In Stuttgart fehlt es an Wohnungen. Das Problem wird durch teils absurdes Baurecht nicht kleiner. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

In Stuttgart wird zu wenig gebaut. Doch die Stadt selbst sorgt mit dafür, dass Bauwillige es sich zwei Mal überlegen.

Stuttgart - In Stuttgart wird zu wenig gebaut. Viel zu wenig. Da sollte man meinen, dass Bauwilligen geholfen wird, so gut es geht. Und das viel kritisierte Baurechtsamt hat in dieser Hinsicht in den vergangenen Jahren auch einige Anstrengungen unternommen. Doch die Klagen reißen trotzdem nicht ab. Bei mancher Absurdität, die das Baurecht bereithält, kommt der gesunde Menschenverstand schlicht nicht mehr mit.

Der Fall eines Hausbesitzers aus dem Stuttgarter Osten ist zum Kopfschütteln. Da legt einer – rechtmäßig – auf seinem privaten Grund einen Vorgarten an, wo vorher nur Asphalt war. Blumen, Kräuter und einige Pflanzen mehr wachsen dort. In Sachen Grün ein klarer Zugewinn. Doch der kleine Sitzplatz in der Mitte ist verboten, weil er eine bauliche Anlage darstellt. Die Stadt bewilligt eine Ausnahme – und kassiert über 600 Euro dafür ab. Wer damit nicht einverstanden ist, soll noch einmal mindestens 200 Euro berappen, damit der Widerspruch überhaupt bearbeitet wird. Und zur Krönung des Ganzen gilt diese Regelung nicht in der ganzen Stadt, sondern nur in manchen Straßen. Dort, wo der jeweilige Bebauungsplan das vorsieht. Ein einziges Verwirrspiel.

Für all das können die Mitarbeiter des Baurechtsamts zunächst einmal nichts. Für Gebühren und Bebauungspläne ist der Gemeinderat zuständig. Doch der Briefwechsel des Amts, in dem noch nicht einmal erklärt wird, wofür der Bürger zahlen soll, trägt nicht gerade zur Klärung bei. Ein kleines Beispiel, gewiss. Doch so kann man Bauwillige vergraulen.

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