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- Wolfgang Dittebrandt kennt das Wort „Blätzdock“, das er wie folgt beschreibt: „Dieser Ausdruck wurde/wird verwendet für eine Frau, die sich etwas blöde, tappich, ungeschickt anstellt.“

Stuttgart - Leser Wolfgang Dittebrandt aus Bondorf kennt das Wort „Blätzdock“, das er wie folgt beschreibt: „Dieser Ausdruck wurde/wird verwendet für eine Frau, die sich etwas blöde, tappich, ungeschickt anstellt.“ Auf was sich der Begriff „Blätz“ bezieht, ist ihm jedoch nicht bekannt.

Was versteht man nicht alles unter dem Begriff „Bletz“, schwäbisch gesprochen „å Blätz / å Blätzå“: In Fischers „Wörterbuch“ heißt es allgemein „Stück, Fleck“, etwas konkreter „ein Stück von irgendeinem Zeug“ (u. a. Tuch), dann „ein kleines Stück Land“, weiterhin „eine Stelle, an der die Haut weggegangen ist, kleine Wunde“. Bei Grimm wird diese Sammlung noch erweitert, da findet man außerdem „lappe“ mit dem Zitat: „die witwen hat mir oft im winter mine füsz in ein warmen belzbletz gewigglen, den si hinder den ofen gelegt hatt, wenn ich kem, das si mir mine füsz wermete.“

Das Wort „Bletz“ ist schon im Althochdeutschen als „plez“, im Mittelhochdeutschen als „bletz, blätz“ belegt. Das Grimm’sche „Wörterbuch“ geht vom gotischen „plats“ aus und findet slawische Verwandtschaften. Doch die Etymologie ist fragwürdig. Nach Brechenmachers „Schwäbischer Sprachkunde“ hat Bletz nichts mit Platz zu tun, denn „Platz“ ist erst im 13. Jahrhundert aus dem französischen „place“ ins Deutsche eingedrungen. Den umgekehrten Weg vom Deutschen ins Französische soll das Verb „bletzen“ gemacht haben, aus dem sich das französische „blesser“ (= verwunden) entwickelt haben soll. In den Formen „blessieren“ und „Blessur“ ist dieses wieder in die deutsche Sprache zurückgekommen.

Das Verb „bletzen“, ein Wort, das in der deutschen Sprache nicht mehr vorkommt, wurde früher für „flicken“ gebraucht. Und was musste man alles bletzen: zerrissene Kleider und Schuhe, Körbe, Pfannen, Kessel . . ., nicht ohne Grund gab es Schuhbletzer, Pfannenbletzer, Fensterbletzer . . . und deren Arbeit war immer ein Bletzwerk (= Flickwerk). In der schwäbisch-alemannischen Fasnet haben die „Blätzlr“ mit ihrem bunt zusammengesetzten „Blätzleshäß“ Hochkonjunktur. Auffallend ist, dass man nur von „Blätzlesbuåbå“ spricht, obwohl im Blätzleshäß auch Mädle stecken. Die „Blätzlesbuåbå“ sind in Fasnetsorten wie in Konstanz Traditionsfiguren ihrer Zunft.

Doch zurück zur „Blätzdock“ unseres Lesers Dittebrandt. In den einschlägigen Wörterbüchern wird dieses Wort nicht geführt. Es lässt sich somit nur sagen, dass eine Blätzdock eine aus Stoffresten zusammengestückelte Puppe sein muss. Vielleicht wurde sie dem Sinne nach der Lombådock (= liederliches, verschwenderisches Weib, scherzhaft auch Mädchen) angepasst. Der schwäbische Spruch zum Rosenmontag lautet: „Bessr å wiåschdr Blätz als å schês Loch.“

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