das scheiterte aber am Widerstand der Arbeitnehmerbank im mitbestimmten Aufsichtsrat sowie an Kontrolleuren mit SPD-Parteibuch. Wilder hat sich durch Sanierungspläne für DB Cargo unbeliebt gemacht und sein Amt aufgegeben.

Ersatzkandidat Doll kommt von Barclays Deutschland in Frankfurt, wo er seit 2013 Vorstandschef ist. Der Diplom-Betriebswirt und gelernte Bankkaufmann arbeitet nach DB-Angaben seit mehr als 20 Jahren in der Finanzbranche, habe zahlreiche nationale und internationale Transaktionen im Transport- und Logistikgeschäft verantwortet und weitreichende Branchenkenntnisse. Auch die DB habe er bei mehreren Projekten beraten. Darunter soll auch der umstrittene und teure Kauf des britischen Bus- und Bahnunternehmens Arriva gewesen sein, den sich die DB rund drei Milliarden Euro kosten ließ.

Die Digitalisierung soll künftig die promovierte Physikerin Sabina Jeschke vorantreiben

Die Digitalisierung soll künftig die promovierte Physikerin Sabina Jeschke vorantreiben, die an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen seit gut acht Jahren forscht und lehrt. An der Fakultät für Maschinenwesen leitet die Direktorin bisher das interdisziplinäre „Cybernetics Lab“, das sich mit dem Einsatz von Informatik und Digitalisierungstechnologien in den Ingenieurwissenschaften befasse. Zu ihren Schwerpunkten gehören laut DB Verkehr und Mobilität, das Internet der Dinge, Robotik, Automatisierungstechnik und künstliche Intelligenz. In Kooperationen habe Jeschke auch umfangreiche Industrieerfahrung gesammelt.

Die Verantwortung für die rund 300 000 Beschäftigten der DB übernimmt zum Jahreswechsel Martin Seiler, bisher Arbeitsdirektor für 70 000 Telekom-Mitarbeiter. Der Gewerkschafter begann seine Laufbahn 1980 bei der Deutschen Post in Baden-Baden. Nach Stationen im Betriebsrat, bei der Deutschen Postgewerkschaft und Verdi wechselte er 2003 ins Management des Konzerns in Bonn, wo er 2010 zum Direktor berufen wurde.

Der langjährige Finanzchef Lutz leitet in Doppelfunktion den gesamten Konzern

Bei der Besetzung des DB-Personalchefs hat die Arbeitnehmerbank im Aufsichtsrat eine gewichtige Stimme. Der bisherige Amtsinhaber Ulrich Weber scheidet aus Altersgründen aus. Der DB-Konzernvorstand bestand wegen der Differenzen im Aufsichtsrat seit dem Abgang von Ex-Konzernchef Grube und zuvor seines Vizes Volker Kefer nur noch aus vier Personen. Der langjährige Finanzchef Lutz leitet in Doppelfunktion seither auch den gesamten Konzern, der mehr als 1000 Tochterfirmen umfasst. Sein Vize, der frühere Kanzleramtschef Ronald Pofalla, ist für die problembeladene Infrastruktur zuständig, Weber für das Personal und Berthold Huber für den Personen- sowie kommissarisch auch für den Güterverkehr.