Ein streitbarer Zeitgenosse: der Theaterintendant Christoph Nix, hier bei einer Demonstration vor dem Stadttheater im Jahr 2014. Foto: dpa

Der Intendant des Stadttheaters sagt die Landestheatertage für 2019 ab und brüskiert damit die Rathausspitze. Ein möglicher Grund: in einer nicht öffentlichen Gemeinderatssitzung wurde eine Vertragsverlängerung für Christoph Nix um ein Jahr mehrheitlich abgelehnt.

Konstanz - Das Konstanzer Stadttheater hat die für 2019 in der Stadt geplanten Landestheatertage abgesagt und damit die eigene Stadtspitze vor vollendete Tatsachen gestellt. Mit großem Bedauern müsse er feststellen, dass die Veranstaltung in Anbetracht weiterer Großprojekte so kurz vor dem Ende seiner Amtszeit nicht zu stemmen sei, erklärte der Intendant Christoph Nix. 2020, im Jahr seines Abschieds, möchte Nix noch ein internationales Theaterschiff auf dem Bodensee kreuzen lassen.

Der Kulturbürgermeister Andreas Osner (SPD) reagierte überrascht und verärgert. Es sei noch zu klären, „ob eine Absage allein durch das Theater überhaupt möglich ist“. Formell dürften Osners Zweifel berechtigt sein. Andererseits ist das Theaterfestival, zu dem alle zwei Jahre die 28 professionellen Theater im Land mit Produktionen anreisen, ohne das Zutun des örtlichen Intendanten kaum zu stemmen.

Eine Vertragsverlägerung für Nix lehnte der Gemeinderat ab

Dass der 63-Jährige plötzlich keine Lust mehr auf die Theatertage hat, die Konstanz erst im Dezember zugesprochen worden waren, könnte mit einer nicht öffentlichen Gemeinderatssitzung vor wenigen Tagen zu tun haben. Darin wurde eine Vertragsverlängerung für Nix um ein Jahr mehrheitlich abgelehnt. Dabei soll Osner Stimmung gegen den Intendanten gemacht haben. Tatsächlich hatte sich Nix in den vergangenen Jahren immer wieder als streitbar erwiesen. Zuletzt kam er der Rathausspitze bei der Diskussion um das Scala-Kino in die Quere. Der Intendant stellte sich an die Spitze einer Bürgerinitiative, die für die Erhaltung des traditionsreichen Programmkinos kämpfte. Die Stadt sah keinen Handlungsspielraum. Inzwischen wurde in dem Haus an der Marktstätte ein dm-Markt eingerichtet – der sechste in Konstanz. Er verkaufe die Stadt, musste sich der Oberbürgermeister Uli Burchardt (CDU) deshalb von Nix vorhalten lassen.

Dass der Intendant das Theater zu einer Art außerparlamentarischen Opposition in der Stadt umfunktioniert hat, dürfte auch vielen Stadträten mittlerweile auf den Wecker gehen. Beim Publikum ist Nix, dessen Vertrag in der Vergangenheit zweimal verlängert wurde, hingegen beliebt. So konnte er die Zahl der Zuschauer in seiner Amtszeit von 70 000 auf 100 000 pro Spielzeit erhöhen. Wenn man bei Stadträten nach Gründen für die Absage an eine Vertragsverlängerung forscht, erntet man Schulterzucken. Die Entscheidung habe wohl weniger mit Argumenten als vielmehr mit Stimmungen zu tun, räumt der SPD-Fraktionschef Jürgen Ruff ein.

Weite Städte haben sich nicht beworben

Während Kulturbürgermeister Osner dem Landeszuschuss über eine Viertelmillion Euro nachtrauert, den die Ausrichtung der Theatertage eingebracht hätte, hofft der Geschäftsführer des Landesbühnenvereins, Hans Peter Radolko, auf einen Gesinnungswandel. Bisher habe er den Eindruck gehabt, dass auch die Intendanz die Theatertage wolle. Dass Nix ein guter Gastgeber ist, bewies er 2007, als die Theatertage zuletzt in Konstanz gastierten. „Das war eine gelungene Veranstaltung.“ Sein Problem: Weitere Gastgeberstädte hatten sich im Dezember nicht beworben.