Hat mit dem Igel nichts zu tun – der Zornigel Foto: dpa

Woher kommt der schwäbische „Zornigel“, wollte Joachim Buttler wissen. Zwei Leser wissen Rat.

Stuttgart - Woher kommt der schwäbische „Zornigel“, wollte Leser Joachim Buttler wissen. Zwei Leser wissen Rat. Zunächst die Zuschrift von Dieter Plomitzer aus Backnang: „Den Zorn-‚Igel‘ haben wir einer volksethymologischen Umdeutung zu verdanken. Sie entstand, als die Bezeichnung ,Nickel‘ (vom Vornamen Nikolaus) für einen Kerle, ein Mannsbild nicht mehr geläufig war und sich das Bild des recht wehrhaften, kratzig-stachligen, auch nicht unbedingt sittsame Geräusche von sich gebenden Tierchens anbot. So wurde aus dem ,Zornnickel‘ ein ,Zornigel‘.

Hier sei auch noch der Pumpernickel erwähnt, dessen zweiter Wortteil ebenfalls auf den ,Nickel‘ zurückgeht und zunächst einen ungehobelten Menschen bezeichnet. Ein Pumpernickel ließe sich, verbunden mit einem anderen geläufigen Vornamen auch als ,Furzheini‘ bezeichnen. Übertragen wurde der Name auf das Schwarzbrot wegen dessen lautstarke Blähungen verursachender Wirkung auf das Verdauungssystem.“

Peter Wagenplatz aus Stuttgart-Heumaden schreibt: „Das Wort ,Zornigel‘ ist eine Verballhornung des Wortes ,Zornnickel‘. Ein Nickel war in der Sprache der Bergleute ein bösartiger Berggeist, der die Bergleute zum Narren hielt. Nickelerze glänzen metallisch-silbern und täuschen ein wertvolles Mineral vor. Bei der Verhüttung verdampfen sie jedoch und hinterlassen kein Metall (im Gegensatz zu Silbererzen). Das Element Nickel bekam seinen Namen von diesem Vorgang. Heute gibt es ja auch noch den Begriff ,nickelig‘ (herummäkelnd).

Auch das Element Kobalt bekam auf diese Weise seinen Namen: Das silbern glänzende Kobalterz ging bei der Verhüttung in Rauch auf, das war für die mittelalterlichen Bergleute ein Werk der hämischen Bergwerkskobolde.“

Für diese kundigen Erklärungen herzlichen Dank!

Von Leserin Heidemarie Andrä aus Schorndorf stammen diese Zeilen: „Schön, dass sich die Rubrik ,Auf gut Schwäbisch‘ schon so lange hält. Da kann man fast nicht umhin, doch noch etwas zum Besten zu geben. Meine Kinder kamen nach der Schule immer schnuppernd zur Haustür herein und fragten sich, was es heute wohl zum Essen geben würde. Meistens lagen sie mit dem Erschnupperten richtig. Einmal rief meine Tochter: ,Mama gibt’s heut Linsa und Spätzla?‘ Meine Antwort: ,Noi Spaghetti mit Tomatensoße.‘ Die Antwort meiner Tochter: ,Oh je, dann han i mi verrocha!‘

Eine andere Geschichte aus den 70ern: Im Urlaub saßen wir am Vespertisch, das Lokal war voll besetzt. Da sagte meine Tochter ganz laut: ,Mama, gell mir send Terroristen!‘ Gemeint waren Touristen.“ Der schwäbische Spruch des Tages kommt von Elise Deuschle aus Rudersberg. Sie schreibt: „Wenn bei uns zu Hause früher über jemand geredet wurde, der sein Vermögen vertrunken oder verspielt hatte, sagte meine Mutter immer: ,Der hot’s ganz Gerstle versilbert.‘“ Elise Deuschle fragt sich: „Was hat Gerste und Silber hier zu bedeuten.“

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