Wieland Backes inmitten seiner Getreuen. Foto: SDMG

An den Plänen zur Opernsanierung lassen der Verein Aufbruch und dessen prominenter Chef Wieland Backes kein gutes Haar. Doch auch bei den Alternativen bleiben viele Fragen offen. An diesem Montag gibt es eine außerordentliche Mitgliederversammlung.

Stuttgart - Der Verein Aufbruch Stuttgart lässt nicht locker. Die Initiative um den Fernsehmoderator Wieland Backes möchte „für die Neugestaltung des Kulturquartiers in eigener Regie einen architektonischen und städtebaulichen Wettbewerb“ ausloben. Der soll aufzeigen, dass am Standort des denkmalgeschützten Königin-Katharina-Stifts an der Schillerstraße doch eine neue Oper oder ein Konzerthaus entstehen könnte. Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) und Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) lehnen dies strikt ab: Beide haben der traditionsreichen Schule, die seit mehr als hundert Jahren an dem exponierten Platz gegenüber dem Hauptbahnhof residiert, einen Bestandsschutz garantiert.

Doch damit will sich Aufbruch Stuttgart nicht zufrieden geben. In einem Brief, der unserer Redaktion vorliegt, lädt Wieland Backes die Mitglieder der Initiative für diesen Montag zu einer außerordentlichen Mitgliederversammlung ein. Er wolle sie bei der Zusammenkunft „um Ihr Votum für einen kühnen Plan“ bitten, der „von sich reden machen“ werde, schreibt der Aufbruch-Vorsitzende. Der Architektenwettbewerb solle vollkommen unabhängig von der Stadtverwaltung und den bisherigen Plänen für die Sanierung der Oper „international ausgeschrieben, von einer hochkarätigen Jury entschieden und mit Preisgeldern in üblicher Höhe dotiert“ werden. Wie hoch die Summe sein soll und wer diese finanziert, geht aus dem Schreiben nicht hervor.

Konkrete Zahlen nennt Backes nicht, auch keinen Zeitplan

Die Ziele, die Backes in seinem Brief nennt, sind allerdings nicht neu. Basierend auf Ideen und Skizzen des Architekten Arno Lederer, der ebenfalls Mitglied im Verein Aufbruch ist, formuliert der Aufbruch-Chef drei wesentliche Punkte. Erstens: Das bisherige Operngebäude solle „ohne riskante Verschiebung der Außenmauer“ maßvoll saniert und künftig als Konzert- und Balletthaus genutzt werden. Zweitens: Das Königin-Katharina-Stift soll „zum deutlich besseren Schulstandort der freigewordenen Neckar-Realschule“ verlegt werden. Deren Lage solle darüber hinaus durch den Bau der sogenannten Katharinenterrasse, welche die Einfahrt zum Wagenburgtunnel überdeckeln soll, verbessert werden. Drittens: „Bau einer neuen Oper auf dem freigewordenen Schulgebäude – möglicherweise unter Erhalt des Schulgebäudes“. All das zusammengerechnet sei nicht nur ein „zugegebenermaßen kühner Plan“, sondern auch um 180 bis 250 Millionen Euro günstiger zu haben als die bisher vorgesehene Generalsanierung der Oper.

Wie er auf seine Zahlen kommt, legt Backes nicht dar. Auch einen Zeitplan bleibt er schuldig. Dagegen kritisiert er, dass die jetzige Planung mit einem auf fünf Jahre angelegten Umzug der Oper ins Paketpostamt „zu einem unkalkulierbaren Risiko“ zu werden drohe. „Nach anfänglich höchstens 300 Millionen Euro gehen die Schätzungen jetzt bis zu 480 Millionen Euro und darüber“, schreibt Backes. Nicht eingerechnet seien die Aufwendungen für das Interim, „das mit Baukosten von etwa 50 Millionen Euro und einem geforderten Grundstückspreis von 60 Millionen Euro zu Buche schlägt“. Da das Paketpostamt nach dem Auszug der Oper abgerissen werden soll, stelle sich zudem die Frage der Nachhaltigkeit.

Oper als Opfer von Mutlosigkeit und Partikularinteressen?

Auch für das Kulturquartier bringe die derzeitige Planung keinerlei gestalterischen Gewinn, im Gegenteil: „Durch das Festhalten am Schulstandort des Königin-Katharina-Stifts wird eine organische Weiterentwicklung des Kulturquartiers blockiert“. Wie der Architekt Lederer befürchtet auch sein Vereinsfreund Backes, dass mit dem Bau einer neuen Turnhalle für die Schule und der Erweiterung des Kulissengebäudes der Staatstheater ein „künftiges Eingangsportal zum Kulturquartier“ entstehe, das „nicht gerade ein attraktives Aushängeschild“ sei. Daher stelle sich nun die entscheidende Frage: „Werden die Chancen für eine zukunftsweisende Entwicklung, für eine größere Strahlkraft des Kulturquartiers wieder einmal Opfer von Mutlosigkeit und Partikularinteressen?“

Offen bleibt, wen der Aufbruch-Vorsitzende mit den „Partikularinteressen“ konkret meint – die Schulgemeinschaft des Königin-Katharina-Stifts, die Belegschaft der Staatstheater, die seit Jahren auf den Beginn der Sanierung ihrer maroden Arbeitsplätze wartet, oder die Politiker in Stadt und Land, die sich erst nach langem Ringen (und unter Berücksichtigung der besonderen Situation des Königin-Katharina-Stifts) auf die jetzigen Pläne verständigt haben? Auf Nachfrage unserer Zeitung sagt Backes aber: „Wer bei den bisherigen Plänen bleibt, hält an einer Nostalgie fest, die nicht plausibel ist.“