Geschichten auf der Schule Foto: dpa

Auch heute kommt der schwäbische Kindermund zu Wort. Leserinnen und Leser erzählen Schulgeschichten.

Stuttgart - Auch heute kommt der schwäbische Kindermund zu Wort. Leserinnen und Leser erzählen Schulgeschichten. Die erste stammt von Siegfried Fetzer:

„Der Lehrer ermahnte das Fritzle zum xten Mal: ,Fritzle, du darfst deinen Lehrer nicht mit Du ansprechen. Das musst du dir merken. Bis morgen schreibst du eine Strafarbeit. Du schreibst fünfzigmal: ,Ich darf zu meinem Lehrer nicht Du sagen.‘

Am anderen Morgen kontrolliert der Lehrer die Strafarbeit und stellt zu seiner Freude fest, dass das Fritzle den Satz sogar hundertmal geschrieben hat. Auf Nachfrage des Lehrers, warum er denn so fleißig gewesen sei, sagte der Bub: ,Ha waisch, des han i dir zliab gmacht.‘“

Eine Leserin schreibt: „Mein Sohn kam eines Tages von der Schule heim und sagte: ,Morgen hen mir koi Schual.‘ Ich fragte ihn nach dem Grund. Er sagte: ,Morga isch d’ Maria em G’fängnis.‘ Er konnte sich mit seinen acht Jahren unter dem Wort Empfängnis nichts vorstellen.“

Von Ruth Knoll stammt dieser Beitrag: „Dr Lehrer secht zom Karle: ,Schick mr doch morga mol dein Opa en d’ Schual zu mir!‘ ,Worom?‘ ,I will am zoiga, wia viele Fehler sai Soh’ en deine Hausaufgaba g’macht hot!‘“

Hildegard Jerke aus Leinfelden-Echterdingen erzählt eine Geschichte aus dem Fundus ihrer Freundin von der Alb:

„Auf dem Land kam früher etwa zweimal im Jahr der Schulrat zu Besuch, um sich zu erkundigen, was die Kinder gelernt haben. Der junge Lehrer bereitete seine Schüler auf den Besuch vor. Sie sollten sich anstrengen und richtige Antworten geben. Nun war da der kleine Herrmann, der nicht so gut lernte. Zu ihm sagte der Lehrer: ,Du bleibsch morga drhoim. Du gibsch doch bloß domme Antworta.‘

Am anderen Morgen ging der kleine Herrmann folglich nicht zur Schule; er fuhr mit dem Fahrrad über die Landstraße. Da kam er an einem Auto vorbei, das offensichtlich eine Panne hatte. Der Fahrer stand ratlos davor. Herrmann erkundigte sich, was denn los sei. „Der Motor hat plötzlich komische Geräusche von sich gegeben“, antwortete ihm der Mann.

,Machet Se amol d’ Motorhaub uff, no guck’ i amol nei“, sagte der Bub. Der Mann fragte: ,Verstehst du denn etwas von Autos?‘ ,O ja‘, sagte der kleine Herrmann. ,Auto hend mi scho emmer interessierd; i werd‘ schpäter Automechaniker.‘ Nachdem er den Motor begutachtet hatte, sagte er: ,Au je, do isch ebbes he. Do kommet Se nemme weit. Jetzt fahret Se mir hendedrei; im Flecka isch a Werkstatt, dia gucket drnoch!‘

Gesagt getan. In der Werkstatt angekommen, fragte der Mann: ,Sag mal, hast du denn heute keine Schule? Heut’ kommt doch der Schulrat.‘ Da antwortete ’s Herrmannle: ,Noi, i ben dr Dümmschde en dr Klass’. Dr Lehrer hot g’sagt, i sott drhoim bleiba, i dät bloß domme Antworte gäba.‘ Der Mann schaute ihn an und sagte: ,Aus dir wird noch was, das will ich deinem Lehrer sagen. Ich bin der Schulrat, und ich danke dir für deine Hilfe.‘ Und dem jungen Lehrer hat der Schulrat anschließend ordentlich die Leviten gelesen.“ Der schwäbische Spruch des Tages kommt von Leser Ralf Gneiting: „Ein Bekannter von mir bezeichnete die Dämmerungszeit immer mit den Worten: ,Zwischen Naachd ond Dag siehschd me ned.“

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