Das FSG ist eine begehrte Schule, stößt jedoch räumlich an Grenzen. Foto: Archiv (Werner Kuhnle)

Einige Benninger Grundschüler dürfen nicht ans Friedrich-Schiller-Gymnasium wechseln. Die Ablehnung erfolgte recht kurzfristig. Der Ärger im Benninger Gemeinderat war gewaltig.

Marbach - Als einen „Schlag ins Gesicht“ bezeichnete Bürgermeister Klaus Warthon die Nachricht, dass zwölf Benninger Grundschüler, anders als zunächst signalisiert, im kommenden Schuljahr nicht ans Marbacher Friedrich-Schiller-Gymnasium (FSG) wechseln dürfen. Seit Jahrzehnten hätten Kinder aus dem Kerngebiet des Gemeindeverwaltungsverbands Marbach, wozu auch Benningen gehört, als „gesetzt“ gegolten. Am 8. April habe man das für die Gymnasien zuständige Regierungspräsidium (RP) angeschrieben. Nach fünf Wochen kam die Antwort, dass es bei den Ablehnungen bleibe.

Bislang wurde das FSG teilweise zwölf- und dreizehnzügig geführt. Dies sei aber aus Platzgründen wegen steigender Gesamtschülerzahlen nicht mehr möglich; im kommenden Schuljahr gibt es nur noch zehn Züge. Für den begehrten G9-Zug gibt es 180 Plätze in sechs Klassen; angemeldet wurden aber 216 Kinder. Von der kommissarischen Schulleitung und dem RP seien dazu drei Kriterien festgelegt worden: Wer sich für das achtjährige Gymnasium entscheidet, hat Vorrang gegenüber G9. Bevorzugt wird ebenfalls, wer Geschwister am FSG hat. Und schließlich wird berücksichtigt, welches Gymnasium am nächsten liegt. Das sei für die Benninger Kinder die Oscar-Paret-Schule (OPS), erklärt das RP. Kinder aus Poppenweiler wurden nach Ludwigsburg verwiesen.

Warthon denkt jedoch weiter: „Was, wenn an der OPS dasselbe passiert? Die Schule wird für alle drei Schularten neunzügig gebaut, das heißt, die Kapazitäten reichen auch dort nicht aus. Wo ist dann das nächste Ausweichgymnasium?“ Letztlich fehle im Bottwartal ein drei- bis vierzügiges Gymnasium, zumal die Schülerzahlen eher nach oben gingen: „Mit dem Wegfall der verbindlichen Grundschulempfehlung erlauben wir alles und wundern uns dann, dass wir keine Kapazität mehr haben“, übte der Schultes deutliche Kritik am Kultusministerium. Es könne nicht sein, dass die vom Land verursachte Situation auf dem Rücken der Benninger Kinder und Familien ausgetragen werde. Auch mehrere Gemeinderäte fanden das Ganze „skandalös“.

Thomas Waldvogel (FWV) brachte noch einen anderen Punkt zur Sprache: die finanzielle Beteiligung der Gemeinde am Neubau der OPS. „Wenn die Schülerzahlen aus Benningen steigen, wird dann auch der Schlüssel zur Beteiligung verändert?“ Die Gefahr sah Warthon zwar nicht, nannte aber ein anderes Problem: So müsse man darüber nachdenken, ob man wie geplant 333 000 Euro für den Neubau zuschieße, wenn die berechtigte Gefahr bestehe, dass Benninger Kinder in Zukunft auch dort abgewiesen würden. Der Gemeinderat tagt in dieser Angelegenheit am 22. Juni.

Die Schule teilt auf Anfrage dieser Zeitung mit: „Das FSG bedauert sehr, dass es zum jetzigen Zeitpunkt keine Auskunft geben kann, weil das Anmeldeverfahren formal noch nicht abgeschlossen ist. Dieses ist formal noch nicht abgeschlossen, solange es noch einen juristischen Widerspruch gibt. Sobald dies der Fall ist, wird das FSG eine Pressemitteilung veröffentlichen.“

Das RP lässt wissen, tatsächlich hätten zwölf der 20 Schüler aus Benningen leider nicht aufgenommen werden können. Dass dies wohl so sein werde, habe die Schulleitung den anwesenden Eltern bereits beim Infoabend mitgeteilt.

Der Klassenteiler sei bis auf die Klasse für Hochbegabte mit 30 Schülern schon maximal ausgeschöpft, mehr Platz habe das FSG nicht. Die Entscheidung über die Aufnahme treffe die Schule.

In der Verwaltungsvorschrift „Eigenständigkeit der Schulen und Unterrichtsorganisation sei geregelt, dass an allen Schularten Klassen nur im Rahmen der auf Dauer verfügbaren Aufnahmekapazität und der Zahl der geführten Züge gebildet werden dürften. Ein Rechtsanspruch auf eine bestimmte Schule bestehe nach dem Schulgesetz Baden-Württemberg im Übrigen nicht.

Auch nicht für Benninger Schüler, wenn es dadurch gleichzeitig zu Benachteiligungen von Kindern anderer Kommunen kommen würde. Die nicht aufgenommenen Kinder hätten keine Geschwisterkinder am FSG und im Vergleich zu anderen Kindern einen kürzeren Schulweg zu einem aufnahmebereiten anderen Gymnasium. Das sei die OPS, und dort könnten auch alle betroffenen zwölf Benninger zur Schule gehen.

Der Gemeinderat hat jedenfalls einstimmig beschlossen, das RP dazu aufzufordern, verlässliche und ortsnahe Perspektiven für Benninger Kinder und Eltern beim Übergang von der Grundschule aufs Gymnasium aufzuzeigen. Und die Gemeindeverwaltung wurde beauftragt, Gespräche mit den Schulträgern und Rektoren des FSG und des Gymnasiums an der OPS zu führen.