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Markus Rösler trägt eine Begebenheit aus seiner Familie bei, die sich zwischen 1900 und 1930 abgespielt hat.

Stuttgart - Mit „Butz’sch z’erscht d’ Zäh?“ war ein Schwäbisch-Beitrag in der vergangenen Woche überschrieben, in dem es um Zahnersatz ging. Dazu einige Zeilen von Leserin Erika Bangert aus Beuren. Sie berichtet von einem Anruf auf einem Bauernhof: „Die kleine Enkelin nimmt den Hörer ab. Anrufer: ,Guck amol, ob dei Opa do isch!‘ Das Mädchen: ,Mei Opa muaß do sei – seine Zäh’ send em Glas. Wenner wegfährt, duat er se nei!‘“

Leser Markus Rösler aus Gerlingen (jetzt Vaihingen/Enz) trägt „eine Begebenheit aus unserer Familie bei, die sich wohl zwischen 1900 und 1930 abgespielt hat. Mein 1865 in Gerlingen geborener und lebender Urgroßvater Samuel Rebmann (Neffe des Kilimandscharo-„Entdeckers“ Johannes Rebmann) und Wengerter von Beruf, kam eines Nachts sehr spät heim von der Boiz und schlich sich im Dunkeln ins Schlafzimmer. Seine Frau mit dem schönen Namen Gottliebine jedoch schlief nicht (mehr?). Im Schlafzimmer befand sich eine Standuhr mit langen Pendeln. Die Gottliebine sprach: ,Sameel, schdell’d-Ur-a, i kaa des Ticktack nemme haera!‘ Samuel tat wie gewünscht. Am nächsten Morgen weckte ihn die Gottliebine mit folgenden Worten: ,So, Sameel, jetzt woiße des ao: Am halber drui erschd bisch hoemkomma!‘“

Markus Rösler fügt zwei Anmerkungen zur Schreib- und Ausspracheweise hinzu: „Die Schreibweise ,schdell’d-Ur-a entspricht der wörtlich tradierten Aussprache im dörflichen Gerlingen vor dem Zweiten Weltkrieg. Die Wörter wurden direkt miteinander verbunden.

Und beim Wort ,haera‘ lautete in dem (auch) fürs Schwäbische typischen Doppelvokal (Muader/Bruader, haon-i so gsaet, schao . . .) der dritte Buchstabe ,e‘, keinesfalls ,i‘, Aussprache also von ,a‘ auf ,e‘ gebunden, nicht etwa ,ä‘.

Übrigens wundert es mich, in wie vielen Fällen im Schwäbischen die zweite Person Singular am Ende mit ,d/t‘ geschrieben wird, also: Du ,kannschd/kannscht‘ etc. Weder mütterlicherseits aus Gerlingen noch väterlicherseits aus dem Stuttgarter Westen, noch in sonstigen Gesprächen mit alteingesessenen Schwaben kenne ich dieses ,d‘ oder ,t‘ am Ende des Verbs in der zweiten Person Singular.

Auch während meiner zwei Jahre im Albvorland in Boll-Eckwälden und meinen vier Jahren auf der Alb in Trochtelfingen kam das nicht vor. Handelt es sich hierbei vielleicht um eine Variation des ,kastrierten Honorationenschwäbisch‘, oder gibt es irgendwo im Schwäbischen tatsächlich Regionen, wo vor 100 Jahren ,Kannschd mir mol an Moschd aeschenka‘ gesagt wurde?“ Der schwäbische Spruch des Tages kommt von Leserin Luise Bühl aus Leinfelden-Echterdingen: „Wenn jemand alles besser weiß, sagte man: ,Du schmeckscht aus an Furz em Donkla.‘“

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