Foto: Grafik/Lange

Ute Weber erkundigt sich nach dem Ausdruck „mein lieber Scholli“. Ist dies überhaupt schwäbisch?

Stuttgart - Leserin Ute Weber aus Stuttgart erkundigt sich nach dem Ausdruck „mein lieber Scholli“, ist sich aber nicht sicher, ob dieser Ausspruch überhaupt schwäbisch ist. Ja, der Zweifel ist berechtigt. Zwar kommt „mãê liåbr Scholli“ auch im schwäbischen Sprachgebrauch vor, doch ist diese Redewendung umgangssprachlich wohl im gesamten deutschen Sprachbereich anzutreffen. Sie kann einerseits als Ausruf der Überraschung und der Anerkennung verwendet werden, andererseits aber auch als Warnung wie bei „Mãê liåbr Scholli, dess lòsch fãê sãê!“. Damit ist sie eine Variante von „Mãê liåbr Frãend!“. Allgemein geht man davon aus, dass „Scholli“ vom französischen „joli“ (hübsch, nett) abstammt, doch findet man bei Wikipedia auch den Hinweis auf Ferdinand Joly (1765–1823), der ein Vagabundenleben führte, sich als Dichter betätigte und in Österreich als „Original“ gilt.

„Neulich habe ich ein Wort gehört, das mir aus meiner Jugend (ich bin Jahrgang 1924) bekannt ist, das aber heute überhaupt nicht mehr gebräuchlich zu sein scheint: schäbbs. Es bedeutet wohl so was wie schief, aber vielleicht doch nicht ganz.“ Dies schreibt Leser Rudolph Nägele. Auch Leser Wilhelm Wegenast aus Stuttgart interessiert sich für dieses Wort.

„Du hòsch dãên Huåt schäpps uff“, sagt die Frau zu ihrem Mann und meint damit, dass der Hut schief sitzt. „Schäpps“ hat die Bedeutung von „schief“, stammt aber nicht von diesem Wort. „Schief“ geht auf das niederdeutsche „schef“ zurück, das wiederum seinen Ursprung in dem germanischen „skeifa“ hat. Dagegen hat unser schwäbisches „schäpps“ wie das elsässische und pfälzische „schäpp“ seine Herkunft im mittelhochdeutschen „schëpp“ (ë = ä), das vom germanischen „skibba“, einer Nebenform des genannten „skeifa“, stammt. Eine Verwandtschaft besteht auch zu dem von Hermann Sigler vorgeschlagenen schwäbischen Wort „scheågå“ (= schiegen) in der Bedeutung „schief gehen, die Schuhe krumm treten“ und zum davon abgeleiteten „scheåg“ (krumm, schief).

Unser „schäpps“ kommt, wie in Fischers Wörterbuch zu lesen ist, in verschiedenen Anwendungen vor: schäpps guggå (schief gucken); sich schäpps lachå (sich krumm, bucklig lachen); Däår hòt sãên Kiddl schäpps ã (verkehrt); Dess gòht/schdòht schäpps (schief, nicht gut). Schade, dass ein so originelles Wort immer mehr aus dem schwäbischen Sprachschatz verschwindet. Der Spruch des Tages kommt von Leserin Herta Pfau. Sie schreibt: „Bei einer größeren Familie kann es am Tisch beim Essen turbulent zugehen, bis die Mutter ruft: ,Still jetzt, ’s isch schnell a Schub verbabbelt!‘“ Schreiben Sie uns: Zentralredaktion, Postfach 10 44 52, 70039 Stuttgart, Stichwort: Schwäbisch, Fax: 07 11 / 72 05 - 73 09; E-Mail: land@stn.zgs.de