Kirschkuchen Foto: dpa

Abschließend veröffentlichen wir zum Thema Semmere drei weitere Leserbeiträge.

Stuttgart - Abschließend veröffentlichen wir zum Thema Semmere drei Leserbeiträge. Der erste stammt von Anton Oker: „Ich stamme aus Abtsgmünd im Ostalbkreis und kam 1949 als 17-Jähriger nach Stuttgart. Aus meiner Jugendzeit sind mir noch viele schwäbische Ausdrücke in Erinnerung, und so weiß ich auch, was eine Semmere ist. Nur hat man bei uns Semmere nicht mit dem Kopf in Verbindung gebracht. Bei uns hieß es immer: ,Dia stot en de Schua dren wia Goiß en ra Semmere.‘“

Leser Albrecht Hartmann aus Schwäbisch Gmünd schreibt in seinem Beitrag: „In Oberhaugstett, Landkreis Calw, wo ich aufgewachsen bin, sagte man zu einem großen Weidenkorb ,Zoan‘. In so einem Korb mit zwei Tragegriffen am oberen Korbrand hat man zum Beispiel Heu oder Öhmd vom Heubarn geholt und zum Viehstall getragen. Mit einer Zoan, die zwei weitere Tragegriffe gleich über dem Korbboden hatte, den sogenannten ,Handhebats’, haben einige Leute im Dorf auf dem Kopf Kuchen zum Backhäusle getragen.

In einer großen Zoan hatten etwa zehn Kuchen Platz, schön aufeinander gestapelt mit jeweils zwei Holzlättchen dazwischen. Ich erinnere mich noch gerne an die wunderbaren Zwiebel-, Träubles-, Stachelbeer-, Rhabarber-, Heidelbeer- oder Zimtkucha oder an den guada Glombakucha, den man zur Kirbe gebacken hat. Zu einem kleineren Weidekorb sagte man ,Grädda‘. Die ,Bogagräddla‘ hatten einen gebogenen Tragehenkel. Dia hot mr meistens zom Obstauflesa gnomma.

Auch kenne ich noch gut die ,Semmare’. Bevor man nach der Getreideernte den Weizen und Roggen in die Mühle brachte, musste das Getreide gesäubert und von der Spreu getrennt werden. Dies geschah mit einer Putzmühle. Bei dieser Arbeit kam die Semmare zum Einsatz. Diese stellte man unter das Rüttelfach der Putzmühle. Jedesmal wenn eine Semmare voll war, leerte man den Inhalt in einen Sack. Drei Semmare ergaben einen vollen Sack. Wir hatten damals bereits eine Semmare aus Blech, nicht aus Spanholz. Ich denke mal, dass mein Vater oder mein Ehne diese in ihrer Schmiedewerkstatt selbst angefertigt hat. Erwähnen möchte ich auch noch, dass die ,Zoan‘ in den Nachbarorten westlich von Oberhaugstett – in Wart oder Martinsmoos – als Schiet bezeichnet wird. Zu Semmere gibt es auch eine alte Redewendung: ,A Weibsbild isch schwerer zu hüta als a Semmare Flai (Flöhe).‘“

Eine Leserin, die nicht genannt werden möchte, weist auf altes Wissen hin, „das schon bald verloren ist, wenn man sich nicht darüber austauscht“. Von zwei Herren von der Schwäbischen Alb hat sie dies erfahren: „Um 1820 wurde noch mit dem Simri gemessen und gewogen. Es maß 22 Liter. 1874/75 wurden die neuen Maße, Münzen und Gewichte eingeführt. Das Rechnen mit hundertteiligen Maßen war viel einfacher als mit Gulden, Batzen, Schuh, Zoll, Karolin- und Kronentalern, süddeutschen und preußischen Gulden, Simri und Scheffel. (1 Gulden = 60 Kreuzer = 15 Batzen; 1 Karolin = 11 Gulden; 1 Schuh = 10 Zoll; 1 Scheffel = 8 Simri).“

Der Spruch des Tages stammt ebenfalls von Herrn Hartmann: „Er kam mir in den Sinn, als ich neulich einmal wieder etwas zu Gesicht bekommen hatte, das ich besser nicht gesehen hätte: ,Lass doch d’Mode Mode sei, s’Fiedle g’hert en d’Hosa nei!‘“