Pfarrer Foto: Petsch

In der heutigen Schwäbisch-Spalte geht es nochmals um die Bedeutung des Begriffs Eilengreit/Eulengreuth.

Stuttgart - In der heutigen Schwäbisch-Spalte geht es nochmals um die Bedeutung des Begriffs Eilengreit/Eulengreuth. Von Jürgen Braun, Heinz Winter und Egon Eisele haben uns drei weitere Leserbeiträge zu diesem intensiv diskutierten Thema erreicht.

Jürgen Braun schreibt: „Von meinem Vater (halb Oberland, halb Schwarzwald) kenne ich die Redensart, ein komischer Kauz sei a Eilagreidich. Wer sich einen solchen Eilagreidich leibhaftig vorstellen mag, denke an die Figur einer Ende der siebziger Jahre aus England importierten Kindervorabendserie, die Catweazle hieß – total aus der Zeit gefallen, schrullig und schusselig.“

Heinz Winter aus Schwäbisch Gmünd lässt uns wissen: „Das Verb ,reuten‘ für das letzte Abräumen einer Rodung hat einen Vorgänger, nämlich – mit einer dazwischen liegenden Lautverschiebung – ,raiten‘. Dieser Begriff wurde auch gebraucht für das Auslesen/Ausdeuten eines auf ein Tuch geworfenen Bündels von Buchenstäbchen mit eingeritzten Runen durch eine kundige Person; so ist unser ,lesen‘ entstanden. Zunächst war Magie im Spiel, später war dies die erste Schrift, mit der Christianisierung allmählich abgelöst durch lateinische Zeichen. Die Zeit der 24 (!) Runen ging immerhin vom 2./3. bis zum 11. Jahrhundert. Ein Fund aus unserer Gegend ist das Speerblatt von Wurmlingen mit Runen, datiert auf das beginnende 7. Jahrhundert.

Unsere Lehrerin Agnes Herkommer, die sich auch schriftstellerisch betätigte, wagte die These, dass ,raiten‘ auch für das gewollte Anordnen der Runen schließlich zum englischen gleich klingenden ,write‘ führte. In den seither vergangenen mehr als 60 Jahren weiß die Forschung bestimmt mehr darüber, ob die Begriffe Lesen und Schreiben eine gemeinsame Wurzel haben.“

Schließlich kommt Egon Eisele aus Esslingen-Berkheim zu Wort: „Beim Thema ,Eilagreit‘ ist mir eine Erzählung von meinem Vater, Jahrgang 1902, eingefallen. In Berkheim hatten wir seinerzeit einen Pfarrer Ortlieb, ein sehr volksnaher Mann, der auch einem guten Trunk nicht abgeneigt war. Wenn er besonders gut aufgelegt war, begann er den Konfirmandenunterricht mit diesem Ritual:

Pfarrer: ,Wann isch dr

Bembemberlesdag?‘

Konfirmanden: ,Wenn d’ Eila bocket!‘

Pfarrer: ,Wann bocket d’ Eila?‘

Konfirmanden: ,Am

Bembemberlesdag!‘

Erst danach ging es dann an die geistliche Vorbereitung. Ob mir wohl jemand sagen kann, wann der Bembemberlesdag isch und ob vielleicht d’ Eila em Eilagreit bocket hend?‘“

Der schwäbische Spruch des Tages kommt von Willi Lösch aus Waldenbuch. Er bezieht sich auf den Spruch vom 20. Februar („Wenn d’ Lokomotiv an Schurz anhätt, no dät i dera hendadreisaua“). „Dazu fällt mir folgende Variante ein, die wohl in Stuttgart gepflegt wurde. Sie lautet: ,Wenn du dem en Schurz an d’ Stroßaboh hente no bendescht, no schprengt der hentadrei wia obrennt!‘ Der Spruch zielte auf Männer jeglichen Alters, die einen besonderen Hang zum weiblichen Geschlecht hatten.“
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