Diese Hasen werden gerne eingetauscht. Foto: dpa

Die „Lomba“-Geschichten gehen weiter. Und wir erklären die Herkunft des Wortes „Kaddzuff“.

Stuttgart - Noch ist kein Ende der „Lomba“-Geschichten in Sicht. Leserin Irmgard Abt aus Steinenbronn erzählt eine „etwas andere Lumpensammler-Geschichte“:

„Bei uns im Dorf gab es einen Lumpensammler. Er hatte eine große Scheune, wo gesammelte Stoffreste, sortiert nach Farben und Stärke des Stoffes, lagen. Wir Kinder waren ganz begeistert zu bestaunen, was da gesammelt wurde. Ein Schild wies auf die Scheune hin: ,Eisen,Lumpen, Knochen für Seifemachen und Papier, ausgehauene Zähne, Altgummi, Altleder sowie das Fell vom Tier.‘

Als es auf den Winter zuging, war meine Mutter damit beschäftigt, einen sogenannten ,Zahbürschtfleggadebbich‘ zu häkeln, damit man im Winter nicht auf dem kalten Fußboden stehen musste. Als Häkelnadel diente eine alte Zahnbürste ohne Borsten. Am unteren Teil war mit einer Feile eine Kerbe eingeritzt. Sodann wurden wir mit einem Hasenfell zum Lumpensammler geschickt. Wir sollten das Hasenfell gegen Stoffreste tauschen. Für das Sommerfell bekam man etwa fünf bis sieben Mark, für das Winterfell, das sehr dicht war, schon mal zehn oder zwölf Mark. Zu Hause wurden dann im Hof in einem großen Bottich die Stoffe gewaschen, getrocknet, in dünne Streifen geschnitten, mit einem Weberknoten verknotet und zu einem Knäuel gewickelt. Am Ende gab es mal gab einen runden, mal einen viereckigen bunten Teppich. Da sieht man mal wieder: Mir Schwoba schmeißet halt doch nix weg!“

Irmgard Abt fügt hinzu: „Wenn die Mutter Seife kocht hot, des war au so en baiser G’schtank, do send sogar d’ Henna mit samt em Goggel ab. Do denk i oft: Weaga deara haufa Arbeit, wo se emmer keht hend, hättet die Fraua gar nia an sich denka oder en a Gschäft ganga kenna.“

Auf die Frage von Leser Willy Berner nach der Herkunft des Begriffs „Kaddzuff“ für Metzger haben wir prompt mehrere Zuschriften erhalten, für die wir uns bedanken. So schreibt Leser Reinhard Lenz aus Schwäbisch Gmünd: „Ich habe 70 Jahre im Ruhrgebiet gelebt, da war der Name ,Katzofe‘ für den Metzger gang und gäbe. Den Namen mitgebracht haben die polnischen Einwanderer, die Anfang des 20. Jahrhunderts ins Ruhrgebiet kamen.“

Leser Roland Idler aus Backnang schreibt: „Als Metzgerssohn ist mir der Name nicht unbekannt. In meiner Familie ist ein hebräisch-deutsches Wörterbuch aus dem 19. Jahrhundert erhalten geblieben. Es muss aus der Zeit stammen, als Türe noch mit ,th‘ geschrieben wurde. Darin ist auch das Wort ,Kazzov‘ genannt, das mit ,Metzger‘ übersetzt ist. Da früher viele Juden Viehhandel betrieben haben, gab es häufig Kaufverhandlungen zwischen den Viehhändlern und den Bauern. Im Vorwort wird Hebräisch als sogenannte Marktsprache bezeichnet, die man beherrschen müsse, um keine Nachteile zu haben.“

Aus Winterbach schreibt Leser Eberhard Schwarz: „Das Wort ist seit dem 18. Jahrhundert bezeugt. Es ist aus dem Westjiddischen entlehnt (,jüdischer Fleischer‘), welches seinerseits aus dem Hebräischen (,jüdischer Metzger, Schächter‘) stammt.“ Der schwäbische Spruch des Tages kommt von Leser Albert P. Mayer aus Mühlacker. Er berichtet: „Als junges Ehepaar wohnten wir zur Miete bei unserer Tante Marie. Wir haben oft und gerne gefeiert und sie auch häufig dazu eingeladen. Wenn’s dann spät wurde und die Tante ins Bett gehen wollte, ging sie ans Fenster, schaute hinaus und sagte dann: ,’s hot neamr mai Liacht wie nau no mier!‘ Dann wussten wir: Feierabend!“ Schreiben Sie uns: Zentralredaktion, Postfach 10 44 52, 70039 Stuttgart, Stichwort: Schwäbisch, Fax: 07 11 / 72 05 - 73 09; E-Mail: land@stn.zgs.de