Mit grea könnte grün gemeint sein Foto: StN

„Bei einem gemütlichen Treff unter Freunden kamen wir auf das Wort ,vergrealocha‘, das wir nicht ins Hochdeutsche übersetzen konnten, und wir fragten uns, was das bedeutet.“

Stuttgart - „Bei einem gemütlichen Treff unter Freunden kamen wir auf das Wort ,vergrealocha‘, das wir nicht ins Hochdeutsche übersetzen konnten, und wir fragten uns, was das bedeutet.“ Dies schreibt Ingrid Haag aus Holzgerlingen.

 

Was unsere Leserin hier vorschlägt, ist ein Wort, das ganz besondere Eigenheiten aufweisen kann. Greifen wir die zweite Silbe „grea“ heraus, dann dürfte damit das deutsche „grün“ gemeint sein, in der schwäbischen Lautform mit einem nasalen „ê“ und dem Indifferenzlaut „å“, somit „grêå“. Was Probleme bereitet, ist die letzte Silbe „lochå“, das Wort „lochen“ in der Bedeutung „ein Loch machen“ bringt keinen Sinn; ein „grünlochen“ kommt im Deutschen Wörterbuch nicht vor.

Was man aber in diesem Nachschlagewerk findet, ist das Wort „grünlich“, und hier tut sich ein Tor auf. Dort erfährt man, dass dieses Wort mit verschiedenen Suffixen (Nachsilben) vorkommt, genauer ausgedrückt „vorkam“. Im Mittelhochdeutschen gab es neben „-lich“ noch „-leht“ und „-loht“. Mit „grün“ verbunden existierten 1. „grüeneleht“ in der Bedeutung „annähernd grün, ins Grüne spielend“, 2. „grüenlot“ = teilweise grün, z. B. beim Gestein, 3. „grüenlich“ = bedeutungsgleich mit grün.

Nach dem 17. Jahrhundert war „grünlecht mit seinen Parallelformen in der Hauptsache nur noch mundartlich vertreten“, „grünlich“ wurde die deutsche Form. Im Schwäbischen blieben die Suffixe „-leht“ und „-loht“ in den Formen „-lecht“ bzw. „-lochet“ erhalten, mit den schwäbischen Sprechweisen „-lä(å)cht, -lät, -låt“ und „-lochåt“. Diese Suffixe drücken das Vorhandensein der betreffenden Eigenschaft in einem geringen Grade aus (Fischer).

Die folgenden Beispiele stammen aus der „Etymologie des Schwäbischen“ von Hermann Wax, die schwäbische Aussprache in Klammern. Zunächst mit „-lecht“: blaulich (blòlächt, blòblächt), rötlich (raotlächt), gräulich (gròlächt), gutlecht = so ziemlich gut (guådlächt), dummlecht = etwas dumm, beschränkt (dommlächt), dicklecht = etwas dick (dicklächt), länglich (langlächt, länglächt) und nicht zu vergessen: grünlich (grêålächt). Jetzt mit „-lochet“: ödlochet (eådlochåt) und dazu das ersehnte „grünlochet“ (grêålochåt).

Was versteht man nun unter „grêålochåt“? Bei Wax wird folgende Erklärung gegeben: „bleich, blass, mager, unscheinbar, schlecht aussehend“. Aus diesem „grêålochåt“hat sich das Verb „vrgrêålochå“ gebildet mit der Bedeutung „grünlich / bleich / blass vor Ärger bzw. vor Aufregung werden“.

Ulrike Walter wünscht, die Herkunft des Wortes „hepfig“ herauszufinden. Sie beschreibt es mit „ungeduldig“. – In Fischers Schwäbischem Wörterbuch findet man dieses Wort als „höpfelig“, schwäbisch gesprochen „hepfålig“, in der Bedeutung „aufgeregt“. Was die Abstammung betrifft, so gehört es zu dem Wort „hopfen“, das eine Nebenform zu „hupfen, hüpfen“ ist. Synonyme dazu sind „hoppen, hopsen“. Das Verb „hopfen“ bedeutet zum einen „aufspringen, hüpfen“, zum anderen „hinken, knappen“, wozu die Aussage passt: „Däår hopft åmm lênggå Fuåß“.

Wie „höpfelig“ zu seiner Bedeutung „ungeduldig, aufgeregt, nervös, zornig“ kommt, ist nicht geklärt, aber es könnte mit Überanstrengung, Belastung und sonstigen Strapazen zu tun haben. Die Redensart „Dò kêêt må grad hepfålig wäårå!“ deutet Entsprechendes an. Der schwäbische Spruch des Tages kommt von Ursula Lorenz aus Böblingen. Sie schreibt: „Nach einer Reihe von Festtagen fiel mir ein Spruch meines Vaters (Jahrgang 1914) ein. Wenn nach einer Einladung Kuchen übrig war, weil die fleißige Hausfrau zu viel gebacken hatte – schließlich soll koiner Honger leida –, gab es beim Verabschieden immer noch für manchen ein Päckle Kuchen zum Mitnehmen. Der Kommentar meines Vaters dazu lautete: ,Esset ond drenkat ond schiabat au ei.‘“

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