Quelle: Unbekannt

Leserin Rose Kötzle aus Ehningen fragt nach dem Begriff „gambet“ aus dem schwäbischen Volkslied.

Stuttgart - Unser Sprachforscher Roland Groner hat das Wort: „Uf em Wasa graset Hase, ond em Wasser gambet Fisch“, so beginnt ein schwäbisches Volkslied, und Leserin Rose Kötzle aus Ehningen fragt nach dem Begriff „gambet“.

Wie man im Deutschen Wörterbuch lesen kann, ist „gampen“ im Mittelhochdeutschen noch nicht bezeugt, obwohl sicher vorhanden wie das verwandte Verb „gampeln“. Belegt ist „gampen“ in französischer Färbung als gampieren und gampenieren in der Bedeutung „tänzeln“, was auf französischen Hof hindeutet. Im 15.und 16. Jh. kommt „gampen“ im Sinne von „lustigem oder tollem Herumspringen“ noch selten vor. Später erhält es bei uns im Schwäbischen die Bedeutung „schwanken, schaukeln, wackeln, hin- und herbewegen“. Gemeint ist damit ganz speziell „im Sitzen die Beine baumeln lassen“, was auch „fiåßgãmbå“ genannt wurde, oder „den Sitz, auf dem man sitzt, hin- und her bewegen“. In Fischers Schwäbischem Wörterbuch bzw. in der „Etymologie des Schwäbischen“ von H. Wax werden auch folgende Verhaltensweisen mit gãmbå erwähnt: zum einen „auf der Stelle treten“, wenn der Urin drängt, aber zurückgehalten wird, zum anderen, wenn jemand auf dem Fahrradsattel hin und her rutscht, weil entweder der Sattel zu hoch angebracht ist oder weil die Beine zu kurz sind. Und eine alte Redensart lautet: „Mit åmmå volå Wãmbå isch et guåt gãmbå.“

In der Schweiz kommt unser Wort „gampen“ auch in verschiedenen Anwendungen vor, z. B. am Schwengel eines Ziehbrunnens ziehen und sich daran hängen, weshalb man auch vom „Gampbrunnen“ spricht, weiter nennt man ein Schaukelpferd ein „Gampiross“ und ein Schaukelbalken ist eine Gãmbåde.

Ein sinnverwandtes Wort zu „gãmbå“ ist „gautschå“, das für „schaukeln, schwanken, sich wiegend bewegen“ benutzt wird und im Schwäbischen weit verbreiteter ist. Dazu kann aus dem Deutschen Wörterbuch zitiert werden: „zu einem mädchen die kommt um sich im brautkleide zu zeigen, sagt zankend die mutter: ‚halt di doch grad un gautsch di nit so schepps.‘“ Vermutlich ist gautschå vom Substantiv „Gautsche“ abgeleitet, womit u. a. ein „Lotterbett“ gemeint ist (= „ruhebett neben dem ofen in der stube älterer häuser, darunter hie und da ein hühnerstall“). Doch das ist ein Kapitel für sich.

Leserin Ingrid Dettinger aus Stuttgart merkt zum Spruch des Tages vom Freitag an („Jetzt hosch dein Gluschta bossa“): „Der Spruch aus Horb/Rottenburg hat bestimmt folgendermaßen gelautet: ,Jetzt hosch deim Gluschta bossa dao.‘“ Erläuternd fügt sie hinzu: „Gluschta = Gelüste, bossa dao = jemanden etwas zum Bossen tun = jemanden einen Streich spielen. Daher: Jetzt hast du deinen Gelüsten einen Streich gespielt, da ihnen, den Gelüsten, nämlich wider Erwarten nachgegeben wurde.“ Ähnliche Anmerkungen verdanken wir Eckard Wolf aus Stuttgart und Dieter Lautenschläger aus Weinstadt. Der schwäbische Spruch des Tages kommt von einem Leser, der nicht genannt werden möchte. Er schreibt vorweg: „In einer Kleinstadt im württembergischen Unterland lebte noch in den 50er Jahren eine Gastwirtin, die als Original bekannt war. Mit einem Schulkameraden kehrte ich ab und zu in ihrer Gastwirtschaft zu einem Viertele Wein ein. Wenn sie Zeit hatte, setzte sie sich zu uns, um über dieses und jenes zu schwätzen. Einmal brachte sie das Gespräch auf ihren vor Jahren gestorbenen Ehemann und auf die Männer im Allgemeinen. Sie sagte: ,A Ma isch Gold wert, onn wenn’s dr greescht Scheraschleifer isch!‘“