Scharfrichter Johann Reichhart im Jahr 1967 im Alter von 75 Jahren: Nach dem Zweiten Weltkrieg hat Reichhart seine früheren Arbeitgeber hingerichtet. Er war nie Mitglied der NSDAP. Foto: imago/United Archives International

Am 24. Februar 1943 wurden 20 Menschen am heutigen Landgericht in Stuttgart von Scharfrichter Johann Reichhart hingerichtet. Sie waren Opfer der willkürlichen Justiz des NS-Regime. Alfred Hottenträger aus Baltmannsweiler hat ihre Schicksale untersucht.

Sein Handwerk war das Töten. Er war ein Scherge des Schreckens, ein Lakai des Leidens, ein Bote des Bösen. Johann Reichhart aus dem Bayerischen war Scharfrichter von Beruf. Am 22. Februar 1943 hatte er in der Haftanstalt München-Stadelheim Christoph Probst, Hans Scholl und Sophie Scholl, die Mitglieder der Widerstandsgruppe Weiße Rose, hingerichtet. Mit einem Dienstwegen, zwei Gehilfen und der Guillotine fuhr er danach nach Stuttgart. Dort vollstreckte er zwei Tage später im Lichthof am heutigen Landgericht die Todesurteile gegen 19 Männer und eine Frau. Die Hintergründe des Ereignisses und die Schicksale einiger Verurteilter hat Alfred Hottenträger aus Baltmannsweiler-Hohengehren untersucht, ein Lehrer im Ruhestand, der früher am Esslinger Georgii-Gymnasium unterrichtet hat.