Zungenbrecher: Hòt diår äbbå äbbår äbbås dãõ? – Foto: StN

Wilhelm Wegenast aus Stuttgart fragt, was es mit den schwäbischen Wörtern „ebber“ und „ebbes“ auf sich hat: „ebbes“ erklärt sich mit „etwas“, aber wie hängt „ebber“ mit „jemand“ zusammen?

Stuttgart - Wilhelm Wegenast aus Stuttgart fragt, was es mit den schwäbischen Wörtern „ebber“ und „ebbes“ auf sich hat: „ebbes“ erklärt sich mit „etwas“, aber wie hängt „ebber“ mit „jemand“ zusammen? Auch Karin Zeller aus Ötisheim interessiert sich dafür. Was hier aufs Tapet gebracht wird, hat einen ganz originellen Werdegang, der es wert ist, im Folgenden dargestellt zu werden.

 

Stellen wir uns vor, wir lebten nicht im 21. Jahrhundert, sondern 700 Jahre früher, also im 14. Jahrhundert, natürlich ohne die Kenntnisse und die Lebensweise unserer heutigen Zeit. Kein Schwabe hatte die Wörter „äbbår“ und „äbbås“ im Mund. Nicht weil die Bedeutung dieser Wörter nicht bekannt war, sondern weil sie ganz anders ausgesprochen wurden. In der damaligen mittelhochdeutschen Schreibweise hießen sie „ëteswër“ und „ëteswasz“. Sie wurden verwendet für „irgendwer, irgendeiner, jemand“ sowie „irgendwas, etwas“. Die Pünktchen auf dem e (ë) setzte Jakob Grimm ein, um das jahrtausendealte, wie ä gesprochene e kenntlich zu machen. Der Buchstabe ä wurde erst viel später in das lateinische Alphabet aufgenommen. Weitere 400 Jahre früher im Althochdeutschen lautete das damalige Wort für äbbås „ëddeshuasz“ und für äbbår „ëddeshuer“.

Wenn man diese alten Wörter sieht, fragt man sich, wie sie sich in die heutigen schwäbischen Sprechformen verändern konnten. Verfolgen wir es bei äbbås. In dem mittelhochdeutschen ëteswasz fiel das „e“ aus, so dass „ëtzwas“ verblieb, bei dem mit der Zeit das „z“ verloren ging. Bei dem neuen „ëtwas“ entstand, wie in Brechenmachers Schwäbischer Sprachkunde zu lesen ist, durch Assimilation des t an w das p, also ëppas. In der schwäbischen Form hat sich das alte ë (= ä) erhalten, das a wurde als unbetonter Nebenlaut å gesprochen, weshalb wir heute noch äbbås sagen. In der deutschen Form hat die Schreibweise „etwas“ (mit e!) auch die Umlautung zum gesprochenen „etwas“ bewirkt. Bei äbbår gilt dasselbe.

Innerhalb des schwäbischen Sprachraumes finden sich verschiedene Ausspracheformen, aufgezeigt am Beispiel äbbås. Je nach Gebiet hört man auch äåbås, jåbbås, åbbås, im Osten ebbås, im südwestlichen Bereich auch mit dem harten p anstelle des weichen b.

Außer den vorgestellten äbbås und äbbår gibt es noch weitere Begriffe wie „etwa (irgendwo), etwann (irgendwann), etwie (irgendwie)“, die alle lautlich zu äbbå zusammengefallen sind. Eigenständig sind noch „etwar/et(e)swar“, gesprochen „äbbschmår“ (irgendwohin) sowie „äbbnåts“ (irgendwo).

Zum Schluss ein schwäbischer Zungenbrecher: Hòt diår äbbå äbbår äbbås dãõ? – Wer meistert ihn, ohne hängen zu bleiben? Der schwäbische Spruch des Tages kommt von Rolf Halbgewachs aus Schwäbisch Gmünd: „Mein Vater, Jahrgang 1907, sagte gern, wenn er ein sehr verliebtes Pärchen sah: ,Die Liebe ischt eine Himmelsmacht ond macht da Menscha zum a Dackel!‘“ Wir freuen uns auf Ihre Zuschriften. Schreiben Sie uns: Zentralredaktion, Postfach 10 44 52, 70039 Stuttgart, Stichwort: Schwäbisch, Fax: 07 11 / 72 05 - 73 09; E-Mail: land@stn.zgs.de

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