Im Gerlinger Begegnungscafé finden alle vierzehn Tage angeregte Gespräche zwischen Menschen vieler Nationen statt (Symbolbild). Foto: dpa

Es gibt Dutzende engagierte Leute in Gerlingen, die aber dringend weitere Mitstreiter brauchen. Jedes Engagement für Flüchtlinge in der Stadt sei wichtig, heißt es beim Freundeskreis Asyl – der einen Aufruf zum Sammeln von Sommerkleidern startet.

Gerlingen - Die neueste Aktion ist eigentlich völlig unspektakulär – aber sie fordert. Zeit, Raum und Menschen. Der Freundeskreis Asyl in Gerlingen ruft die Bevölkerung auf, für Flüchtlinge Sommerkleider zu spenden. Aber es ist eben nicht damit getan, bei den Annahmezeiten für eine Stunde präsent zu sein. Auch das Begegnungscafé alle zwei Wochen macht sich nicht von alleine. Ebenso wenig wie Sprachkurse oder jeden Tag die Begleitung von Familien und Einzelpersonen zu Behörden oder zu Ärzten. „Wir brauchen dringend neue Helfer“, sagt Christiane Honer vom Freundeskreis. Denn das Arbeiten im Freundeskreis habe sich verändert. Zur Zeit wohnen laut Stadtverwaltung rund 280 Flüchtlinge in Gerlingen, nicht alle vorhandenen Plätze sind belegt.

Es ist ein Kommen und Gehen: Mehrmals im Monat werden einige Flüchtlinge in andere Unterkünfte im Landkreis verlegt, andere Menschen kommen neu nach Gerlingen. In der vorläufigen Unterbringung, für die der Landkreis Ludwigsburg zuständig ist, leben zur Zeit in fünf Häusern in Gerlingen rund 200 Menschen. Im sechsten Haus, in der Weilimdorfer Straße, haben laut Stefan Fritzsche etwa 80 anerkannte Flüchtlinge ihre Bleibe. „Die Begleitung läuft ganz gut“, sagt der Leiter des Amts für Jugend, Familie und Senioren, „wir sind eng an den Menschen dran.“

Aufruf an Vermieter

Damit meint er sowohl die hauptamtlichen Sozialarbeiter von Stadt und Landkreis wie die vielen Dutzend ehrenamtlicher Helfer. Eines ist der Stadtverwaltung wichtig: das dauerhafte Wohnen der Menschen in Gerlingen, wenn das Asylanerkennungsverfahren abgeschlossen ist. Für Einzelne hätten sich mittlerweile Wohnungsvermieter gefunden – die Nachfrage aber ist ungebrochen hoch. In seiner Neujahrsrede hatte der Bürgermeister Georg Brenner die Hausbesitzer in der Stadt gebeten, Wohnraum zur Verfügung zu stellen. „Dieser Appell gilt weiterhin“, sagt Fritzsche. Die Stadt vermittle und stelle die Anträge zur Übernahme der Mietkosten.

Auch Christiane Honer formuliert einen Appell, vor allem an Menschen, die Zeit haben: „Wir suchen Unterstützung.“ Es müsse aber niemand befürchten, bei der geringsten Bereitschaft sofort völlig vereinnahmt zu werden. „Jede Stunde Hilfe ist wertvoll“, sagt die 45-Jährige, und jede oder jeder Freiwillige werde gebraucht – es gebe viele verschiedene Tätigkeiten. „Wir möchten die Arbeit besser verteilen können.“ Man suche vor allem auch junge Leute, denn viele der bisherigen Mitarbeiter stammten aus älteren Jahrgängen oder seien im Beruf sehr eingespannt.

Auch so manche Flüchtlinge engagierten sich bereits für ihresgleichen, beispielsweise beim Begegnungscafé in der neuapostolischen Kirche. „Da kommen regelmäßig fünf junge Männer, bringen Kuchen mit und helfen.“ Am Integrationsprojekt einer großen ortsansässigen Firma hätten sich einige Männer beteiligt, und etliche würden selbstständig nach Arbeit suchen. Honer fasst das so zusammen: „Die meisten sind willig und wollen Fuß fassen.“

Beteiligung an der „Heimat“-Ausstellung

Die Mitglieder des Freundeskreises Asyl arbeiten nicht nur im Verborgenen, beteiligen sich an etlichen Sprachkursen pro Woche oder unterstützen die Annahme von Sachspenden. Bei der Ausstellung zur Heimat im Stadtmuseum macht man im Begleitprogramm mit; so sind zwei Diskussionen zum Flüchtlingsthema angedacht, und auch beim Solitudelauf am 23. April ist man mit einer Mannschaft dabei.

Auch im benachbarten Ditzingen ist ein Arbeitskreis Asyl aktiv – den Guido Braun, der Sprecher der Stadtverwaltung, als „sehr rührig, sehr gut organisiert und besetzt“ bezeichnet. In allen Stadtteilen gebe es Integrationskreise, die vor Ort kompetent seien. „Wir sind froh, dass das Ehrenamt auch da hervorragend funktioniert, es läuft alles geräuschlos.“ Die Stadt habe zwar momentan keinen Fehlbedarf an Unterbringungsplätzen, stehe aber noch in der Pflicht. Drei neue Unterkünfte und ihre Standorte sollen an diesem Dienstag im Gemeinderat beschlossen werden – die sogenannte zweite Tranche. Es sei das Ziel der Verwaltung, alle drei Häuser bis zum Jahresende bezugsfertig zu haben.

In Schöckingen sind um die 20 Plätze geplant, in Hirschlanden 44 und in der Lehmgrube in Ditzingen 54. Wie berichtet, muss Gerlingen in diesem Jahr keine neuen Plätze für Flüchtlinge mehr nachweisen, die Verpflichtungen sind bereits erledigt.

Der Freundeskreis ruft dazu auf, vor allem für Flüchtlingskinder gut erhaltene Sommerkleider zu spenden, aber auch für Frauen und junge Männer. Die Größen 50 bis 164, die Damengrößen 34 bis 38 und die Herrengrößen S und M sind gefragt. Auch Schuhe werden gebraucht, ebenso Matschjacken und -hosen. Auch der eine oder andere Kinderwagen oder Buggy findet Abnehmer.

Spendenannahme:
Die Termine sind am 8., 15. und 22. März, jeweils von 18.30 Uhr bis 19.15 Uhr im ehemaligen Pfadfinderraum im Altbau der Pestalozzischule in der Hasenbergstraße 16.

Das Begegnungscafé ist wieder am 10. und 24. März in der Brennerstraße 19.