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- Helga Gackenheimer aus Sindelfingen möchte wissen, was ein Häftlesmacher ist. Sie hat wohl schon die Redensart „Dò muåsch uffbasså wi-å Häftlesmachr“gehört.

Stuttgart - Helga Gackenheimer aus Sindelfingen möchte wissen, was ein Häftlesmacher ist. Sie hat wohl schon die Redensart „Dò muåsch uffbasså wi-å Häftlesmachr“gehört, aber was ein Häftlesmacher treibt, ob er beruflich etwas herstellt, das dürfte nicht nur unserer Leserin, sondern vielen anderen unbekannt sein.

Der Häftlesmachr oder Hafdåmachr ist, wie es im Grimm’schen Wörterbuch heißt, ein herumziehender Handwerker, der Haften fertigt. Das Wort „Haft“ stammt von der Wurzel „hab“ (fassen, halten) und kommt als „der Haft“ in der allgemeinen Bedeutung „etwas, was zusammenpasst und verbindet“ und als „die Haft“ in der Bedeutung „Verwahrung, Gefangenhaltung“ vor. Die letzte Version ist allen bekannt, weshalb sie nicht weiter erläutert zu werden braucht.

Die Verkleinerung von Haft ist „Heftel“ mit den Nebenformen„Haftel/Häftel“. Unter allen versteht man ein Häkchen am Kleide zum Zuhaken desselben, wobei der Heftel in die Schlinge oder Öse greift. Dabei nannte man das Häkchen „Männchen“ und die Öse „Weibchen“. Der Heftel ist auch eine gespaltene Spangennadel und in kostbarer Ausführung ein weiblicher Schmuckgegenstand.

In diese Wortfamilie gehört auch das Verb „heften“ im Sinne von „etwas fest anfügen, befestigen“, was besonders beim Nähen geschieht. Ältere Leute wissen noch, dass vor Jahren auch die Papierblätter in Schulheften mit einem Heftfaden befestigt wurden.

Zurück zu unserem Häftlesmachr. Die erste Berufsbezeichnung, die wir im Grimm’schen Wörterbuch bei „Häftleinmacher“ finden, ist das lateinische Wort „fibularius“, das zu „fibula = Klammer, Spange, Schnalle“ gehört. In verschiedenen Lexika werden ihm folgende Berufe zugeordnet: Spangenmacher, Schnallenmacher, Nestelmacher, Nadler, Blechschmied, Klempner, Gürtler (ursprünglich ein Gürtelmacher, dann auch Kleinhändler mit Modewaren, Hersteller von Knöpfen und Schuhspangen, Silberschmied und Messingarbeiter). Personen aller dieser Tätigkeiten galten in früheren Zeiten als Häftlesmachr.

Die mühsame Arbeit bei der Anfertigung kleiner Gegenstände erforderte große Aufmerksamkeit, weshalb die oben genannte Redensart „uffbasså wi-å Häftlesmachr“ aufkam und bis heute im Gebrauch geblieben ist. Eine andere Redensart, die mit der Tätigkeit der „fibularii“ zu tun hat, ist im übertragenen Sinne im Bereich des Sports anzutreffen. Wer hat noch nie gehört: „Die wehrten sich mit Haken und Ösen“, übersetzt „mit allen erlaubten und unerlaubten Mitteln“. Der schwäbische Spruch des Tages kommt von Aline Gross aus Stuttgart. Sie schreibt: „Als Kind schlief ich zusammen mit meiner Großmutter im Zimmer und die hatte jeden Abend vor dem Einschlafen diesen Spruch parat: ,Got Nacht Kend, schlof wohl ond gxsond ond kugelrond, bis morga früah dei Kaffee kommt.‘“