Der Ausdruck Vottl – oder Voddl – kommt von Vorteil Foto: StN

Aus Plüderhausen schreibt Rolf Ottenbacher: „Kennen Sie den Ausdruck ,Vottl‘ im Zusammenhang mit: ,Der hot da Vottl hussa‘?“

Stuttgart - Aus Plüderhausen schreibt Rolf Ottenbacher: „Kennen Sie den Ausdruck ,Vottl‘ im Zusammenhang mit: ,Der hot da Vottl hussa‘?“ Als Erklärungen fügt er bei: Vottl = „der weiß, wie es geht“ oder „der kann es“ oder „Vorteil“. Die erste Erklärung kennt er von früher. Seine Frage richtet sich nach der Herkunft des Wortes.

 

Die Auslegungen, die unser Leser erwähnt, haben alle etwas mit dem gesuchten Ausdruck zu tun, und den hat er bereits genannt – es ist das Wort „Vorteil“. Im Deutschen Wörterbuch ist zu lesen, dass in der älteren neuhochdeutschen Schriftsprache, also vor etwa 500 Jahren, die verkürzte Form „vortel“ gleichberechtigt neben „vorteil“ und in mindestens gleicher Häufigkeit steht. In den Mundarten innerhalb des deutschen Sprachraumes sind die verkürzten Formen allgemein und in mannigfaltigen Umwandlungen verbreitet. Die für uns zutreffende schwäbische Aussprache dafür ist „Voddl/Vordl“ mit einem kurzen „o“, gesprochen im nördlichen Bereich Schwabens, und „Vòådl/Vòårdl“ im südlichen Gebiet.

Wie zu ersehen ist, setzt sich das Wort „Vorteil“ aus „vor“ und „Teil“ zusammen. Diese beiden Wörter bewirken auch dessen ursprüngliche Bedeutung, nämlich „der Teil, den jemand vor anderen voraus bekommt“. Dann bezeichnet „Vorteil“ alles, was eine Person oder eine Sache im Vergleich zu anderen günstiger stellt oder auch auszeichnet, wozu ein Gewinn, ein Nutzen, ein Erfolg, ein Vorrang u. ä. gehören kann. So versteht man unter „Vorteil“ auch eine Situation oder Handlung, die jemanden in eine günstigere Lage oder eine Überlegenheit gegenüber einem andern bringt, und meint damit auch die Kunstgriffe, die Arbeitserfahrungen, die für einen bestimmten Zweck besonders geeignet sind.

Verwandt mit Vorteil sind folgende Begriffe: vorteln, schwäbisch voddlå, vòådlå, (in üblem Sinne betrügen); vortelhaftig, voddlhäftig, vòådlhäftig (Gewinn, Nutzen bringend, in üblem Sinne: nach Vorteil strebend). Dazu ein Zitat (aus Grimm): „der vortelhafften stat, da nahrung zu gewinnen, fast jeder musz auff list, auf tück, auf ränke sinnen“.

Das Gegenstück zu „Vorteil“ ist „Nachteil“. Auch dieses Wort erhielt früher die Verkürzung zu „Nachtel“, schwäbisch „Nòchdl“. Zwischen Vorteil und Nachteil liegt der bzw. das „Halbteil“ (= die Hälfte), was ebenso in verkürzter Form als „haltel“ existiert(e). Im Schwäbischen wird/wurde es als „Haldl“ mit kurzem und langem „a“ sowie als „Haedl“ verwendet. Gleichmäßig aufgeteilte Mengen wie Drittheil, Viertheil, Fünftheil . . . sind heute allgemein nur mit der verkürzten Fassung „Drittel, Viertel, Fünftel . . .“ im Gebrauch. Wer das bezweifelt, kann sich ja ein richterliches „Urtel“, schwäbisch „Urdl“, besorgen. Der Spruch des Tages kommt von Günter Scheuerle aus Waldstetten: „Denka isch a Glücksach‘, ond Glück hot net jeder.“ Schreiben Sie uns: land@stn.zgs.de