Karin Gabler ist Gründungsmitglied des Partnerschaftsvereins. Foto: Gottfried Stoppel

Austausche, Besuche, Freundschaften – vieles ist in fast vier Jahrzehnten durch den Partnerschaftsverein Weinstadt-Parthenay (Rems-Murr-Kreis) zustande gekommen. Doch seine Mitglieder sind gealtert und haben nun seine Auflösung beschlossen.

Es ist eine Begrüßungsrede gewesen, die sich gewaschen hatte, welche die Vertreter Weinstadts bei ihrem ersten Besuch im französischen Parthenay zu hören bekamen. „Ein Kriegsveteran hielt sie, und ich musste das übersetzen. Erst im letzten Satz sagte er, dass man das hinter sich lassen und sich mit den Deutschen versöhnen möchte“, erinnert sich Karin Gabler. Dass man sich ausgesöhnt hat und in vier Jahrzehnten viele Freundschaften zwischen den Einwohnern der beiden Städte entstanden sind, ist ein Verdienst des Partnerschaftsvereins Weinstadt-Parthenay.

 

Acht Jahre nachdem die Verschwisterungsurkunde am 8. Mai 1980 unterzeichnet wurde, ging der Verein aus dem Partnerschaftsausschuss hervor. Gabler erlebte als Mitarbeiterin des Kulturamts von Weinstadt die Anfänge der Verbindung mit. Zudem gehört sie zu den Gründungsmitgliedern des Vereins.

Das Interesse an der Partnerschaft bleibt bestehen

Doch der ist nun Geschichte. Vorige Woche beschlossen seine Mitglieder die Auflösung. „Das Interesse an der Partnerstadt ist trotzdem da. Aber junge Leute wollen sich nicht mehr an einen Verein binden“, kommentiert der Kulturamtsleiter Jochen Beglau den Schritt. Gabler nickt. Mit 73 Jahren ist sie eine der Jüngeren im Verein gewesen, der zuletzt 56 Mitgliedsfamilien zählte. Das jüngste Vereinsmitglied war mit 50 Jahren die Vorsitzende Alexandra Vaye. Für den Verein sei sie „ein Glücksfall“ gewesen, sagt Gabler: „Sie stammt aus Parthenay.“ Als Au-Pair kam Vaye vor 30 Jahren nach Weinstadt und blieb. „Das war so eine tolle Familie. Ich wurde so herzlich aufgenommen“, erzählt die Ex-Vorsitzende.

Geblieben davon sind Erinnerungsstücke wie etwa eine Flasche des eigens abgefüllten Weins der Remstalkellerei, Jahrgang 1989. Gabler hat sie Jahrzehnte lang aufbewahrt, ebenso das Stoffpuppenpärchen mit dem Wengerter als sinnbildlicher Vertreter Weinstadts und der Fee Melusine, einer französischen Sagengestalt des Mittelalters. „Und es sind tiefe Freundschaften entstanden“, berichtet Gabler.

Die Zeiten, in denen der Partnerschaftsverein mehrere Busse chartern musste für Reisen nach Parthenay, sind indes vorbei. „Früher war das ein Hype. Jeder wollte mit. Oft haben wir vier Busse gebraucht“, erzählt Gabler. Doch nun im höheren Alter wollten viele Fahrzeiten von bis zu 18 Stunden nicht mehr auf sich nehmen. Die Schüleraustausche des Remstalgymnasiums, durch die Generationen von Jugendlichen aus Weinstadt – unter anderem auch der heutige Oberbürgermeister Michael Scharmann in jungen Jahren - Parthenay kennenlernten, bestehen derweil fort. Der nächste Gegenbesuch französischer Schüler wird Ende Mai erwartet.

Darüber hinaus unterhielten andere Vereine und Organisationen, wie DRK und Feuerwehr, Kontakte in die französische Partnerstadt, ergänzt Gabler und nennt die jährliche Teilnahme von einem der Weinstädter Musikvereinen an der Cavalcade in Parthenay. Schließlich habe Weinstadt nicht umsonst 2011 die Ehrenplakette des Europarates für die Partnerschaft mit Parthenay verliehen bekommen.

In der Vergangenheit wurden beim Austausch vier Busse voll

„Eigentlich ist es gut, dass sich alles verselbstständigt hat. Das ist eigentlich ein gutes Zeichen“, findet Beglau. Einige der Vereinsmitglieder wollen sich weiterhin engagieren, wie Vaye und Gabler versichern. Dazu soll es einen Freundeskreis geben, dem sich jeder anschließen kann.

Die nächsten Vorhaben sind in Planung. So werden zur Gartenfiesta, die im Sommer im Bürgerpark vom 27. bis 29. Juni gefeiert werden soll, anlässlich des 50. Stadtgeburtstags Delegation sowohl aus Weinstadts Partnerstädten Parthenay und dem polnischen Miedzychod sowie den befreundeten Städten Abrantes (Portugal), Arnedo (Spanien), Casale Monferrato (Italien) und Tipperary (Irland) erwartet. „Man könnte auch Schwimmteams zu einem Freundschaftswettbewerb einladen“, spinnt der OB Scharmann mit Blick auf die Eröffnung des neuen Hallenbads Pläne.

Kontakt Wer sich dem neuen Freundeskreis anschließen möchte, kann sich an den städtischen Partnerschaftsbeauftragten David Protz wenden unter der Nummer 0 71 51/ 6 93-2 85 oder per E-Mail an d.protz@weinstadt.de.