In Israel beginnen die vierten Impfungen im Sheba-Krankenhaus. Foto: dpa/Tsafrir Abayov

In Israel haben am Freitag die vierten Corona-Impfungen begonnen. Den erneuten Booster erhalten zunächst Menschen mit geschwächtem Immunsystem.

Ramat Gan - Angesichts der schnellen Ausbreitung der Omikron-Variante hat Israel mit der Verabreichung einer vierten Corona-Impfdosis bei besonders anfälligen Bevölkerungsgruppen begonnen. Am Freitagmorgen wurden die ersten nochmaligen Booster-Impfungen mit dem Vakzin von Biontech/Pfizer im Sheba-Krankenhaus in Ramat Gan an Menschen mit geschwächtem Immunsystem verabreicht, darunter Patienten, denen ein Herz transplantiert wurde. Auch Altenheimbewohner und Patienten auf geriatrischen Stationen sollen nochmalig geboostert werden.

„Ich war am Anfang besorgt, aber nachdem ich mit meinem Arzt gesprochen hatte, war ich überzeugt, dass das eine gute Sache ist“, sagte die 50-jährige Rinat Orion, die als eine der ersten in der Klinik in dem Vorort von Tel Aviv eine vierte Corona-Impfspritze bekam. Die Kardiologin Yael Peled zeigte sich überzeugt davon, dass das nochmalige Boostern „den Schutz gegen das Coronavirus erhöhen“ werde.

Erneute Führungsrolle

Israel startete mit der Verabreichung einer vierten Corona-Impfdosis knapp ein Jahr nach Beginn seiner groß angelegten Corona-Impfkampagne und knapp ein halbes Jahr nach dem Beginn der Verabreichung einer dritten sogenannten Booster-Impfung. Regierungschef Naftali Bennett erklärte, Israel werde bei der Verabreichung einer vierten Corona-Impfdosis weltweit eine Führungsrolle übernehmen.

Chile hat für Februar eine vierte Impfdosis für Risikogruppen angekündigt. In Ländern wie Deutschland und Großbritannien wird dieses Vorgehen derzeit geprüft.

Regierungschef unterstützt Vorhaben

Ein israelisches Expertengremium hatte sich dafür ausgesprochen, mit der Verabreichung einer vierten Corona-Impfung bei medizinischem Personal und Menschen über 60 Jahren zu beginnen. Auch Regierungschef Bennett unterstützte das Vorhaben und erklärte, das medizinische Personal und alle Menschen ab 60 Jahren in Israel hätten ein Recht auf eine vierte Dosis. 

Der für eine entsprechende Entscheidung zuständige Generaldirektor im Gesundheitsministerium, Nachman Asch, wartete aber zunächst weitere Informationen ab, bevor er am Freitag grünes Licht für die vierte Impfdosis gab. Diese Möglichkeit gilt laut einer Mitteilung des Gesundheitsministeriums ab sofort auch für Bewohner von Altenheimen und Patienten auf geriatrischen Stationen. Damit reagiere das Ministerium auf „Befürchtungen eines Anstiegs der Ansteckungszahlen in diesen Einrichtungen, der die Gesundheit dieser Personen gefährdet“, hieß es.

Anstieg geht nicht mit deutlich mehr Klinikaufenthalten einher

In Israel nimmt die Zahl der täglichen Corona-Neuinfektion derzeit wieder zu. Am Freitag wurden mehr als 4900 neue Ansteckungen gemeldet - ein Anstieg um 152 Prozent im Vergleich zur Vorwoche und der höchste Stand seit September. Laut Forschern der Hebräischen Universität in Jerusalem könnte die Zahl der täglichen Neuinfektionen in den nächsten zehn Tagen auf 15.000 oder sogar 20.000 Fälle steigen.

Bislang führt der Anstieg in Israel aber nicht zu einer deutlichen Zunahme der Krankenhauseinweisungen von Covid-19-Patienten. Die israelische Regierung will im Kampf gegen Corona dennoch nicht nachlassen. „Unsere Strategie gegen Omikron ist klar: Je stärker die Welle, desto mehr Schutz werden wir brauchen, ihr zu begegnen“, erklärte das Gesundheitsministerium. 

Als weitere Maßnahme gegen gefährliche Covid-19-Erkrankungen brachte am Donnerstag ein El-Al-Flugzeug eine Lieferung der Anti-Covid-Pille Paxlovid aus Belgien nach Israel.